
Wo soll ich anfangen? Am besten in Cafayate, wo wir geschlafen haben und auf die Ruta 68 abgebogen sind. Wir fahren in die Quebrada de las Conchas, also in ein Tal umgeben von Bergen. Roten Bergen. Wir haben heute eine Art Hop-on-Hop-off-Tour geplant, da es so viele Dinge entlang der Straße zu sehen gibt. Das Erste, was wir sehen, sind natürlich die unglaublich schönen Aussichten während der gesamten Fahrt. Ein grünes Tal in dem tatsächlich mal etwas Wasser fließt, die roten Berge und eine Wolkendecke, die alles nur noch heimlicher und gemütlicher erscheinen lässt. Ich muss ja zugeben, dass ich lieber einen strahlend blauen Himmel habe, da mit Sonnenschein gleich alles viel besser ist, aber UV hat mir heute ihre Sicht der Dinge erklärt. Sie hatte als Kind eine Kuscheldecke mit Wolken darauf und so muss sie jedes Mal daran denken, wenn sie eine Wolkendecke am Himmel sieht und fühlt sich geborgen und es ist gemütlicher für sie. Unser erster Stop ist der “Sendero Los Estratos”. Ein kurzer Wanderweg zu den farbenfrohen und diesmal nicht “nur” roten Bergen. Wow! Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass ich immer das Gleiche schreibe, aber auch dieses Mal war das Farbspiel wieder enorm. Ich meine, ihr seht es selbst. Es sind Berge, die wir normalerweise grau, braun oder höchstens noch grün bewachsen kennen. Aber diese hier sind: rot, terracotta, rosa, gelb, weiß, grau, türkis, grün. Alles auf einmal. Ich bin völlig begeistert. Aber irgendwann muss man doch umkehren. Was bleibt, ist das Foto des Tages und die Erinnerungen. Wir fahren weiter und kommen an verschiedenen Gesteinsformationen vorbei. Einem Obelisken, einem Frosch, einem Amphitheater und des Teufels Rachen. Im Amphitheater haben wir eine unglaublich tolle Akustik, es ist eine schmale sehr hohe Schlucht mit Sackgasse, die das sogenannte Amphitheater bildet. Da wir jetzt so langsam in touristisches Gebiet gelangen, gibt es an allen “Attraktionen” Verkaufsstände. Es werden hauptsächlich handgefertigte Tongefäße und selbstgemachter Schmuck angeboten. UV bekommt schon mal von mir einen Anhänger aus Holz und Horn mit einem Nandu abgebildet, den ich lieber selbst behalten hätte. Da es aber der einzige ist und sie morgen Geburtstag hat, bekommt sie ihn. Wir fahren weiter und kriechen mit 40 km/h die Straße entlang. Die Aussichten sind einfach zu schön, um die erlaubten 60 km/h zu fahren. So langsam verändern sich die Berge. Das Rot weicht bewaldeten Hügeln. Plötzlich ein Zeichen mit “Estación Alemania”. Wir biegen ab und finden einen stillgelegten Bahnhof. Ich Frage den ersten Mann der uns über den Weg läuft, warum es Alemania, also Deutschland, heißt und die Antwort war relativ offensichtlich: Deutsche Auswanderer aus der Region Salta haben sich hier niedergelassen und den Zugverkehr eingeführt. Als in den 70er Jahren Busse eingeführt wurden, verfiel das Zugnetzwerk langsam und es ist nun nur noch ein Freilichtmuseum. Als wir weiter fahren, bemerke ich, wieso sie sich ausgerechnet hier niedergelassen hatten. Das erste Mal in Argentinien habe ich das Gefühl, ich wäre in Deutschland. Links und rechts der Straße Wiesenblumen und dahinter Felder, soweit das Auge reicht. Wir schlafen heute auf einem Feld in mitten von gelben Blumen. Das Herz denkt es ist in Deutschland, während der Kopf weiß, dass wir immer noch in Argentinien sind.
Heutige Wildtiersichtungen: 2 Falken, 14 Kondore, 16 Ziegen