Safari durch Tansania: Tag 4

In der Nacht werde ich munter. Ein schnelle Schritte, ein quiekendes Aufjaulen während das gesamte Zelt wackelt, als etwas an Zelt fällt. Ein Schmatzen später wird klar, hier wurde gerade irgendetwas genau an unserem Zelt getötet. Voller Adrenalin kann ich nicht mehr einschlafen. Umso länger ich wach liege, umso mehr wird der Druck in meiner Blase. Aber traue ich mich aufs Klo? Ich bin mir nicht sicher. Ich warte, bis ich es nicht mehr aushalte und dann ist es doch soweit. Es ist stockfinster. Das gesamte Camp noch am Schlafen. Meine Stirnlampe geht rundum wie ein Leuchtturm, um hoffentlich aufblitzende Augen nicht zu sehen. Ganz schnell wieder zurück und durchatmen sowie der Reißverschluss am Zelt komplett geschlossen ist. Kurz darauf klingelt auch schon der Wecker. Es ist um 5 Uhr. Nun dämmert es etwas. Als ich vom Zähne putzen zum Zelt zurück gehe, läuft gerade eine Giraffe vorm Sonnenaufgang durchs Camp. Was habe ich für ein Glück, hier sein zu dürfen. Mit der Sonne kommt auf wieder die Wärme und auch der Tee soll uns zusätzlich wärmen. Nachdem wir zusammengepackt haben, geben wir unserem Koch, der uns auf unserer Safari begleitet hat ein Trinkgeld. Was keiner von uns erwartet hätte, dass nun ein großes Drama entsteht. Nico kommt mit dem eingesammelten Geld, was wir mit großer Freude übergeben hatten zu uns und fragt uns, ob dies unser ernst ist. Ein Koch bekäme 10 USD Trinkgeld pro Tag pro Gast. Was in unserem Fall pro Person 40 USD, also insgesamt 280 USD in 4 Tagen gewesen wären. Dass wir aber alle Budget-Reisende sind, haben sie nicht auf dem Schirm. Total verständlich ist die gute Laune nun im Keller und wir alle sehr enttäuscht. 280 USD sind ein Monatslohn in Tansania. Aber man kann ja immer versuchen, den Weißen Geld aus der Tasche zu ziehen. Wir sind alle enttäuscht. Ich habe nicht wirklich Lust, nun noch eine Safari zu machen. Verspätet aufgrund der Vorkommnisse geht es los. Es herrscht Schweigen im Auto. Als wir in den 20 km² großen Ngorongoro-Krater hineinfahren werden böse Erinnerungen wach. Alles sieht aus, wie bei unserem Unfall in Uganda. Die Straße geht sehr steil nach unten. Warum sitze ich ausgerechnet ganz vorn. Bevor ich völlig unbeherrscht in Tränen ausbreche, setze ich mich mit dem Rücken zum Abgrund. Avi kennt meine Geschichte und sieht es mir direkt an. Er reagiert genau richtig und lenkt mich ab. Aus den Augen aus dem Sinn und sobald wir unten heile angekommen sind, ist auch alles wieder schnell vergessen. Was für ein emotionaler Morgen. Wir beobachten die Flamingos im Salzsee. Heute habe ich mich dazu entschieden keine Liste zu führen. Wir sehen einfach ständig etwas und abhängig davon, in welche Richtung ich schaue, sehen wir mehr und mehr. Grund dafür ist der Vulkankrater. Wie ein natürlicher Zaun fungiert der Krater und die Tiere hier vermehren sich weiter und weiter. Wie in meinen Erinnerungen treffen wir hier wieder auf große Gnu- und Zebraherden. Auch Hyänen und Hippos im Frischwassersee können wir beobachten. Nico legt für uns eine verbotene Pipi-Pause ein. Wir suchen dafür lange nach einem geeigneten Ort. Denn überall stehen Wächterhäuschen, die uns nicht außerhalb des Autos sehen wollen. Würde das der Fall sein, wäre Nico seine Lizens los. Wir parken also und erst dürfen die Frauen alle auf der rechte Seite des Auto ihr Geschäft erledigen und dann die Männer. Alles mit etwas Druck, denn 100m weiter liegt ein Löwe im Gras. Noch nie war ich so schnell. Mein großer Wunsch für den Ngorongoro-Krater wird heute leider nicht erfüllt. Die Spitzmaulnashörner hat heute leider keiner gefunden. Somit bleibt dieses Tier auf meiner Liste während meiner Reise durch Afrika ungesichert. Wir fahren den Krater wieder nach oben und raus aus dem Park. Am Parkeingang nehmen wir unser Mittagessen zu uns, dass uns unser Koch noch vor dem Trinkgeldvorfall zubereitet hatte. Weiter auf dem Plan heute steht die Besichtigung eines Massai-Dorfes. In einem Massai-Dorf lebt eine Familie, was in unserem Fall 68 Leute sind, also 1 Vater seine 10 Frauen und dessen Kinder. Wenn die Mädchen oder Frauen verheiratet werden wechseln sie das Dorf. Die Söhne dürfen sich Frauen aus anderen Dörfern suchen. Sie wohnen dann in einer Hütte, die von den Frauen aus Akaziens und Kuhdung gebaut wird. In der Regensaison werden sie mit Kuhfellen abgedeckt und danach bekommen sie wieder eine neue Schicht Kuhdung. Die Häuser sind etwa 9 m² groß und beinhalten eine Schlafnische für Kinder, eine Schlafnische für die Eltern, eine Kochstelle auf dem Boden und ein Minifenster für den Rauch zum abziehen. Auch eine Schule hat das Dorf. Die Lehrerin ist eine Frau der Familie. Die Kinder werden im Dorf unterrichtet und außerhalb werden offiziell die Prüfungen abgelegt. Werden sie geschafft, dürfen die Kinder in eine richtige Schule gehen, wenn nicht, dann halt nicht. Man sieht das ganz locker hier. Ein Sohn ging nicht zur Schule, der nächste, der nicht viel anders aussieht, studiert Jura. Ich frage den Leuten Löcher in den Bauch. Wie immer brauchen wir deutlich länger als ursprünglich angesetzt, aber ich möchte alles wissen. Jedes noch so unscheinbare Detail. Mich interessiert ihre Ernährung. Da die Massai ja immer noch autark leben, Frage ich nach. Hier im Dorf, wird pro Woche eine Kuh oder 2 Ziegen geschlachtet. Man kann sich also vorstellen, wie viel Vieh sie haben müssen. Das Blut wird frisch getrunken, alles andere zum Essen gegart oder weiterverarbeitet. Nichts wird weggeschmissen. Scheinbar kann man mit dieser Lebensweise gut alt werden. 87 Jahre ist die Dorfälteste, die sich zwar von mir ablichten lässt, aber leider kein Lächeln für mich hat. Die nächste Frau, die mir über den Weg läuft, ist jünger und auch offener., schenkt mir ein Lächeln und wird das heutige Foto des Tages. Doch Nico der Fahrer macht Stress. Er will weiter. Wieso verstehe ich nicht, denn wir müssen nur noch zurück nach Arusha fahren. Von Mama Anna werden wir in Arusha in Empfang genommen. Wie immer macht sie alles für uns. Über sie haben wir die Tour gebucht und deutlich günstiger als irgendwo anders bekommen und nun bekommen wir wieder ein Zimmer zum Ausruhen, eine große Flasche Wasser und eine Cola. Nachdem wir den Staub der letzten 4 Tage abgesucht haben, spendiert sie uns noch ein Abendessen und freut sich, dass es mir sichtlich besser geht. Noch ein Abschiedsfoto und wir werden von den Töchtern zum Busbahnhof gebracht, wo wir auf unseren Nachtbus nach Dar es salaam warten. Einmal im Bus nickt Avi direkt ein. Bei mir dauert es noch etwas. Ich werde mich in Moshi noch vom Kilimanjaro verabschieden bis ich voller guter Erinnerungen in meine Träume finde.

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