Kilimanjaro: Tag 6

Millenium-Camp – Mweka-Gate (9km, 2300hm, 5h)

Wir wollen früh los, denn wir haben heute noch viel vor. Der Kilimanjaro liegt hinter uns. Wir hatten nicht ausreichend Schlaf, aber es geht los. Die Aussicht ist wunderschön. Auf der einen Seite zeigt sich der Gipfel, er scheint friedlich zu ruhen. Auf der anderen Seite eröffnet sich ein Wolkenmeer. Noch immer sind wir über den Wolken. Die Erde scheint zugedeckt. Ganz gemütlich. Es sieht aber auch einfach nur aus, wie das Meer, aber es sind Wolken. Genau da müssen wir hin. Unser Abstieg beginnt. Je weiter wir absteigen, desto grüner wird es. Zu unserer Linken befindet sich plötzlich ein grünes Tal. Wir lassen uns Zeit. Wir sind heute alle gut drauf. Die Strapazen sind vorüber. Nach 2 Stunden kommen wir im Mweka-Camp an, welches eine Alternative zur letzten Nacht gewesen wäre, für uns aber absolut nicht in Frage kam. Mit den Wolken betreten wir langsam in den Cloud forest, den Wolkenwald. Wir können nicht fassen, wie schön der heutige Weg ist. Wo springen denn die vielen Elfen, Feen und Kobolde herum? Hier liegt auch nicht ein bisschen Müll herum. Ein großer Unterschied zum 1. Tag unserer Wanderung. Riesige alte Bäume, riesige Farn-Bäume und dann diese Lianen. Ich kann mich nicht zusammenreißen und schwinge mich elegant wie Tarzan an einer herum. Auch wenn meine Stimme noch nicht wieder Radio Patricia anschmeißen kann, mache ich zu viele Kaspereien und sorge so für viele Lacher. 300 m vorm der Ziellinie ist die Aufmerksamkeit weg. Ein paar Arbeiter graben links und rechts vom Weg Tiefe Rinnen für die Regenzeit und Schaufeln die Erde auf den Weg. Ich rutsche auf einem Stein aus und lande mit meinem Knie auf einem anderen spitzen Stein. Nicht wirklich oder? Verdammt tut das weh. Die letzten Meter muss ich nun also Humpeln. Die Stimmung ist hinüber. Sowie es ein wenig bergab geht habe ich starke Schmerzen, auf der Geraden geht es. Am Gate finde ich eine Waage. Wir waren gespannt, was wir an Gewicht verloren haben, aber wir würden scheinbar zu gut ernährt am Berg. Die Waage zeigt gleiches Gewicht an. An der Ziellinie warten schon ein paar Leute auf mich. Meine Emotionen überkommen mich. Ich bleibe stehen, drehe mich um und breche in Tränen aus. Ich fühle mich wie ein Verlierer, weil ich nicht bis zum höchsten Punkt gegangen bin. Alle schwärmen um mich herum und öffnen mir nochmal die Augen, was ich geschafft habe. Ich kann also bis zum Endpunkt gehen, seperiere mich und weine weiter. Oskar, dem die Tourenagentur “Aika” gehört, setzt sich zu mir und findet die richtigen Worte, um mir wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Nun können wir unser Abschlussfoto schießen und dürfen unsere Zertifikate abholen. Für mich gibt es eines zum Stella-Point auf dem höchsten frei stehenden Berg der Welt auf 5756 m und für die anderen beiden bis zum Uhuru-Peak auf 5895 m. Als alle wieder im Bus Platz gefunden haben, fahren wir zu einem nahegelegenen Restaurant, wo unser persönlicher Kellner Juma, einer von den Portern, unsere letzte gemeinsame Mahlzeit serviert. Danach gibt es noch ein kleines Kunstwerk mit Obstspießen und eine Torte. Als weiteres Andenken überreicht uns Oskar noch ein T-Shirt “I climbed Kilimanjaro am 27.09.2025”. Eine Danksagung folgt der nächsten. Wir sind alle sehr emotional und einfach nur extrem dankbar für alles. Die Guides waren immer für uns da und haben für uns gesorgt. Die Porter haben extreme Arbeit geleistet. Nach einer Fotorunde, bei der das Foto des Tages entstanden ist, fahren wir zurück nach Moshi. Hier werden alle geliehenen Klamotten zurückgegeben und wir überreichen das wenige Trinkgeld mit einer festen Umarmung an jeden, der uns auf unserem Weg geholfen hat: Isack und Rahim (Guides), Elias (Porter+Koch), Juma (Porter+Kellner), Amin und Sadic (Summit Porter), Abdul, Abraham, Godwin, Toni, Dana und Kalebi (Porter). Danach ist Edwin schon da, bei dem wir vorher couchsurfen waren. Er fährt heute nach Arusha und nimmt uns mit. Wieder völlig erschöpft kommen wir um 8 Uhr abends in Arusha an. Anna nimmt uns in Empfang und gibt uns allen ein gratis Einzelzimmer in ihrem Hotel, damit wir uns ordentlich ausruhen können. Nachdem sie uns auch noch Abendessen gekocht hat, sieht sie mir an, dass es mir wirklich nicht gut geht und schickt ihren Mann nochmal in die Apotheke. Der Apotheker spricht mit mir und ich bekomme eine ordentliche Keule an Antibiotika und Prednisolon und Hustensaft. Mit den Worten: “Morgen wird es dir viel besser gehen;” verabschiedet er sich. Nun müssen nur noch die Klamotten gewaschen werden. Der Kilimanjaro-Staub sitzt in jeder Ritze und ich habe noch nie so schwarzes Wasser gesehen. Ich brauche wirklich ewig, bis das Wasser sich nur noch hellgrau färbt. Geschafft Fälle ich in mein Bett aber finde nicht wirklich in den Schlaf. Im Zelt habe ich besser geschlafen als im Bett.

Posts created 731

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Begin typing your search term above and press enter to search. Press ESC to cancel.

Back To Top