
Heute war ich bei der Familie eingeladen, bei deren Schwester ich vor einigen Tagen Couchsurfen war. Mit dem Dala Dala ging es nach Shangarai. Nach der kurzen Fahrt wurde ich noch mehr als sonst, angestarrt, angesprochen und konnte hören, wie wirklich jeder über mich redete, an dem ich vorbei lief. Während ich den Weg mit Google Maps zu finden versuchte, kam mir Norah schon entgegen und nahm mich in Empfang, denn das Haus war hinter einem anderen Haus versteckt und stand in seiner eigenen Bananenplantage, war also gut getarnt. Zunächst wechselte ich erstmal die Schuhe, denn das kleine Grundstück ähnelte einem großen Bauernhof. Direkt erstmal in Hühnersch… getreten zur Begrüßung von Naimani und er nahm mich mit zu den Kühen, die einen klein gehakten Bananenstumpf zum Fressen bekamen. 4 Kühe, 2 Mütter und ihre 2 Kälber waren zu versorgen, versorgen aber auch im Gegenzug die Familie. Hier schieße ich direkt das Foto des Tages. Nachdem Norah und ich das Geschirr vom Frühstück draußen an der Wasserstelle in 2 großen Schüsseln abgewaschen hatten und die Hühner die Essensreste fein säuberlich aufpickten, machten wir uns schon an die Zubereitung des Mittagessens. Auch die Mutter des Hauses schaute jetzt mal kurz vorbei. Da ich von Naimani wusste, dass sie Massai ist, war ich nicht überrascht, als eine wunderschöne, große, schlanke Frau vor mir stand. Aber nicht sie kümmerte sich ums Mittagessen, sondern die 18 jährige Norah. Ich half ihr dabei. Draußen in einer separaten Hütte würde ein Feuer angeschürt, wo später der Reis drauf gekocht wurde. Dauerhaft um uns herum geisterten die 2 süßen Kätzchen. Kein Tier hier auf dem Hof hat einen Namen, nicht mal Hund und Katze. Wir sind nun drinnen und während ich Möhren raspel, wird mir “frische” Sauermilch angeboten. Ich probiere erstmal skeptisch, aber bin auch extrem neugierig, da sie ja von den eigenen Kühen ist, die wir vorhin erst gefüttert haben und 2 mal täglich gemolken werden. Es schmeckt erstaunlich gut und da ich schon ewig nichts süßes mehr gegessen habe, ist es fast wie eine Nachspeise als Einstimmung fürs Mittagessen, das aber erst noch zubereitet werden muss. Alles geschieht ohne Tisch. Der Topf steht auf einem Kochaufsatz auf einer Gasflasche. Ich raspel die Möhren in einer Schüssel auf meinem Schoß und Norah schneidet das andere Gemüse gekonnt ohne Brettchen in ihren Händen während das Fleisch im Topf schon mit klein geriebenem Ingwer, um weicher zu werden, vor sich hin köchelt. Wieder was gelernt, denke ich mir. Und raspel fleißig weiter als etwas in Erinnerungen schwelge und Norah von unserem Möhren-Salat mit daran geraspeltem Apfel erzähle. Da sie begeisterte Köchin ist, fragt sie mich, ob ich den Möhren-Salat bitte zubereiten könnte, wozu ich natürlich nicht nein sagen kann. Am Ende wird noch frischer Spinat mit Zwiebeln angebraten und das Menü ist fertig. Reis mit einer Art Gulasch, Spinat und guter deutscher Möhrensalat. Jeder der kostet ist überrascht und ich freue mich, auch ein wenig meiner Kultur übermitteln zu können. Nachdem wir gegessen haben, sind auf einmal alle müde. Norah und Naimani schlafen auf der Couch ein. Als auch ich mich hinlegen möchte, kommt Thomas, ein weiterer Bruder ins Haus und wir führen eine lange und sehr gute Unterhaltung. Er studiert Psychologie und wir finden 1000 verschiedene Themen über die wir reden können, von Rassismus über die Schwierigkeit des Erlernens einer neuen Sprache, wie Suaheli, Deutsch, Spanisch oder Chinesisch, zu Musik in Afrika bis hin zu meinem Aufenthalt in Tansania von vor 6 Jahren. Die Themen scheinen endlos zu sein, doch irgendwann wird es spät und bevor es dunkel ist, möchte ich doch wieder zurück in der Stadt sein, also verabschieden wir uns auf ein Wiedersehen. Das völlig überfüllte Dala Dala bringt mich zurück und zum Abendessen gönne ich mir heute nochmal einen Ingwer-Zitronen-Honig-Tee und zur Abwechslung mal eine Pizza.