Im Waisenhaus: Tag 1

Weiterreise. Nachdem die Sachen gepackt waren und ich den traumhaften Ort am Naivasha-See verlassen musste, stellte ich mich an die Straße und wartete auf mein Matatu, keine 2 Minuten später fuhr das erste vorbei und sammelte mich ein. Bis Naivasha war es kein Euro, den ich bezahlen musste. In Naivasha angekommen, war es Glück, dass ich noch Geld abheben musste und über das beste Matatu überhaupt stolperte. Non-Stop nach Nairobi für keine 2 Euro mit neuen Sitzbezügen und englischen Fernsehen. Das einzige was ich diesmal von der Fahrt außerhalb des Busses mitbekam war, dass es schön grün war und am Straßenrand Kuh- und Schafsfelle behandelt und verkauft werden. Als wir in Nairobi ankommen, leert sich der Bus extrem schnell und ich bin allein auf weiter Flur beziehungsweise allein im Bus und versuche meine Rucksäcke zu sortieren, während ich schon von den ersten  Kindern angebettelt werde. Ich gehe erstmal zielstrebig irgendwo hin, um nicht verloren zu wirken, auch wenn ich keine Ahnung habe, wo ich bin. In einer Ecke, in der ich Platz finde in dem gesamten Trubel, kann ich mir kurz Zeit nehmen, mich mit Karte orientieren und Clare bescheid geben, dass ich angekommen bin und wo genau ich bin. Danach kämpfe ich mich durch den extrem beschäftigten Verkehr von Nairobi. Aber ich packe es gut. Die Karte ist nun im Kopf. Der Kopf scannt den Verkehr unentwegt, da mir Leute entgegen kommen, mich schwere Karren von hinten über den Haufen rollen könnten, Busse, Autos und Motorräder ohne Plan durch die Straßen fahren, Verkaufsstände jeden letzten Zentimeter auf den Gehwegen nutzen und ich von allen angequatscht werde, weil ich Mzungu bin. Nachdem ich mich also durch alles durchgekämpft habe, beschließe ich strategisch an einer Shell-Tankstelle zu warten, denn Clare möchte mich abholen. Da ich am Ende ganze 2 Stunden warten muss, schließe ich Freundschaft mit den Tankstellenangestellten und mit einem Mädchen, dass mir Suaheli beibringen möchte. Es ist ganz witzig, da sie noch nicht wirklich Englisch sprechen kann. Sie verschwindet kurz und kommt mit den Worten wieder: Der Mann sagt, du bist Geld. Ich muss lachen und nochmal nachfragen, aber es kommen exakt nochmal die gleichen Worte. Unglaublich, genau diese Einstellung mag ich nicht. Genau, was Zulufa immer gesagt hat, viele Leute sehen in mir einfach nur eine Bank. Als es dann endlich so weit war und ich doch mal abgeholt wurde, waren alle negativen Gedanken, die vorher aufkamen, super schnell verflogen. Eine extrem herzliche Begrüßung und ich saß im Auto mit noch einem Ägypter, der auch bei Clare zu übernachten schien. Wir fuhren etwas außerhalb von Nairobi in den Stadtteil Kayole. Zur Begrüßung gab es ein kleines Ständchen. Ein Mädchen fing an und aus jeglichen Ecken des Hauses strömten mehr und mehr Kinder herbei. Clare hat hier in Kayole ein Waisenhaus errichtet. Noch habe ich keine Ahnung über das Ausmaß, später erfahre ich, dass hier im Haus 150 Kinder leben. Ihr Büro ist ihr Zimmer, in dem ich mit couchsurfen darf. Mit im Zimmer schlafen die 10 kleinsten und die 3 größten Mädchen, um in der Nacht mit zu helfen. Nach der Begrüßung bekomme ich Jamal in die Hand gedrückt und habe ihn nach 3 Minuten schon halb adoptiert. Den Rest des Tages wird der 6-monate alte süße Junge auf meinem Arm verbringen, während ich den anderen Kindern Sackhüpfen beibringe oder einfach nur Quatsch mache. Am späten Abend schläft Jamal in meinen Armen ein, während ich ein Lied aus Tansania Summe. In Clare’s Büro kommen nun alle zusammen und wollen beten. Danach dürfen sie noch Fernsehen. Bis alle am Ende im Bett sind, ist es halb 1. Die kleinen Vorschulkinder klettern in ihren Schlafanzügen in ihre Betten und schlafen, während Clare und ich mit den 2 Jüngsten in einem großen Bett “schlafen”. Jamal ist sehr hungrig und hält mich eigentlich fast die gesamte Nacht wach. Wie Clare das jeden Tag und jede Nacht macht, seitdem sie dieses Projekt ins Leben gerufen hat, ich habe keine Ahnung. Ich bin völlig geschafft.

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