
Endlich mal ausschlafen, jedenfalls so halbwegs. Zum Frühstück treffen wir uns heute um 8 Uhr und da wir heute auch nicht weiter reisen, musste ich mein Gepäck auch nicht vorher packen. Gefrühstückt wird also in aller Ruhe, danach packe ich erst meinen Tagesrucksack zusammen und dann geht es los. Wir fahren nach Bigodi, ein kleines Dorf unweit von unserer Unterkunft. Hier überreicht mich Perez an Phiona, die mich die nächsten 2-3 Stunden durch die Natur und die Dorfgemeinschaft führen wird. 2-3 Stunden heißt es, je nachdem, wie interessiert ich bin und wie viele Fragen ich stelle. Ich kann schon mal vorweggreifen, dass meine Tour am Ende 6 Stunden gedauert hat. Der Preis war der gleich, nur das ich diesmal auch ein Trinkgeld habe springen lassen. Wir beginnen unsere Tour erstmal in der Natur. Direkt von der Hauptstraße abgebogen, entdecken wir bereit in den ersten Bäumen, die ersten Affen. Die Red Colobas monkey, die eine gefährdete Rasse sind und daran gar nicht mal selbst so unschuldig dran sind. Wenn er junge Blätter frisst, kann es sein, dass diese in seinem Magen fermentieren und er davon betrunken wird. Das ist der Augenblick in denen er denkt, dass er es mit den Schimpansen aufnehmen kann, sie angreift, besoffen durch die Baumkronen gejagt wird, so lange, bis er, weil er noch einen zweiten Nachteil hat, denn er hat keinen Daumen, anders als der Schimpanse, vom Baum fällt und unten schon von einem anderen Team an Schimpansen erwartet wird. Und das Ganze ohne freudige Absichten, sondern eher um ihn zu verspeisen. Wenn man diesen Affen hier in Kibale nicht sieht, kann man ihn leider nur noch in Zoos finden. Die andere Art Affe, die wir hier finden, ist schon etwas besser dran. Sie leben in Gruppen von 15-20 Tieren zusammen. Heute sehen wir 3 dieser gruppen in Wald und ihrem Benehmen nach zu urteilen, geht es ihnen ganz gut. Flink flitzen sie durch die Baumkronen. Immer der präsent ihr roter Schwanz, der den Red tailed Monkeys ihren Namen verliehen hat. Noch viel beeindruckender aber ihr kleines süßes Gesicht mit der weißen herzförmigen Nase, wie im Foto des Tages zu sehen. Dann hat mich der kleine Racker noch nett angelächelt und ich war zufrieden. Sein großer Bruder hustete und nieste währenddessen und ein paar andere rollten weiter wild in den Baumkrone umher. I’m nächsten Baum wartete dann schon Affenart Nummer 3 auf uns. Der Verwandte des Red Colobas monkey, der White and black colobas monkey, aber anders als er wird er nicht aufmüpfig, denn auch er hat die Fähigkeit besoffen zu werden. Wenn das bei ihm passiert, ist er weiße wie ein alter Mann, wie er auch eindeutig aussieht, klettert vom Baum und holt sich Elektrolyte von Termitenhügeln und anderen Orten. Phiona erzählt mir einige Anekdoten aus der afrikanischen Tradition, je nachdem was wir entdecken. Zu allen gibt es eine Geschichte. Wasserläufer wurden von Mädchen gefangen, auf die Brustwarzen gesetzt, sie wurden gebissen und alles in der Hoffnung, dass man dadurch große Brüste bekommt. Natürlich schwollen die Brustwarzen dadurch an aber vermutlich nicht viel mehr. Wir finden schwarzen Pfeffer, Papyrus und Vanille. Die Silver leave Desmodium Pflanze deren Samen gern an der Kleidung fest klettet, wurde als Beweis genutzt, dass ein Partner fremd geht, also die “Busch Lodge” verwendet hat. Ich lerne außerdem, dass Mädchen nach wie vor nicht auf Bäume klettern oder Fahrrad fahren lernen dürfen, da die Angst zu groß ist, dass sie ihre Jungfräulichkeit dabei verlieren könnten. Ich muss laut auflachen, aber es ist komplett ernst gemeint. Hochzeiten in Uganda sind heute noch oftmals arrangiert. Und die Familie des Mannes muss der Familie der Frau einen guten Preis in Form von Kühen und Ziegen zahlen. Ist die Jungfräulichkeit nicht mehr gewährt, geht dieser Preis drastisch nach unten. Die Familie des Mädchen achtet also streng darauf, dass das nicht passiert, um möglichst gut bezahlt zu werden. Nach dem lehrreiche Spaziergang durch die Natur geht es nun ins Dorf. Zuerst besuchen wir eine Familie, die vom Kaffeeanbau lebt. Zur Begrüßung gibt es eine sonnengetrockneten Kaffeefrucht, was heißt, dass man willkommen ist. Bekommt man diese in den ersten 10 Minuten nicht überreicht, sollte man zusehen, dass man das Weite sucht. Nachdem ich die Bohnen aus der Frucht geschält habe, werden die Bohnen vernascht. Ich bin überrascht über den Geschmack. Es erinnert überhaupt nicht an Kaffee. Ich darf lernen, wie man Kaffee in Afrika zubereitet. Zunächst denke ich mir, ich weiß schon alles aus Kolumbien, aber da habe ich mich getäuscht, das Erlebnis wird ein völlig anderes. Zunächst werden die Bohnen mit einem Holzstößel aus den sonnengetrockneten Früchten geholt. Zum Anfeuern wird ein traditionelles Lied gesungen, da die Arbeit gar nicht so einfach ist. Der Stößel ist etwa 1 m lang, also auch dementsprechend schwer.”Wir werden Kaffee trinken, der Kaffee von Uganda ist so süß” “Poundy, poundy, poundy Coffee poundy” – “Mahlen, mahlen, mahl den Kaffee mahl ihn”. Dieses Lied werde ich noch den Rest des Tages im Ohr haben und singen. Nun werden die Schalen entweder durch Wind oder durch sanftes Pusten von den Bohnen getrennt, während sie gekonnt auf einer Matte in die Luft geworfen werden. Nachdem die Bohnen befreit sind, werden sie über Feuer im Tontopf geröstet. Für mich, rösten wir die Bohnen nur leicht an. Danach geht es wieder in den Mörser Topf und wir singen wieder. Diesmal mit einem anderen Stößel. Nachdem das Kaffeepulver fertig ist, kommt es in ein Sieb. Unter rühren wird heißes Wasser darüber gegossen. Meine Tasse wird halb gefüllt. Wie immer auf meiner Reise koste ich alles. Mir schmeckt es nicht, aber es ist schon mal deutlich besser, als damals in Kolumbien. Ich soll es mit Zucker versuchen. 2 Teelöffel Zucker machen einen extremen Unterschied. Ich bin überrascht. Schmeckt es mir jetzt? Das kann ja nicht wahr sein. Ich gehe es trotzdem langsam an, da ich weiß, wie mein Körper auf Koffein reagiert. Eine halbe Stunde für eine halbe Tasse aber ich bin ein wenig stolz auf mich. Und tatsächlich fühle ich mich danach etwas wie betrunken. Den Rest der Bohnen bekomme ich gegen ein gutes Trinkgeld eingepackt. Ich sehe mich schon zu Hause das Lied singen und meine Bohnen mahlen. Wir verabschieden uns und gehen zur nächsten Familie. Sie sind auf Bananen spezialisiert. Von Generation zu Generation wird das wissen weiter vererbt und es darf nur einen “Banana-Man” in der Gemeinschaft geben. Der Banana-Man hat alle möglichen Witze auf Lager. Da er so viele Bananen isst, hat er gelbes Blut und so weiter. Wir lachen die gesamte Zeit während des Aufenthalts. Aus Bananen und Bananenblattern machen wir Bananensaft, indem wir alles gut durchkneten. Die Bananenblätter nehmen dabei die Fasern der Banane auf und wir bekommen einen fast klaren super leckeren Saft heraus. Der Banana-Man stellt außerdem Bananen-Bier und Bananen-Gin her. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie habe ich auf einen guten Geschmack beim Bananen-Bier gehofft. Ich nehme also einen Schluck und mein ganzes Gesicht verzieht sich. Das schmeckt tatsächlich wie Bier. Mein Rest ist also für die anderen. Der Bananen-Gin schmeckt mir schon deutlich besser, aber mein klarer Favorit ist und bleibt Bananen-Saft. Ich bekomme den Rest mitgegeben. Wie auch beim Banana-Man gilt für mich “Everyday is Banana-Day”. Unsere letzte Station bringt uns zu den Korbflechter-Frauen. Wieder einmal denke ich, dass ich bereits alles aus Zambia weiß, aber dabei täusche ich mich gewaltig. Hier werden andere Materialien verwendet. Statt Gras und Palmenblättern, nutzt man hier Papyrus, die Raphia Palme, welches wir als Bast kennen und Bananen-Faser vom Stamm der Bananen-Pflanze. Mir wird erklärt, womit gefärbt wird. Kurkuma, afrikanischer Rosmarin und Annatto/Orleansstrauch, mehr Brauch man nicht, um jede Farbe von gelb bis schwarz herzustellen. Manchmal wird es gekocht, manchmal nur darin eingeweicht. Auch die Tageszeit, an der die Frucht geerntet wird, bestimmt die Farbe. Alles super interessant. Am Ende kann ich noch schauen, was ich so drauf habe. Die 10 Frauen sind begeistert und da sie auch ein Chor sind, gibt es zur Verabschiedung noch 3 Gesangseinlagen mit Trommeln und Tanz. Natürlich mache ich wieder mit. Auf dem Rückweg entdecken wir noch, wie jemand frische Backsteine macht. Der Schlamm wird in Formen verdichtet und auf dem Boden in der Sonne getrocknet, bevor sie gebacken werden können. Ich freue mich, dass ich das auch noch sehen konnte. Das 4-jährige Mädchen hätte ich am liebsten mitgenommen, auch wenn ich weiß, dass das nicht ganz legal ist. Spaß beiseite. Zum Abschied lassen sich noch zwei Lippenstift -Vögel, die Turacos blicken. 6 Stunden gingen wie im Flug vorüber. Nun geht es wieder zur Unterkunft, um unser viel zu spätes Mittagessen zu verspeisen. Auf dem Weg hält Perez noch an, da ich ihm gesagt habe, dass ich gern mal eine Jackfruit, Stunkfrucht, probieren würde. Für umgerechnet 1€ oder 5000 Shilling bekommen wir 8kg Frucht. Frisch gestärkt ging es direkt nochmal los, nochmal in die Natur. Eine steile Fahrt in den Hügeln, die als gute Therapie für unseren Autounfall wirkt, noch einen kleinen Fußmarsch und wir sind am Aussichtspunkt auf 3 der über 40 Kraterseen der Region. Hier genießen wir einfach nur mal die Ruhe und den Sonnenuntergang.