
Heute bin ich leider noch nicht in der Lage, über mein Erlebtes zu schreiben. Ich muss erst alles noch verarbeiten…
Einmal darüber geschlafen, ordentlich geweint, als die meiste Anspannung weg war und alles ist etwas sortierter im Kopf. Dabei fing alles so gut an. Um 6 klingelte der Wecker, die Sonne ist schon am aufgehen und Perez und ich dürfen erst noch unser gutes Frühstück genießen, bevor wir uns aufmachen, einmal den Berg hinunter hinein in den Nationalpark. Direkt wieder zu Anfang lassen sich zahlreiche Wasserböcke sehen. Unsere Mission heute ist es ein Eland zu finden, da ich die größte Antilope noch nie auf meiner Reise zu Gesicht bekommen haben. Wir fahren also ein bisschen umher, es ist wirklich wie in einem riesigen Zoo hier. Man hat die ganze Zeit Anblick. Ob Zebra, Impala, Pumba oder Wasserbock, eines davon sieht man immer. Wir bekommen einen Anruf und drehen um. Nun geht es etwas schneller zu Linda, die ich gestern am See schon kennen gelernt habe. Sie ist die befreundete Rangerin des Parkes von Perez. Sie ist mit 2 Italienern unterwegs auf einer Safari zu Fuß. Sie hat uns eingeladen, der Exkursion zu folgen, da sie etwas entdeckt hat. Wir parken also unser Auto an der Seite und sind mit von der Partie. Direkt zu Anfang sehe ich in der anderen Richtung, in die wir nicht gehen, ein paar Giraffen mit einer Baby-Giraffe, die Probleme beim Laufen hat. Ihre Vorderläufe sind im 45°-Winkel an den Knien eingesteift. Linda erzählt mir, dass die Giraffe, die erst eine Woche alt ist so geboren wurde und in ärztlicher und physiotherapeutischer Behandlung ist und bereits besser wird. Wow, immerhin. Aber wir gehen in die andere Richtung weiter, nicht weit und auch hier sehen wir Giraffen. 2 Mütter und 3 Kälber. Gemeinsam mit ihnen gehen wir bergauf. Sie sind überhaupt nicht scheu und gehen die gesamte Zeit etwa 20 m vor uns hinweg und lassen sich nicht stören. Ab und zu halten sie an, um an den Akazien etwas herum zu knabbern und dann geht’s auch weiter. Wir verabschieden uns von der “Giraffenreise”, wie eine Truppe von Giraffen genannt, die am Laufen sind, anders als eine Gruppe von Giraffen, die steht und grast, die “Tower”, also “Turm” genannt wird. Linda meint, nur werden wir eine männliche Giraffe sehen. Schön gestern habe ich mir Perez die Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei den Giraffen studiert. Wir gehen weiter bergauf. Sowie wir über den Hügel sind traue ich meinen Augen nicht. Vor uns stehen 9 Giraffen. Eine hübscher als die andere. Diese Roths-Child-Giraffen haben ein so schönes Muster. Schade, dass sie gefährdet sind, aber gut, dass sie hier im Park eingeführt wurden, um sich zu vermehren. Und das scheinen sie auch gut zu tun. Sie sind völlig unbeeindruckt von uns. Links liegt noch ein männlicher Wasserbock, ein paar Topis ziehen davon und ein männliches Impala streift durch die Kante. Die wird einer der schönsten Momente für mich auf meiner Reise durch Afrika sein. Die Giraffen stehen im Kreis um eine Akazie Drumherum und fressen. Von Zeit zu Zeit taucht eine weitere hinter einem Busch auf oder eine andere verschwindet. Und wir mittendrin. Ich stehe 2 m von einer jugendlichen Giraffe entfernt. Was für ein riesiges Tier. Wir sind völlig entspannt. Doch dann fängt sie, wie Giraffen eben rennen, an in Zeitlupe in meine Richtung zu rennen und ich spüre über den Boden die Erschütterung und den Wind als sie an mir vorbeirennt. Die atmet tief aus und bleibt 2 m hinter mir wieder stehen. Irgendwas hat sie aufgeschreckt. Und sie hat mich aufgeschreckt. Ich wollte heute eigentlich nicht von einer Giraffe tot getrampelt werden. Aber sie ist mit Abstand an mir vorbei und hatte nicht die Absicht, mir weh zu tun. Wieder etwas veruhigt ist Fotosession angesagt. Ich steige auf einen Termitenhügel und Perez macht Bilder von mir. Als ich die Hände ich die Höhe Strecke, wird die Giraffe hinter mir aufmerksam und kommt näher auf mich zu und wundert sich, was dieser ungewöhnlich große Mensch da macht. Ich drehe mich um und Perez schießt das heutige Foto des Tages. 3 m entfernt, Auge in Auge mit einer jungen Giraffe, was für ein Moment. Und dann kommt der Auftritt des Giraffenbullen. Deutlich größer und dunkel gefärrbt stolziert er in voller Muskelpracht an uns vorüber. Das ist nochmal ein anderes Kaliber. Jeder hat Respekt. Aber er ist ruhig und geht auch an die gleiche Akazie zum Fressen. Nun sehe ich, die 5 Hörner, von denen mir berichtet wurden, dass sie männliche Giraffen haben. Super interessant. Als wir uns satt gesehen haben und befriedigt sind, drehen wir wieder um und gehen wieder bergab, als Perez am Horizont ein Eland entdeckt. Also gehen wir erstmal noch dort hin, damit auch ich mein Eland abhaken kann. Auf dem Rückweg zu den Autos geht wieder eine andere Giraffenreise vor uns her und ich bin einfach nur völlig begeistert. Danke an Linda, die uns Bescheid gegeben hat. Was heute hier los war, glaubt mir keiner und kann man mit Worten nur schwer beschreiben. Wir waren 3 Stunden unterwegs. Da es nicht der Plan war heute eine Wanderung zu machen, hatte ich nur meine Latschen an. Jeder der mich gesehen hat, dachte sich vermutlich, was für eine Touristin. Total unvorbereitet, aber am Ende hatte ich weniger Blessurenals die anderen. Wir machten uns wieder auf den Rückweg, hielten nochmal bei meinen geliebten Ankole-Langhorn-Rindern an, trafen hier nochmals auf die Italiener und verabschiedeten uns. Zurück in der Lodge gab es Mittagessen und eine gute Mittagspause.
Gut ausgeruht, wollten wir um 3 zu unserer zweiten Safari starten. Wir stiegen ins Auto, starteten das Auto und rollten los. Wir sind auf einem sehr steilen Hügel und wollen wieder herunter in den Nationalpark. Keine 5 m gerollt und das Chaos beginnt. Pérez schreit nur “Bremsen!” und ich realisiere erst jetzt, dass die Bremsen nicht funktionieren. Ich schaue auf seine Füße, das Pedal ist durchgetreten, aber wir werden schneller und schneller, ich will zur Handbremse greifen, aber Perez Hand ist schneller da. Auch die Handbremse funktioniert nicht. Mein schlimmster Albtraum wird war. Wie oft habe ich davon geträumt, mit einem Auto von einem Berg zu stürzen und so zu sterben. Heute scheint es so weit zu sein. Wir rasen immer weiter Richtung Abgrund. Alles geht extrem schnell, da der Berg so steil ist. Pérez sein Arm kommt zu mir und hält meinen Oberkörper in Position. Die Straße ist von einer kleinen einen halben Meter hohen Mauer eingegrenzt, wie wir er hier hoch schaffen weiß ich am Ende nicht. Nun ist der Abgrund da. Wir rammen einige kleine Büsche und machen alles platt. Ich sehe uns den Hang herunter fallen und sterben. Ein weiterer Busch und wir werden langsamer und landen schließlich in einer Baumkrone die uns immer weiter abbremst und an den großen Stämmen gänzlich anhält. Das Auto ist extrem schräg. Wir stehen aber links aus dem Fenster blicke ich dem Abgrund entgegen. Mein Instinkt sagt mir, dass es noch nicht vorbei ist, das Auto kann jederzeit abrutschen. Ich sage zu Perez: “Schnell aus dem Auto heraus!”, aber er ist wie eingefroren. Nochmal sage ich es, aber er bewegt sich kein Stück, also muss ich Richtung Abgrund aus dem Auto über die Baumkrone Herausklettern. Am Boden angekommen gehe ich am Hang, das Auto über mir schnell hinters Auto, er sitzt immer noch im Auto. Ich klettere den Hang hinauf, öffne die Tür und ziehe Perez aus dem Auto. Das Auto steckt gottseidank immer noch fest. Mittlerweile kommen auch ganz viele Leute vorbei, die das Ganze gehört haben und nach uns schauen. Wir zittern am ganzen Körper. Geht es dir gut? Mein Knie tut weh, sein Ellbogen tut weh, aber wir leben. Wir können es noch nicht fassen. Jeder redet mit uns, alle sind besorgt. Doch alles ist gut. Die Zeit vergeht, wir nehmen uns Zeit für uns, müssen weg von diesem Ort und setzen uns an ein ruhiges Plätzchen, um klar zu kommen. Wir reden und trösten uns gegenseitig. Unser Kopf weiß nicht, ob er weinen oder lachen soll. Wir haben dem Tod ins Auge geschaut, aber wir sind fast völlig unversehrt davon gekommen. Wir sind am Leben und keiner von uns hätte das je gedacht. 4 Stunden vergehen. Das Auto wird mit einem Laster mit Mühe aus dem Unfallort gezogen. “Ihr hattet 1000 Schutzengel!”, “Das ist ein Wunder!”, “Gott wollte euch noch nicht gehen lassen!”, “Du hast noch viele Leben zu retten!”. Jeder versucht uns aufzumuntern, aber wir brauchen einfach nur Zeit. Nach dem Abendessen verabschieden wir uns in unsere Zimmer. Es gibt eine lange Umarmung. Pérez ist nun nicht mehr nur mein Guide. In den nächsten Tagen werden wir uns gegenseitig brauchen. Nur wir wissen, durch was wir gegangen sind. Nur wir können uns wirklich verstehen. Hier ist ein Bund fürs Leben entstanden.
Heutige Wildtiersichtungen:
- Pumbas
- Brown snake eagle
- Impalas
- Bushbock
- Waterbock
- Topi
- Zebras
- Büffel
- White brown coucal
- Vervet monkey
- Black headed gonred
- Go away bird
- Giraffen
- Short tailed eagle
- Woodland kingfisher
- Gray castrol
- Banded mongoose
- Paviane