
Es wackelt und wird mit jeder Minute kälter. Ich hole während der Nacht immer mehr Kleidung aus meinem Rucksack. Als ich mal auf Toilette gehe, erkenne ich das Problem, die Türen vom Zug sind zwar geschlossen, aber Fenster sind keine mehr drinnen. Die Toilette ist erstaunlich sauber, was mir ein gutes Gefühl gibt. In der Nacht kann ich nicht all zu viel schlafen. Bei jedem Halt, ertönt die viel zu laute “Hupe”. Um 4 Uhr machen wir einen einstündigen Halt und irgendwelche Besoffene Männer kommen in den Zug und argumentieren oder streiten. Gottseidank bleibt die Kabinentür die ganze Zeit über geschlossen. Am Morgen wird es etwas ruhiger im Zug und ich kann noch etwas Schlaf finden bis in Monze meine Fahrkabinen-Begleitung wechselt. Der Zug wird jetzt richtig voll. Aus einem erste Klasse Schlafwagen wird ein Familienabteil mit 8 Kindern und 6 Erwachsenen, statt 4 Personen. Ich muss also mein Bett freigeben. Hier wird jetzt alles gemacht: Windeln gewechselt, gesäugt, gegessen, getrunken, geschlafen und ja, sogar das Geschäft wird hier verrichtet. Für das kleine gibt es einen Becher in einer Tüte und für das große für jedes Kind eine Windel, die direkt danach durch das kaputte Fenster nach draußen geworfen wird. Ich bevorzuge dann doch die Toilette aber es wird langsam echt schwer, sich bis dahin durch zu kämpfen. Die Schiebetür, die ohnehin schon schwer zu öffnen ist, da es von innen keinen Griff gibt, bekomme ich nicht weggeschoben. Von außen sitzen die Leute so sehr dran gepresst, dass es mir unmöglich wird. Irgendwann komme ich dann doch raus. Und will eigentlich direkt wieder umdrehen, als ich den Gang sehe. Oder eher gesagt, keinen Gang mehr sehe. Wie soll ich hier durchkommen? Es sind nur 10 m aber die fordern einen heraus. Ich brauche eine ganze Weile. Bis hierhin schön und gut. Das nächste Mal, als ich wieder auf Toilette musste, war es schon später und im Gang schlief man, ich musste aufpassen, dass ich auf keinen Kopf trete, während ich eine kleine freie Stelle für meinen Fuß suchte und quetschte mich mit zwang durch die Menschenmassen. Bei der Toilette angekommen, sah ich keine Toilette mehr. Ich konnte nicht erkennen wie viele Leute hier drinnen schlafen, aber es waren zwischen 5-10, da sie gestapelt schienen. Da der Zug gerade mal wieder irgendwo im nirgendwo, wie fast die ganze Zeit stand, bat ich die Leute einfach die Zugtür für mich zu öffnen. Einige sagten zwar, geh nicht raus, wir fahren ohne dich weiter aber ich musste wirklich dringend pinkeln. Ich kletterte also den Zug herab und unter vielen Blicken entleerte ich mich schnellstens und war direkt wieder drinnen. Zurück in meinem Abteil, es wurde mittlerweile etwas geleert, weil einige nicht erste Klasse bezahlt hatten, bekam ich erstmal mit, wie gut es ist, dort das Bett hinter einer Tür zu haben. Die Fahrt zögerte sich immer weiter hinaus. Als es das zweite Mal während einer Zugfahrt dunkel wurde, wurde auch ich langsam ungeduldig. Meine Couchsurfer warteten bereits seit 4 Stunden am Bahnhof auf mich. Am Ende hatten wir 6 Stunden Verspätung mit einer Gesamtreisezeit von 26 Stunden. Jetzt musste ich nur noch mit Sack und Pack aus dem Zug kommen und ich war endlich in Lusaka. Ich wurde abgeholt von Alissa aus Deutschland, ihrem Partner von hier und dem kleinen 3-monate alten Alysa. Sie hatten mir essen und trinken gekauft, da ich schon halb verhungert war und es ging direkt zu ihnen nach Hause. Alysa feixte etwas mit mir herum und während wir unseren deutschen Tee schlürften unterhielten wir uns, als würden wir uns schon immer kennen. Eine Sache, die wir auch schon klar gemacht haben. Alissa wird in 1 Woche nach Deutschland fliegen und meine geflochtene Schale mitnehmen, was heißt, ich muss nicht damit durch die Gegend reisen. Jackpot!