Spontan sein, ist alles

Wenn man aufwacht und mehrere verpasste Anrufe auf dem Telefon hat ist man schon mal nicht so entspannt. Ein Rückruf und ich soll in 2 Minuten fertig sein. Oh Gott, ich bin doch gerade erst aufgewacht. Zähne putzen muss ich mir heute also sparen. Ich muss in 2 Minuten auschecken, meine Sachen packen und alles vorbereiten für… RAFTING! Richtig. Lisa sollte heute mit ihrem Unternehmen Raften gehen, da sie aber viele andere Dinge zu tun hat, darf ich gratis einspringen. Nachdem ich also einmal wie ein Wirbelwind durch das Hostelzimmer gesprungen bin, muss ich am Ende noch 10 Minuten warten. Gemeinsam mit einer Kollegin von ihr, werden wir vom Hostel abgeholt, da es noch einen zahlenden Gast hier gibt. Gemeinsam fahren wir nun an den Zambesi-River zur Stromschnelle 14. Hier ist eine moderne Mission erbaut, mit allem, was das Herz der Amerikaner, die den Einheimischen ihre Religion lehren, begehrt. Häuser, Spielplatz für die Kinder, Fußballfeld, Volleyballfeld, Pool und ein Pool zum Bahnen schwimmen. Wir bekomme eine Sicherheitseinweisung im Schnelldurchlauf und müssen erst einmal zum Fluss hinabsteigen. Mit Rettungsweste, Helm und Paddel bewaffnet, steigen wir die gefühlt tausend Stufen hinab. Wir müssen etwa 200 Meter in die Schlucht hinabsteigen. Unten pumpen schon ein paar Männer unser Boot auf. Es sind insgesamt 10 Leute die hier für uns arbeiten und nur ein zahlender Tourist, wie sich das rechnet, weiß ich nicht. Da ich schon Erfahrung habe, darf ich vorn sitzen. Von Stromschnelle 14 geht es bis zur 25 flussabwärts. Ich habe riesigen Spaß. Aber das Wasser ist sehr kalt. Als wir die ersten Stromschnellen überstanden haben und ich direkt bei der ersten komplett geduscht wurde, kamen wir an ein ruhigeres Stück, wo wir hineinspringen durften. Ich wollte erst nicht hinein, weil mir bereits kalt war, aber dann dachte ich mir, dass ich es bereuen würde, wenn ich die Gelegenheit nicht nutze, im Zambesi zu baden, in dem Wasser, das vermutlich 2 Minuten vorher den Victoria-Fall hinunter gestützt ist. Also sprang ich doch hinein. Und zu meinem Erstaunen war es einmal im Wasser recht angenehm. Also blieb ich noch etwas am Boot hängen. Das es hier Krokodile gäbe, nahm ich als Witz auf und hang ganz entspannt am Boot. Wieder im Boot ging es wieder ein paar Stromschnellen nach unten und dann hätten wir mal nicht das Kommando: Paddeln!, Stop!, Runter!, oder High Five!, sondern: Raus aus dem Boot und gut festhalten! Diesmal ging es Bodyrafting. Oberste Regel für uns war: Keine Panik! Was gar nicht so einfach ist, wenn das Wasser mit einem macht, was es will und man absolut keine Kontrolle mehr über sich hat. Aber wir alle überstanden es gut. Wir machten eine kleine Snackpause an einem Strand, an dem der Sand quietschende Geräusche von sich gab, wenn man über ihn lief. Wir hatten super viel Spaß damit. Im nächsten Moment flog ein Hubschrauber durch die Schlucht und machte einen Filmmoment aus der gesamten Situation. Mein persönliches Highlight an diesem Tag. Wieder im Boot, bekamen wir nun den Beweis, dass es hier wirklich Krokodile gibt, denn wir bekamen 2 zu Gesicht, aber uns wurde versichert, dass diese hier nur Fisch essen würden. Begeistert von der wunderschönen Umgebung verpasste ich immer öfter das Kommando zu Paddeln. Die Schlucht, unten super glatter, mattschwarzer Basalt in seinen natürlichen perfekten säulenartigen Strukturen angeordnet, weiter oben, wurde er durch braunes Gestein abgelöst und irgendwann kamen dann die Bäume, wie Baobon und Jackalberry-Bäume hinzu. Oben an der Klippe sah man dann ab und zu eine Lodge für die etwas wohlhabenderen unter uns. Auch wenn die Muskeln langsam müde wurden, hielt ich durch. Die Stromschnellen waren nun nicht mehr so beängstigend riesig wie am Anfang. Entweder hatte ich mich bereits daran gewöhnt und vertraute auf das Boot und unseren King James, der das Boot sicher in seine Richtungen wies oder ich war wirklich müde. Eine kleine Anekdote habe ich noch bevor wir zum Endpunkt unserer Raftingtour kommen: ein “High Five” mit den Paddeln sollte immer mit dem lauten Schrei “King James” enden. Ich hatte meine Truppe aber soweit, dass wir am Ende die Tour mit dem Ausschrei “Queen Patricia” beendeten. Ich musste schmunzeln und alle hatten ihren Spaß dran. Am Ende warteten die Männer bereits auf uns, um alles wieder zusammen zu packen und wir durften die Schlucht wieder herabsteigen. Nachdem wir uns nach dem kühlen Nass also wieder aufgewärmt hatten, bekamen wir, oben angekommen, sogar Mittagessen und Erfrischungsgetränke. Die andere Touragentur war in Eile und gab seinen Gästen nichts zu Essen. Jackpot. Nachdem wir alle ausgeruht und alles zusammen gepackt war, quetschten wir uns alle in einen Pickup und machten uns auf den Weg zurück. Diesmal fuhren wir durch die noch sehr traditionellen Dörfer. Da die meisten der Männer, hier wohnten, wurde nach und nach das Auto leerer und wir bekamen sehr viel wissen übermittelt. Gelebt wird in Lehmhütten mit Rebdach. Ein einzelnes Haus, bedeutet, die Person ist single, ein umzäuntes Haus bedeutet verheiratet, ganz einfach. In Mukuni dem Hauptdorf steht die Schule bis zur 12. Klasse inklusive Internat. Da nicht alle im Internat schlafen und trotzdem einen langen Schulweg haben, wurden wir von vielen Kindern am Straßenrand angeschrieben, dass wir ihnen doch unsere leeren Wasserflaschen zuwerfen sollen, dass sie sie für den langen Weg füllen können. Ich bin begeistert und erschrocken zugleich, denn hier ist es extrem sauber und sie betteln nicht um Geld, sondern um leere Plastikflaschen. Irgendwann waren wir soweit vorgedrungen, dass wir nun einen Blick auf den Zambesi erhaschen könnten, bevor er sich in die Tiefe stürzt, selbst aus kilometerweiter Entfernung sah man die Wasserwolke hinaufsteigen, die die herabstürzenden Wassermassen verursachen. Wieder auf befestigter Straße sahen wir Elefanten und mein Tag war perfekt. Ich hatte nur noch danach gefragt und kurz vor Ende zeigten sie sich. Wir würden wieder am Hostel abgesetzt und da ich heute bei Lisa ünernachten wollte, wartete ich von nun an. Ich duschte, führte Telefonate, bekam ein Abendessen spendiert, wir fingen an 3 verschiedene Kartenspiele zu spielen, spielten Rage Cage und Beerpong. Alles ohne Alkohol, einfach nur zum Vergnügen. Als die anderen sich um 10 ins Bett oder zu einer Party verabschiedeten, wartete ich immer noch und beschloss mein Tagebuch zu schreiben. Jetzt bin ich am Ende und habe immer noch keine Rückmeldung, also werde ich mich vermutlich nochmal in mein Hostelbett legen, dass noch frei ist.

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