
6:30 Uhr klingelt der Wecker. Da es außerhalb des Zeltes noch stockfinster ist und Oscar seine Stirnlampe nicht dabei hat, können wir noch etwas liegen bleiben. 7:30 geht es dann aber auch schon los. Ohne Frühstück machen wir uns auf die Socken, was erstaunlich gut klappte. Heute wandern wir glaube ich die steilste Wanderung meines bisherigen Wanderdaseins. Für 1,5 km Strecke brauchen wir 3 Stunden im Auf- und weitere 3 Stunden beim Abstieg. Es geht 600 Meter in die Höhe. Nach kurzer Zeit, eröffnet sich so also schon der Blick und wir können bereits das Foto des Tages mit den letzten Resten des Sonnenaufgangs schießen. Warum wir so früh los sind? 1. Um den eventuellen Kontrollen zu entkommen, da die Wanderung ja eigentlich nur mit Guide, gemacht werden darf. 2. Um in so wenig Sonne wie möglich zu wandern und 3. Weil wir keine Ahnung haben, wie lange es wir brauchen werden. Einen Guide brauche ich in den Bergen nicht mehr. Wir haben meine Karte auf dem Handy dauerhaft geöffnet und es gibt auch genug Steinmännchen, die uns hier und da den Weg in dem Steinlabyrinth markieren. Ich lüge nicht, wenn ich sage, dass wir nur zu 5% normal gehen können, zu 80% kraxeln müssen und bei 15% des Weges ich froh bin, meine Kletterskills parat zu haben. Der Weg ist wirklich herausfordernd und definitiv einer der Wege, den ich allein nicht wandern würden. Wir müssen extrem auf unsere Schuhe vertrauen oder besser gesagt, auf den Grip der Steine. Und die waren super scharfkantig. Dadurch, dass die Hände mit im Dauereinsatz waren, fingen sie bald ordentlich an zu brennen und rot zu werden, sodass ich zum Schutz Handschuhe anziehen musste. Bot der Stein nicht den nötigen Halt, war der Weg entweder in extremen Situationen mit Stahlkette versichert, wir rutschten aus oder schlitterten gekonnt mit Gefühl hinunter zum nächsten Stein der uns Halt bot. Heute war dauerhaft Höchstkonzentration und Trittsicherheit gefragt. Ein falscher Schritt und wir landeten in einer riesigen Spalte oder würden den Berg heruntersegeln. Ach ich habe noch gar nicht erwähnt, welchen Berg wir erklommen haben., den Grosse Spitzkoppe. Zwei mal blieb mein Schuh stecken und einmal so hart, dass wir einige Zeit brauchten um ihn aus dem Felsen heraus zu fummeln. Als wir fast oben angekommen waren, scheiterten wir, da wir keinen Weg nach oben fanden. Überall nur steile Wände. Wir gaben uns also mit 50 m unterm Gipfel geschlagen und zufrieden und genossen 1 Stunde lang die Aussicht und die Sonne, die es gerade erst über den Berg geschafft hatte. Nun hab es endlich Frühstück. Im Abstieg sah alles wieder wie neu aus. Wir erinnerten hier und da einzelne wackelnde Steine, die kleinen aber fetten Bäume, einen anderweitig markanten Stein oder eben auch einfach gar nichts. Dassies dürfen auf Felsen natürlich auch nicht fehlen und nach 7 Stunden unterwegs, kamen wir ziemlich ausgepowert wieder unten an. Wir fletzte uns einfach nur in unsere Campingstühle, füllten unsere Wasserspeicher auf und genossen einfach nur die Zufriedenheit, sie sich nach einem jeden herausfordernden Wanderweg von ganz allein einstellt. Dann mussten wir doch irgendwann alles zusammen packen und uns auf den Rückweg nach Windhoek machen.