
Zum Sightseeing war ich heute mit Marie verabredet. Nachdem ich als gefrühstückt hatte in meinem trauten Heim, teilte ich mir mit dem anderen chinesischen Couchsurfer ein Taxi in die Stadt und als wir ankamen, konnte ich gar nicht so schnell schauen, da war er auch schon wieder verschwunden. Egal, ich wollte mich ja eh mit Marie treffen, machte mich also zum vereinbarten Treffpunkt, den Weg kannte ich bereits von gestern und wartete vorm Checkers auf sie. Als wir uns dann sahen, wusste ich vom ersten Augenblick, wir würden uns gut verstehen. Marie aus Paris ist zwar etwas zerstreut und hat keine Orientierung aber den Plan und den inneren Kompass habe ich ja stets bei mir, also war das kein Problem. Nachdem wir uns im Checkers mit Snacks für den Tag eingedeckt hatten, konnte es losgehen und sie vertraute mir wirklich blind. Zunächst ging es zur Hauptattraktion von Windhoek, der katholisch-lutheranischen Kirche. Auf dem Weg dorthin, wurde ich auf deutsch von einem Schwarzen angesprochen. Ohne hörbaren Akzent wurde ich neugierig. Er meinte er kommt aus Stuttgart und wollte wissen, wo ich herkomme. Ich war aber noch immer etwas skeptisch und meinte abwinkend Jena. Seine Augen erstrahlte. In Jena sei er aufgewachsen, er sei in die Salvador-Allende-Schule gegangen. Natürlich, die kenne ich, die ist in Lobeda. Was für ein Zufall. Sie wurden damals mit nach Deutschland genommen. Jetzt versucht er hier spenden für das Goethe-Institut zu sammeln. Schön verrückt. Ich übersetze alles für Marie und es gibt eine klitzekleine Spende. Die Kirche ist Recht schick aber nichts besonderes also sparen wir uns den Eintritt. Stattdessen gehen wir ins Independence-Museum weiter, ins Unabhängigkeitsmuseum. Davor eine riesige Statue von Sam Nujoma, dem Gründer und ersten Presidenten von Namibia. Es gab also erstmal was zu lernen. Wir waren beide bereit, da wir absolut null Ahnung von Namibia haben. Der Eintritt war kostenlos und mit dem Fahrstuhl ging es in den impressionanten Gebäude nach oben. Das Museum ist über 3 Etagen verteilt in einem runden Gebäude. Wir wurden mit vielen Bildern und Gemälden überhäuft. Wir vermissten aber irgendwie die Erklärungen um das ganze. Ein paar Informationen. Das Museum hat so viel Potential und keinerlei Infos. Am Ende angekommen sahen wir die Resultate der Unabhängigkeit, die neue Flagge, eine Nationalhymne “Namibia, Land of the brave” – “Land der Mutigen”. Und ich meine zu Marie nur: warte mal, wann war denn jetzt die Unabhängigkeit, irgendwie hab ich was verpasst. Wir waren im Unabhängigkeitsmuseum und mussten googlen wann die Unabhängigkeit geschehen ist. 1990, Namibia ist also auch ein sehr junges unabhängiges Land. Bilder von Deutschen, Bilder von der Besiedlung während des ersten Weltkrieges, politische Freidenker wurden in Gefängnisse gesteckt, auch der zweite Weltkrieg ging an Namibia nicht vorbei. Bilder sahen wir genug und am Ende hatten wir auch die nötigen Infos nachgelesen. Von der letzten Etage aus hatten wir eine tolle Aussicht auf die Stadt und unsere Tour ging weiter an der Alten Feste, eine Festung, wo der Friede zwischen verschiedenen Stämmen und Eroberern gewart werden sollte. Leider finden derzeit Restaurierungsarbeiten statt, weshalb wir nicht wirklich was sehen konnten. Am Rathaus vorbei kamen wir zu einem kleinen Handwerkermarkt. In der Mitte angekommen stürzten sich ein paar Frauen auf uns. Wollten uns unbedingt ein paar Armbänder von ihrem Stamm verkaufen. Fast schon aggressiv mussten wir verschieden Armbänder probieren, aber wir wissen ja eigentlich selbst, wie unser Geschmack ist. Mir gefällt, wie authentisch das ganze hier ist. Ich weiß, sie haben das alles selbst gemacht. Die anderen Verkäufer verkaufen Dinge, die sie irgendwo anders erstanden haben. Die Himba-Frauen, die wir gerade vor uns haben, kämpfen für ihr Geld. Allein für die Mühe, die sie sich machen, aber auch, weil ich ein Foto haben möchte und weil es ein tolles Andenken an diesen Moment ist, kaufe ich ein Armband. Dafür springt als Gegenleistung das Foto des Tages heraus. Eine Himba-Frau mitten in der Hauptstadt. Weiter geht’s. In einem Einkaufszentrum sehe ich eine Blutspendeaktion und will mitmachen. Leider darf ich nicht. Ich muss mindestens 2 Monate im Land gewesen sein. Dass ich in Südafrika war, interessiert nicht, auch wenn alles so gleich ist. Dann leider nicht. Wir gehen weiter und wollen uns in den Parlamentsgärten etwas ausruhen. Auf dem Weg dorthin haben sich ein paar Dassies in der Gosse des Regierungsgebäudes ein zu Hause gesucht. Marie sieht zum ersten Mal Dassies. Es geht weiter. Wir setzen uns einfach nur auf die Mauer und genießen den Schatten und die Ruhe und werden sogar dort weggescheucht, da die Gärten aus irgendeinem unerklärlichen Grund geschlossen sind. Ich konnte aber noch mein Gemmer Bier verköstigen, was ein nichtalkoholisches einheimisches Erfrischungsgetränk aus Wasser, Zucker, Hefe und Rosinen ist. Eine Rosine ist sogar in der Flasche herumgeschwommen und auch das Etikett sah sehr improvisiert aus. Durch die viele Kohlensäure brauchte ich etwa 10 Minuten bis ich die Flasche geöffnet hatte aber dann war es wirklich sehr interessant. Erstmal wie eine Sprite und dann kickte die Hefe rein. Interessant. Ich mag solche kleinen Erfahrungen ja immer. Weiter ging in eine Verkaufsstraße in dessen Zentrum einige Meteoriten positioniert sind. Mein kleines persönliches Highlight hier, dass ich 5 Minuten mit einem kleinen Jungen Fußball spielen könnte, bis er nicht mehr konnte. Der nächste Junge wollte auch mit mir spielen, aber es war ja leider nicht mein Fußball. Von da aus ging es nur noch mit etwas Umweg zu einem weiteren Aussichtspunkte, wo wir uns endlich etwas entspannen konnten. Zum Feierabend kam Oscar hinzu, bei dessen Familie ich gerade zu Hause bin und der die nächsten Tage under Guide sein wird. Gemeinsam fuhren wir zu einem Restaurant um dort die zwei weiteren Mitglieder unserer Truppe für die nächsten Tage zu finden. Damit wären wir vollständig. Ein Kennenlern-Dinner mit Oscar aus Tansania, Marie aus Paris, Allie aus Hawaii und Christine aus Texas. Auf den Tellern befanden sich Zebra und Co. Gesättigt und müde nach dem ersten Austausch verabschiedeten wir uns bis morgen.