
Passend zum Youth Day ging es heute zum ersten Mal in ein Township in Südafrika. Man hört ja immer böse Sachen, dass es für Weiße absolut nicht sicher ist und dass dort täglich 1 Person getötet wird, aber wir nahmen die Herausforderung trotzdem an und waren neugierig. Wir hatten eine Verabredung mit Mama. Wir treffen uns im Nutrition and Community Development Center oder ganz salopp gesagt in der Suppenküche, die eine Familie aus liebe zur Gemeinschaft schmeißt. Jeder ist involviert, aber Mama hat das Zepter in der Hand. Bei der Begrüßung ist jeder noch schüchtern. Während wir einen Plan für den Tag aushecken, taut jeder langsam auf. Als erstes klammert sich die Jüngste an mich. Als ich zurück knuddel, merke ich erstmal, wie sehr ich das vermisst habe. Vom Shop gegenüber kaufen wir 20 Toastbrote, 3 kg Fleischwurst und 3 mal Butter. Zurück, darf Ed die Wurst raspeln, ich schmiere die Butter aufs Brot und packe die fertigen Sandwiches weg, nachdem Mama die Brote mit Wurst belegt hat. Nach gut 2 Stunden Brot schmieren sind wir fertig. Ich bin schon hungrig, aber es gibt noch kein Mittag. Ich werde von hinten überfallen, meine Haare sind verführerisch weich und ich habe wechselnd 4 verschiedene Kinder an mir, die mir Zöpfe flechten, die Haare mit den Fingern kämmen oder einfach nur durch die Haare streichen und ständig sagen, wie soft es ist. Währenddessen habe ich noch ein Kind auf meinem Schoß sitzen, ein Kind, das meine Hand hält und das ich Krabbel und eines, dass mir die ganze Zeit versucht auf den Rücken zu krabbeln. Dann wird das Kommando gerufen, alles nach draußen. Wir machen uns in den Garten. Wir bekommen alle eine Gabel oder Gießkanne in die Hand und dürfen Unkraut jäten. Keiner wehrt sich. Jeder hilft mit. Immerhin sorgt Mamas Familie hier täglich für eine Mahlzeit. Die die doch keine Lust haben, schnappen sich mein Handy und filmen sich heimlich beim Singen und Tanzen, was später meine Lieblingserinnerungen an den Tag sind. Auch das Foto des Tages entsteht bei dieser Geheimaktion, während Bruno Mars und ein traditionelles südafrikanisches Lied gesungen wird. Nach 1 Stunde werden alle wieder herein gerufen. Die Kinder, die in die Kirche müssen, bekommen schon ihr Brot, alle anderen müssen noch warten. Ich gebe jedem persönlich ein Brot in die Hand und jeder bedankt sich. Brav wird in einer Reihe abgestanden nachdem alle gemeinsam gebetet und Gott für das Essen gedankt haben. Dann gibt es wieder mehr Aktion. Wir haben die Orangen mitgebracht, die wir gestern bekommen haben, auch wenn sie wirklich lecker sind, aber mir war wichtig, dass die Kinder heute auch etwas gesundes Essen. Wer hätte ahnen können, dass 100 Mäuler gestopft werden wollen. So viele Orangen hatten wir dann doch nicht, also wurde ein Spiel daraus gemacht. Man trat im 1-gegen-1 gegeneinander an, nach dem Startschuss musste mal möglichst viele Plastikflaschen von einem Korb ans andere Ende in den anderen Korb bringen. Eine Flasche pro Strecke. Auch wir durften antreten. Ich wollte keinem die Orange wegnehmen, aber gewinnen wollte ich trotzdem. Und wie sich herausstellte, hatte ich eine super Technik, da ich so viele Flaschen wie keiner transportierte. Gutmütig gab ich die Orange aber ab und danach gab es eh Mittag. Von den 20 Laiben Toast blieb führ unter Kinder bis 10 Jahre ein Sandwich und für Kinder ab 11 Jahre. 2 Sandwiches über. Unglaublich eigentlich. Ed und ich bekamen 1,5 zugeteilt. Auch der Saft war in kleinen 200 ml Flaschen portioniert. Jeder war glücklich damit, es war schließlich gratis. Danach gab es wieder ein wenig Frisierstunde und dann wurde die Musik angeschmissen. Die kleinen lieben es zu tanzen. Gemeinsam studiert eine Tochter von Mama mit ihnen Choreographien ein, während ich fleißig Versuche hinterher zu kommen, denn die meisten kennen alle Schritte schon und Ed sitzt bereits ausgepowert auf der Bank. Wir lachen viel und machen sehr viel Quatsch. Das Gefühl der Gemeinschaft ist unwahrscheinlich stark. Am eine eines jeden Liedes Tanzen wir alle im Kreis, einer ist in der Mitte, der mit dem Schlusstöne nach oben geschmissen wird. Das Vertrauen in die anderen ist groß. Auch mir vertrauen die kleinen bereits extrem. Manchmal standen sie vor mir und haben sich einfach nach hinten fallen lassen, ohne zu schauen, verträumt habe ich sie dann manchmal im letzten Moment aufgefangen. Oder ein anderes Beispiel, ich bin gerade mit drei anderen beschäftigt und von hinten springt ein Kind auf meinen Rücken. So schnell das Gleichgewicht zu finden, wenn es vorher nicht angekündigt war ist gar nicht so einfach, aber ich habe es heute immer hinbekommen. Ich hatte heute quasi ein kostenfreies Training. Umso mehr der Tag sich dem Ende neigte, umso anhänglicher wurde jeder. Natürlich hatte ich meine Lieblinge. Knuddeln, auf dem Schoß sitzen, in die Hände klatschen, Huckepack, an der Hand halten, kitzeln, pisacken, küssen oder einfach nur Streicheleinheiten abholen. Ich war für alles da und das wussten sie. Linomthacharles nannte mich die ganze Zeit Mama und kam in Tränen zu mir, als sie realisierte, dass der Tag bald vorbei ist. Ich hatte einen riesigen Kloß im Hals. Ich hätte sofort meine 4 Lieblinge eingepackt. Auch wenn nicht alle davon Eltern haben, ist es doch nicht ganz so legal. Ich hoffe, Mama kümmert sich gut um sie, kauft ihnen eine Schuluniform, dass sie in die Schule gehen können und ihre Traumjobs verwirklichen können. Mama bringt ihnen lesen und schreiben bei. Die meisten Leute, die in Townships aufwachsen, haben absolut keine Perspektive und sind ihr gesamtes Leben arbeitslos. Ich hoffe, mit Mama hat Linomthacharles die Möglichkeit eine Krankenschwester zu werden. Lange habe ich nicht mehr so pure Liebe erfahren. Kleine Kinder sind einfach die besten.
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