
Raus aus dem Hostel, rein in noch mehr Natur. Zunächst ging es aber wie immer per Anhalter zum Start unserer heutigen Wanderung, Salt River Hike. Nach einem kurzen recht uninteressantem Stück, es ging nur über eine Wiese, links und rechts ein paar Büsche, kamen wir schon bald hinunter zum Salt River, dem Salzfluss, wo es mit jedem Meter nur besser wurde. Die Schuhe wurden ausgezogen, um den Fluss zu durchqueren, was Dank Niedrigwasser gerade ein leichtes war. Im Grunde sind wir heute sehr glücklich, da Ebbe mitten am Tag ist und man die Wanderung sonst gar nicht machen könnte. Da wir noch ein bisschen Zeit im Gepäck haben, gehen wir erst noch hinauf zu einem Aussichtspunkt, von wo aus ich das heutige Foto des Tages schieße. Die Mündung der Salt Rivers in den indischen Ozean bei bestem Wetter. Wir machen uns aber direkt wieder nach unten, denn die Gezeiten warten nicht auf uns. Auf dem Rückweg durchqueren wir den Fluss mit Schuhen, was uns beide nur wenig stört. Es geht an den Strand, den man auf dem Foto der Tages sieht. Überall liegen hier irgendwelche Dinger herum, die ich nicht entziffern kann. Eine Mischung zwischen Pflanzenabfall, altem Kuhdung oder was auch immer. Ich bin froh, als ich jemanden irgendwas sammeln sehe und Frage, was er da sammelt. Er beschäftigt sich genau mit diesen Dingern. Er sucht sie, schneidet sie auf und holt ein relativ großes, orangenes, klibberiges, stinkenden Ding heraus, was er später als Fischköder verwenden wird. Was genau es ist, weiß ich nicht, aber das etwas sieht aus, wie das Fleisch einer Muschel, die Hülle allerdings nicht. Wir gehen weiter, links über den Hügel, wo sich die Kulisse einmal um 180° ändert. Vom ruhigen Strandparadies rein in die wilde laute Küste. Das Wasser ist so kraftvoll. Während wir über die scharfkantigen schwarzen Felsen klettern, steigt der Wasserstand bereits und wir müssen flinke Füße machen. In einer Stunde ist dort, wo wir gerade noch laufen, kein Wandern mehr möglich. Mit voller Kraft prallen die Wellen nun gegen die Felsen. Man kommt sich so schwach und zerbrechlich vor. Aber in der Ferne sehen wir schon den nächsten Sandstrand. Dort angekommen, suchen wir uns einen Platz, was nicht all zu schwer fällt, da er riesig ist und wir die einzigen sind. Wir ruhen uns etwas aus, genießen das Meeresrauschen, springen ins Wasser, aber das Meer ist hier einfach zu kraftvoll. Einige Zeit später gehen wir durch das angrenzende Dorf Nature’s valley, was eher ein kleines Bungalowdorf ist. Wir haben beschlossen, auch zurück zu wandern und haben und einen Weg durch den Wald heraus gesucht, ohne zu wissen, was für ein Juwel auf uns wartet. Erstmal war es ein ganz normaler Wald und ich dachte mir, warum sind wir eigentnicht direkt zurück gefahren. Als wir dann den ersten definitiv über 1000 Jahre alten riesigen Yellowwood sahen, stieg die Begeisterung. Auf den ersten folgte der nächste und nächste. Neben so vielen riesigen uralten Bäumen kommt man sich so unbedeutend vor. Wir laufen hier durch einen Wald, der über 1000 Jahre alt ist. Er sieht wirklich aus, wie aus Urzeiten. Es fühlt sich an, als könnte jeden Moment ein Dino vorbeilaufen. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einen schöneren Wald gesehen. So pur, so schön, so majestätisch. Wir gelangen immer tiefer hinein. Unser Weg führt uns entlang eines ausgetrockneten schmalen Flusslaufs. Auf und ab geht es daneben. Lianen hängen von den Bäumen, bilden riesige Vorhänge, verflochten sich miteinander und bilden ganze Wände, gar Formationen. Hier gibt es Pflanzen, die ich noch nie gesehen habe und als wir stehen bleiben, werden wir aufmerksam. Links und rechts läuft etwas von uns davon. Wir hören ein seltsames Geräusch in den Baumkronen, wie ein Schnarchen. Ist das ein schlafender Schimpanse? Aber nein, nach langem Suchen entdecken wir einen Knysna Loerie, wie er vor 2 Tagen auf dem Foto des Tages zu sehen war. Es ist etwas besonderes, einen so speziellen Vogel auch in seinem natürlichen Habitat zu sehen und nicht nur in einem abgeschlossenen Umfeld. Weiter geht’s und wir finden noch einen. Die Yellowwoods hören plötzlich auf und die Vegetation wird immer Dichter, bis wir im Zickzack fast senkrecht die Felswand hoch müssen. Der Wald hört auf und wir befinden uns wieder im Fynbos. Der Blick ist wieder wunderschön, auf die Lagune von Nature’s valley. Aber auch nun können wir die Aussicht nicht all zu lange genießen, da die Sonne bereits untergeht. Mit flinken Füßen wandern wir geschwind bis zur Straße. Entlang der malerischen Kulisse im Sonnenuntergang. Wir sind in Afrika, kann man das glauben? Wieder kommen wir uns vor, als wären wir gerade in einem Film. Alles ist so perfekt und dann kommt sogar noch ein Auto vorbei und nimmt uns auf der Ladefläche die letzten 4 km mit. Im Sonnenuntergang fahren wir. Der Fahrtwind weht uns um die Ohren während wir auf der Kante sitzen. An einer Farm werden wir herausgelassen, in der Hoffnung im Hofladen noch unser Abendessen einkaufen zu können. Doch der Laden ist bereits geschlossen, wir gehen etwas auf der Farm herum, finden jemanden, der uns doch tatsächlich nochmal den Laden aufschließt und wir können noch das beste Brot und gute Wurst kaufen. Der Laden hat alles, wir müssen morgen früh nochmal her kommen, aber jetzt lassen wir den Leuten erstmal ihren wohl verdienten Feierabend.