(Neu)gierige Urzeitriesen

Der Besuch eine der vielen Straußen-Farmen stand heute auf dem Plan. Da es gestern mit dem Hitchhiken nicht so geklappt hatte, suchten wir uns die nächstgelegene heraus, welche aber immer noch mehr als 6 km von unserer Unterkunft entfernt lag. Wir machten uns also auf die Socken. Auf dem Weg liefen wir an Feldern vorbei, Bauernhöfen. Schafsherden mit ganz frisch geschlüpften Lämmern, die um die leckere Milch wettstreiteten oder einfach im Schatten schliefen. Wir liefen indessen in der prallen Sonne am Straßenrand mit ein paar Einheimischen die tapfer ihre Einkäufe kilometerweit nach Hause tragen mussten. Irgendwann kamen wir dann doch an und dann ging die Tour auch schon bald los. Zunächst lernten wir grundlegende Dinge über Strauße, die natürlicher Weise nur in Afrika vorkommen. Ihre Verwandten, der Nandu aus Südamerika, der Emu aus Australien, der Kiwi aus Neuseeland und der Kasuar aus Neuguinea haben alle nicht so tolle Federn, weshalb es dazu kam, dass hier in Oudtshoorn so viele Farmen entstanden. Mit den Eroberern kam auch das Geschäft, was hier der Export von Federn war. Vor allem nach Europa später aber auch nach Brasilien für den Karneval. Keiner war am Fleisch, den Eiern oder am Leder interessiert. Alles handelte sich um die Federn. 1 kg Federn war 1 kg Gold wert. Nach dem sie gekürzt waren sie nach 8 Monaten wieder nachgewachsen. Später machte man dann natürlich auch von allem anderen Nutzen. Das Federgeschäft versiegte langsam aber einige Farmen blieben bis heute, weshalb wir nun die Möglichkeit haben, die Tiere zu bestaunen, sie zu füttern und sie zum Schluss auf unsere Art und Weise zu nutzen. Nachdem wir also die drei verschiedenen Straußenarten auf der Farm in Augenschein nehmen durften, südafrikanischer weißer Strauß, kenianischer rosa Strauß und den größten von allen, den zimbabwischen blauen Strauß und die verschiedenen Charaktere während der Fütterung vom Traktor aus kennenlernen durften, wobei der überwiegende Charakter wohl am ehesten gierig, neugierig, aber vorsichtig ist, wollten wir eigentlich noch 3 weitere Dinge auf unserer Liste abhaken. 1. auf einem Straußenei stehen, 2. ein ganzes Straußenei essen, was etwa 24 Hühnereier sind und 3. auf einem Strauß reiten. Ersteres konnten wir noch auf unserer Tour erledigen. Da gerade Brustsaison ist, liegen die unbefruchteten Eier für die Besucher am Boden und wer sich traute, durfte sich darauf stellen. Ein komisches Gefühl aber es hat gehalten. Alle anderen Eier befinden sich im Inkubator, da man die Strauße, wenn man ihnen ihre Eier wegnimmt, etwas veräppeln kann. Ein Strauß legt in freier Wildbahn 11-16 Eier. Nimmt man sie allerdings weg, vergisst er, dass er schon so viele gelegt hat und kann bis zu 60 Eier legen. Nach 42 Tagen im Ei Schlüpfen die kleinen Großen und nach 14 Monaten sind sie mit 140 kg Kampfgewicht ausgewachsen. Da die Knochen allerdings nur 7 kg des Gesamtgewichtes ausmachen und damit schnelle Brechen bzw schwer heilen, sind Straußenrennen bzw. -reiten heutzutage verboten. Punkt drei auf unserer Liste ist also keines Falls erfüllbar, auch nicht nachdem Ed alle Farmen abtelefoniert hatte, da das wirklich das einzige war, was er in Südafrika wirklich machen wollte. Da im Moment eben die Brutsaison angefangen hat, gibt es keine Straußeneier zum Verkauf, was auch Punkt 2 schwierig machte. Nicht mal auf einer Farm mit 2.500 Straußen, die 1.800 Hektar groß ist, wollten sie uns ein Ei heraus rücken. Wir wollten uns aber nicht geschlagen geben. Auch wenn wir auf dieser Farm kein Ei bekommen hatten und auch der Supermarkt gerade keine von den Farmern bekommt. Jeden den wir fragten, meinte, bis vor 2 Wochen gab es sie noch, aber jetzt, nein, erst wieder im August, September. Wir hatten aber noch ein Ass im Ärmel. Vor 2 Tagen habe ich in einem Laden ein einzelnes Ei gesehen, wir gingen also voller Erwartungen in diesen Laden, rannten sogar das letzte Stück, weil wir so aufgeregt waren, um dann zu sehen, das Ei ist weg. Jemand hatte es heute morgen gekauft. Was ein Eierdieb! Wir fingen an die Laden-Omi zu bequatschen, wir fragten, wo sie ihre Eier her bekommt. Sie meinte zwar, dass der Bauer bei der letzten Lieferung meinte, es sei das letzte Ei für diese Saison aber irgendwie könnten wir sie doch überzeugen, ihn anzurufen. Eine kleine Enttäuschung: heute gibt es kein Ei für uns zum Abendessen. Die große Freude: der Bauer liefert extra morgen in aller Frühe für uns ein Ei, da wir morgen früh aufbrechen wollen, müssen wir es also morgen transportieren, durch die Berge tragen und das Essen auf morgen Abend verschieben. Ed war etwas niedergeschlagen, aber schon bald war es wieder besser. Spätestens nach Straußen-Trockenfleisch, Straußen-Trockenwurst, Straußen-Carpaccio und Straußen-Bratwurst war die Welt wieder okay.

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