Tief unter der Erde

Heute wurden wir eines besseren belehrt. Hitchhiken in Südafrika ist nicht ausschließlich super einfach und schnell. Heute durften wir 1,5 Stunden auf unseren ersten Transport warten. Nach guten 2,5 Stunden hatten wir endlich 30 km zurück gelegt, der Tag war schon halb vorbei und wir waren endlich an unserem Ziel nachdem uns etliche Autofahrer aus- oder angelacht hatten. Warum, weiß ich bis jetzt nicht. Vielleicht dachten sie sich, was denken sich die beiden nur? Egal. Am Ende kamen wir mal wieder hinten auf einem Bakkie, einem Pick-Up an und mussten uns erstmal aufwärmen. Einen Tee und einen Chai-Latte später, waren wir bereit, um in die Unterwelt abzutauchen. Es ging in die Cango-Höhlen. Eines der längsten Höhlensysteme der Welt, mit einer Länge von 5,3 km muss man einfach gesehen haben. Nachdem sie 1780 von einem Bauern erstmal entdeckt wurden, fand die erste touristische Tour 1891 statt. Damals noch mit Seilen, hatten wir heute den Luxus von Treppen und Lichtern an einigen Stellen. Der erste Saal war einfach beeindruckend mit einer Länge von 90 m, einer Breite von 50 m, und einer Höhe von 18 m konnte ich meine Stimme nicht in Zaum halten. Die Stalagmiten und Stalaktiten sind über 800.000 Jahre alt. Ich bin ein Nichts gegen diese Formationen, ich komme mir so winzig und unbedeutend, fast kraftlos vor. Aber ich bestaune alles vor Begeisterung und lasse alles auf mich wirken. Unsere Truppe ist klein, wir sind mit unserer Führerin nur 5 Leute, die anderen Gruppen sind locker 20-30 Mann stark. Doch wir haben etwas besonderes vor. Wir bleiben nicht nur in den großen Sälen, sondern wir gehen in dem Höhlenystem klettern, krabbeln, kriechen… Wie auch immer man es nennen mag. Ich hatte ja etwas Angst, dass ich frieren würde aber bereits, als wir in die Höhlen eintraten, war es gut war und mit jedem Meter wurde es nur wärmer und feuchter. Dann kam noch die Bewegung hinzu und wir waren alle nass geschwitzt. Es ging schmale Schornsteine nach oben, wo ich nicht wirklich wusste, wie man hoch kommen soll, da es einfach viel zu schmal war. Sich senkrecht nach oben zu robben ist gar nicht so einfach aber mindestens genauso witzig. Bevor wir die Tour angetreten haben, mussten wir durch ein Replikat der Höhle klettern, um zu schauen, ob wir auch wirklich durchpassen. In der Höhle hatte ich einfach nur Spaß. Nach dem Schornstein folgte ein Stück, durch das wir 100 Meter mit gebeugten Beinen und Rücken gehen mussten. Was für ein Training für die Oberschenkel. Das beste wartete zum Schluss. Es wird der Briefkasten genannt. Man muss sich durch einen 5 Meter langen Schlitz drängen. Robben, wie bei der Arme oder einfach total undgeübt irgendwie vorwärts schieben. Komplett egal, denn am Ende wartet eine Rutsch, die man Kopf voraus nach unten rutschen kann. Der Stein war an manchen Stellen glatt wie Marmor und sah auch so aus. An ganz anderen Stellen, war er kristallin. Stalaktiten und Stalagmiten waren aber überall. Oftmals bildeten sie Säulen, die manchmal unter ihrem eigenen Gewicht brachen und einen horizontalen Riss bildeten.  Ende ging es mit einer kleinen Runde auf den selben Weg wieder zurück und nach und nach wurde es wieder kälter und wir schalteten das Licht wieder hinter uns aus, um das Algenwachstum an den Stellen zu verhindern, wo es Licht gab. Draußen angekommen, wurden wir von dem Pärchen mitgenommen, das mit uns die Tour gemacht hat und wurden in Oudtshoorn abgesetzt. Ich entschied meine Straußen-Ei-Lampe zu kaufen, auch wenn ich es die nächsten Monate auf Reisen vermutlich bereuen werde, aber ich könnte die vergangenen 24 Stunden einfach an nichts anderes denken und hätte mich geärgert, wenn ich es nicht getan hätte. Im Supermarkt kauften wir dann jeder noch unser Straußen-Steak, welches wir uns nach der heutigen Tour redlich verdient hatten. Auf dem Rückweg entdeckte ich mitten in der Stadt auf einer Grünfläche noch 6 grasende Springböcke, wir beobachteten sie kurz und der Tag war perfekt.

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