
Wandertag. Wir sind in Swellendam und ganz in der Nähe gibt es den Bontebok-Nationalpark, der die namensgebende Antilope beheimatet. Der Bontebok kommt vor allem in dieser Region des Westkaps von Südafrika vor, deshalb ging es heute genau in diesen Nationalpark. Der Eingang ist 6 km von unserer Unterkunft entfernt, also ging es zum Sonnenaufgang raus auf die Straße und wir hielten wieder mal den Daumen hoch. Um es allen anderen zu beweisen, bekommen wir wieder einmal einen netten Opi als Fahrer, der uns bis zum Nationalparkbüro fährt. Hitchhiken war nie einfacher. Im Büro sprachen wir mit der Lady, die sehr erstaunt war, dass wir den Park ausschließlich zu Fuß erkunden wollten. Wir hatten uns vorher extra erkundet. Es war möglich und es gibt sogar Wanderwege. Wieso also nicht? Wir fragen noch, wo man die Bontebok-Antilopen am wahrscheinlichsten antreffen kann und werden enttäuscht. Zu Fuß hat sie noch nie jemand gesehen. Ihr braucht ein Auto, wird uns gesagt. Nun ja, wir haben aber nun mal kein Auto, da wir Erstens günstig reisen wollen, Zweitens Reiseerfahrungen sammeln wollen, die andere nicht sammeln können. Einheimische treffen und Drittens ganz einfach nicht das machen wollen, was jeder andere Tourist macht. Wir gingen also mit unserer Karte los und hatten schon im Vorhinein beschlossen, heute besonders leise und vorsichtig zu sein. Bis wir einen Bontebok gesehen hätten, würden wir uns während des Wanderns nicht unterhalten. Anfangs ging es noch auf einem Schotterweg entlang. Bald eröffnete sich der Blick und wir konnten sehr weit sehen. Bereits hier entdeckte mein geschultes Jäger-Auge etwas. In der Entfernung Versuche ich Ed zu zeigen, wo sich das Tier befindet. Nach 5 Minuten erklären und suchen, hat er es auch endlich. Der Weg führt direkt dorthin, also geht es direkt weiter. Wir haben es im Blick. Der Wind ist nicht auf unserer Seite. Bereits in 200m Entfernung wittert uns die Südafrikanische – oder auch Rote Kuhantilope. Ich bin beeindruckt von der Größe, doch sie springt ab und verschwindet in den Büschen. Im Pirschfieber gehen wir vom Weg ab in die Büsche, entdecken verschiedene Fährten, ich mache Ed auf einige Dinge aufmerksam, doch die Antilope ist verschwunden. Wir streunen noch ein wenig herum, bis wir uns langsam den Weg zurück zur Straße suchen und direkt auf den ersten Wanderweg treffen. Am Fluss Breede geht es entlang auf und ab. Unter ein paar Bäumen entlang.wir sind leise, doch außer ein paar Vögeln sehen und hören wir nichts. Auch nicht entlang des Flusslaufs. Nichts. Hatte die Dame am Eingang also Recht? Nach 5 km war der Bushbok-Trail beendet und wir waren bereits auf dem Acacia-Trail. Mehr und mehr kamen Aloe Vera, die hier wie Palmen aussahen, ins Bild. Später fanden wir heraus, dass es keine Aloe Vera war, sondern Aloe ferox, die bittere Aloe. Anfangs wachsen sie wie normale Aloe-Pflanzen, schießen dann aber in die Höhe. Die alten Blätter hängen wie bei Palmen vertrocknet herunter und bilden später den Stamm. Bis zu 4 m waren sie teilweise hoch. Wir bestaunten die Flora, während die Fauna etwas auf sich warten ließ. Wir wollten gerade wieder von einer Lichtung herunter, als es mir wie Schuppen von den Augen fällt. Ich stoppe. Ich entdecke 2 Bontebok-Antilopen, nein 3, nein da ist noch eine, und da noch eine. Es sind insgesamt 5. Nach und nach entdeckt auch Ed eine nach der anderen. Ich bringe ihn noch einige grundlegende Dinge bei, bevor wir uns näher an sie herantasten. Immer langsam bewegen, wenn sie uns anschauen, nicht bewegen und möglichst auf nichts Vertrocknetes treten und dicht hinter mir bleiben. Ich gehe voraus. Wir kommen gut voran. Ab und zu schauen sie auf, aber sie haben keine Chance uns zu wittern, der Wind kommt aus der anderen Richtung und bläßt ordentlich heute. Wir kommen bis auf circa 8 m heran. Was für ein Moment. Für gute 15 Minuten können wir sie beobachten. Wie elegant sie aussehen. Mit ihrem dunklen Braun, das fast schon schwarz aussieht. Auch die Hörner sind wunderschön. Ich schieße das heutige Foto des Tages. Was für ein Schnappschuss mit der Handykamera. Die 2 Kälber tragen noch helles Fell. Sie grasen und ziehen nach und nach alle weiter, bis sie irgendwann entscheiden, ins Unterholz zu ziehen. Das ist der Moment, in dem Ed und ich uns das erste Mal anschauen und uns gegenseitig schütteln. Was für ein Glück. Völlig unbeeindruckt von uns, ließen sie uns solange Teil an einem ihrer ganz normalen Tage haben. Fressen, fliegen verjagen, ab und zu auf schauen, ob die Umgebung rein ist und weiter fressen. Wir reißten uns noch zusammen, bis wir wieder auf dem Wanderweg waren und ab da konnte man uns nicht mehr ruhig halten. Wir haben es mehrere Stunden ausgehalten, doch jetzt sind wir so voller Adrenalin und Eindrücke, dass es aus uns heraussprudelt. Wir sind überglücklich. Und das ganz ohne Auto. Den Rest des Tages verbringen wir also quatschend. Nicht all zu laut, denn wir hielten immer noch Ausschau, aber es zeigte sich nichts mehr. Auf dem Aloe-Hill-Trail ging es ins Aloe-ferox-Gebiet. Oben auf dem Hügel hatten wir eine super Aussicht auf den Nationalpark. Als wir wieder unten waren, machten wir am Fluss unsere Mittagspause mit anschließendem Nickerchen, bevor wir noch ein paar Routen für die Autos abliefen, denn die 15 km Wanderwege waren alle erkundet. Das letzte Stück ging am Zaun des Nationalparks vorbei. Ich war schon die Minuten vorher damit beschäftigt Müll einzusammeln und dann bekam ich auch zu Gesicht warum. Der gesamte Zaum lag von außen voll Müll. Wenn die ärmste Wohngegend der Stadt, das Township, an den Park grenzt, achtet keiner darauf, die Umwelt nicht zu beschmutzen. Im Township gelten eigene Regeln. Doch normalerweise muss man, wenn man Müll nicht in einen Mülleimer entsorgt eine hohe Geldstrafe zahlen. Super Konzept eigentlich.