
2. Arbeitstag. Wir werden wieder morgens zum Sonnenaufgang abgeholt und sowie wir ankommen, fangen wir an, die Pinguine zu füttern. Die anderen haben schon begonnen, also machen wir direkt mit. Gestern noch haben wir darüber gesprochen, welches unser Lieblingspinguin ist und ich hatte mich für Rocky entschieden. Er ist der einzige Felsenspringer in der Auffangstation, die eigentlich für Afrikanische Pinguine ist. Er hat außerdem einen großen Sensor auf dem Rücken, da schon mal versucht wurde, ihn wieder auszusetzen. Felsenspringer kommen hier eigentlich nicht vor, er hatte seine Strömung verpasst und ist deshalb hier völlig abgemagert hier gestrandet. Er sieht also nicht nur so schon ein cool aus, weil Felsenspringerpinguine einfach fash sind, nein er trägt auch die ganze Zeit seinen kleinen Rucksack mit sich herum, was total niedlich aussieht. Wenn er sich an den Poolrand zum Trocknen stellt, spreizt er seinen rechten Flügel ab, was aussieht, als würde er Hitchhiken wollen. Wenn ich also ein Pinguin wäre, würde ich Rocky sein. Man könnte auch direkt einen Film mit ihm drehen, er ist einfach so cool und entspannt. Als mir dann heute also als erstes Rocky in die Hand gedrückt wurde, war ich überglücklich, was Ed auf dem heutigen Foto des Tages festhielt. Nach dem Füttern bekamen wir dann 2 Besen in die Hand gedrückt und durften die Station einmal von oben bis unten durchfegen. Witzigerweise hatte Ed noch nie einen Besen in der Hand, dementsprechend unbeholfen sah es erstmal, aber ich brachte ihm meine über Jahre ausgeklügelten Techniken gerne mit einem Lachen bei. Wir singen nebenbei und kommen richtig ins schwitzen. Danach wird alles desinfiziert und wir bekommen die wundervolle Aufgabe 3 Transportboxen zu schrubben. Bewaffnet mit Bürste, heißem Waschwasser und Schürze stürzten wir uns in die Wasser-Schlacht, um die festgewordene Pinguinkacke mit aller Kraft von den Gittern zu kratzen. Die Bürsten machen einen guten Job, aber alles bekommen wir damit nicht ab. Die Hände sind ein deutlich besseres Werkzeug und die Fingernägel noch mehr. Am Ende werden alle Hemmungen fallen gelassen. Am Anfang wollte man absolut gar nicht mit der Kacke in Berührung kommen, am Ende war man eigentlich einmal von oben bis unten in Lackenspritzern von der Bürste eingedeckt. Naja, dann jetzt gut Hände waschen und heute Abend gründlich duschen. Vogelgrippe ist gottseidank derzeit kein Thema hier. Wir haben sehr Spaß dabei. Uns ist aber auch bewusst, dass es nur daran liegt, dass wir die Arbeit nur einen Tag machen müssen. Und wer kann schon von sich behaupten, einen gesamten Tag mit Pinguinen verbracht zu haben und dafür gesorgt zu haben, dass sie ein sauberes Zuhause haben. Zum Mittag geht es in das “Big White House” in Kleinbaai, welches dem selben Unternehmen gehört, wo wir durch einfaches fragen 10 % Rabatt bekommen, weil wir Freiwilligenarbeiter sind. Auf dem Rückweg werde ich richtig träge. Als wir wieder in der Auffangstation ankamen und uns gesagt wurde, dass wir uns gern ausruhen können, bis zur nächsten Fütterung, nahmen wir das Angebot gern an. Ganz faul konnten wir aber beide nicht sein. Wir legten uns zwar ins Gras in die Sonne, nahmen uns aber vor, den Unterschied zwischen Galapagos-, Humboldt-, Afrika- und Magellanpinguinen herauszufinden und am Ende 100% sagen zu können, welchen Pinguin man vor sich hat. Schaut man sich all die 4 Pinguinarten einmal an, sehen auf den ersten Blick alle gleich aus. Am Ende finden wir die kleinen aber feinen Unterschiede oder auch Gemeinsamkeiten. Noch ein Merkspruch dazu und mein Medizinerherz ist befriedigt, dass es auch im Langzeitgedächtnis bleibt. Zur Fütterung waren diesmal nur die Hungrigen dran, die aus der Hand essen. Manche essen gar nicht, andere essen gierig 5 große Sardinen. Wie immer wird nebenbei Strichliste geführt, wer wie viel isst. Nach einem gründlichen Bad, waschen auch wir unsere Hände, hängen nur noch Wäsche auf und nehmen andere ab, bevor wir Feierabend bekommen. Wir entscheiden und zurück nach Gansbaai zu hitchhiken. Gegenüber kommt ein Auto aus der Straße, wir haben unseren Standpunkt noch gar nicht erreicht, aber ich entscheide mich, den Daumen rauszuhalten und dem Fahrer die Richtung anzuzeigen, wo wir hin wollen. Er hält an und wir rennen zum Auto. Sie nehmen uns das unangenehmste Stück mit. Perfekt. Als wir aussteigen meint Ed, dass wir diesmal sogar negative Wartezeit hatten, was mich ordentlich zum Lachen bringt. Wie immer geht es in den Supermarkt und der Rest des Abends wird im sicheren Heim auf der Couch beim Puzzlen verbracht.