
Ist man in Stellenbosch, muss man mindestens eine Weinverkostung mitgemacht haben. Da wir kein Miet Auto wie andere Touristen haben, geht es zu Fuß hin. Es gibt zwar einige in der Stadt, aber sowohl Ed als auch ich, mögen die Natur lieber und trotz dessen, dass wir gestern eine riesige Wanderung gemacht haben, tut es gut die Beine zu lockern. Wir gehen also aus der Stadt heraus und brauchen gar nicht lange bis wir im Grünen sind. Oder besser gesagt im Orangenen. Es ist Herbst. Die Bäume sind verfärbt und verlieren ihre Blätter. Als ich wie ein Kind durch das Laub am Boden schlürfe, steigt der typische Geruch des Herbstes empor. Von der Nase direkt ins Gehirn und ich bemerke zum ersten Mal auf meiner Reise, dass ich noch nicht einmal Herbst hatte und ihn vermisst habe. Die Bäume lichten sich und werden durch Kuhweiden und Weinfelder ausgetauscht und schon sind wir bei unserer ersten Winzerei. Wir haben uns nicht wirklich vorbereitet, sondern sind einfach drauf los und genau das vermitteln wir den Leuten auch. Wir dürfen uns einen Platz auswählen, setzen uns in die Sonne und da wir keine Auswahl treffen können und die Kellnerin uns scheinbar mag, bekommen wir statt 4 verschiedenen “Kostproben” 5. Wir fangen mit 4 Gläsern an, sie werden aufgefüllt, wir bekommen zu jedem eine kleine Geschichte erzählt und ich schieße das heutige Foto des Tages. Wir sitzen, verkosten den Wein, unterhaltend uns, schauen den Tieren am See und ihrer Umgebung zu und die Zeit vergeht. Währenddessen findet neben uns ein Firmentreffen statt. Als wir die 4 Gläser geleert haben, kam die nächste Runde, nochmal 2 Gläser für jeden. Ich merke schon jetzt, dass ich den Wein nicht schaffen werde. Aber wir lassen uns extrem viel Zeit. Die Winzerei ist ein gemütliches Örtchen. Ich beginne damit meinen Wein an Ed abzugeben. Ich möchte nicht besoffen aus der Sache herausgehen. Ein kleiner Schwipps ist total in Ordnung aber für mehr, bin ich mitten am Tag nicht bereit. Und dann als das erste Glas leer ist, kommt unsere liebe Kellnerin mit dem teuersten und 5. zusätzlichen Wein. Unsere Gläser werden aufgefüllt und da die Flasche bald leer ist, wird der Rest auch noch nachgeschüttet, sodass wir am Ende jeder 1,5 Portionen vom teuren Wein hatten. Wir sind auf die Rechnung gespannt, da wir es nicht ganz glauben können, was wir am Anfang gehört haben. 75 Rand, was keine 4 € sind bezahlen wir jeder am Ende und wir haben insgesamt 10 Gläser Wein bekommen. Zwar waren es kleine Gläser aber auch Ed sagt, als wir uns auf den Weg machen, dass er sehr gut beschwippst ist und das mit weniger als 4 €. Google Maps führt uns weiter durch die Weinberge, entlang von Mandarinen-Hainen über trockenen roten Boden. Wir entdecken einige Wildfährten und scheitern irgendwann am weitergehen, da die nächste Winzerei eingezäunt zu sein scheint. Wir suchen also einen anderen Weg hinein. Es geht aber erstmal wieder ein wenig zurück über die bisherigen Weinfelder und ich finde noch ein paar reife extrem süße Weintrauben, die einen guten Snack bieten, von dem wir beide profitieren können. Wir gehen weiter, kommen wieder an den Zaun und diesmal finde ich eine Lücke. Ich frage Ed, ob er bereit wäre, mit mir einzubrechen und spätestens jetzt weiß ich, wieso wir die nächste Zeit zusammen reisen werden, da er sofort ohne zu zögern “ja” sagt. Wir helfen uns also beide durch den Zaun, dass wir keinen Stromschlag bekommen und sind auf Grund und Boden der anderen Winzerei. Ein großer Lacher überfällt uns. Wir laufen erstmal zum größten Gebäude, wo wir nach einigen Metern schon entdeckt werden und gefragt werden, wo wir herkommen. Der Middelvlei-Wimzerei ist unsere Antwort. Ja, aber wie seid ihr von dort hergekommen. Durch ein Loch im Zaun. Mit großen Augen werden wir angeschaut. Aber das geht doch nicht, das ist Sau gefährlich dort. Die Dame ist besorgt um uns, heißt uns schließlich aber auch willkommen und Ed nimmt die 2. Weinverkostung in Angriff. Ich genieße mein kühles Wasser und die Aussicht auf die wunderschöne Umgebung. Die Besitzer sind aus den Niederlanden und haben extrem viel aus ihrem Grundstück gemacht. Ich sehe meinen ersten Zebrateppich und weiß nicht, ob ich es mögen oder hassen soll. Ich komme zu dem Schluss, es kommt ganz darauf an, wie das Zebra gestorben ist. Die Besitzerin der Winzerei gesellt sich zu uns und wir tauschen uns aus. Sie will uns nicht wirklich zu Fuß weglassen. Die erzählt uns von einem extrem gefählichen Stück, dass wir, wenn wir doch laufen, unbedingt vermeiden sollen. Hier werden täglich Leute ausgeraubt und umgebracht. Nachdem Ed also seine Verkostung beendet hat, ist es längst an der Zeit zu gehen. Wir haben uns wieder viel zu sehr verquatscht. Wir müssen noch 1,5 Stunden zurück laufen und haben die Dunkelheit im Nacken. Also los geht’s. An der Straße angekommen, entscheiden wir uns, während wir weiter laufen, den Daumen herauszuhalten. Die Leute, die Autos besitzen, sind nicht gefährlich. Gefährlich sind die Leute, die nichts haben, denken wir uns. Das dritte Auto hält an und als die Scheibe herunter geht, muss ich lachen. 2 Bedienstete haben früher Feierabend bekommen, um uns mit nach Stellenbosch zu nehmen. Wie süß von der Dame. Dankeschön an die Winzerei “Aaldering”. Wir unterhalten uns gut, bekommen Tipps für den morgigen Tag und werden fast vor dem Supermarkt herausgelassen, in dem wir heute morgen schon beschlossen haben, dass es heute doch mal Fleisch geben wird. Die Qualität ist einfach unglaublich. Handre, mein Gastgeber aus Kapstadt hatte mir das schon prophezeit. Aber so etwas habe ich in Afrika nicht erwartet. Mehrere Regale voller Grillgut. Es fällt und schwer eine Auswahl zu treffen. Beide wollen wir wirklich Strauß probieren, aber heute gewinnt die Kuh. Ein halbes Kilo Steak für 4€. Wenn Fleisch, dann soll es gutes Fleisch sein. Den Strauß können wir auch noch später auf unserer Reise verkosten. Biltong, Trockenfleisch, muss ich auch noch probieren. Aber ich habe ja noch genug Zeit in Südafrika. Im Hostel angekommen wird ein kleines Feuerchen angeschlossen, um die Steaks über dem Feuer zu grillen. Wenn man es so sieht, hatten wir heute also unser erstes südafrikanischen Braai, BBQ.