Kleiner Stadtspaziergang

Direkt nach dem Aufstehen, ganz ohne Frühstück musste ich heute nochmal ins Krankenhaus, um weitere Tests durchzuführen. Diesmal hätte ich es fast allein geschafft, doch dann wurde meine Übersetzerin Patricia wieder dazu geholt. Nach der Blutentnahme würde ich noch in die Kantine gebracht, wo ich noch ein kostenloses Frühstück bekam. Kostenlos, je nach Ansicht, ich habe ja zuvor mehrere hundert Euro für die Tests gelöhnt, vielleicht war es auch einfach nur ein extrem teures Frühstück. Nachdem ich also gestärkt war, verließ ich das Krankenhaus und da es mir heute relativ gut ging, beschloss ich noch eine kleine Runde zu gehen. Ich landete in einem Park, dem Parque da Agua Branca. Ich war erstmal verwirrt, ob ich hier überhaupt einfach so hinein spazieren darf, da es einen Eingang gab und der Park schon von außen aussah, als würde man sich gut kümmern. Aber ich wurde nicht aufgehalten, also ging ich weiter. Ein kurzer Naturlehrpfad führte mich vorbei an den Pau Brazil vorbei, den typischen Bäumen mit ihrem extrem roten Holz. Dann stehe ich vor dem größten Bambuswald, den ich je gesehen habe. Die Stämme sind gute 20-30cm dick am Boden. Mein Weg führt mich weiter an einigen schicken Häusern mitten im Park, vermutlich Veranstaltungsgebäude. Das Senfgelb bildet einen super schönen Kontrast zu dem saftigen grün der vielen Pflanzen hier. Es gibt Arbeiter, die sich um die Sauberkeit sorgen und sogar eine Art Ranger. Einige Tiche und Seen und alles auf extrem kleinem Raum. Den Stadtlärm hört man nicht, hier kann man abschalten. Ganz viele Leute gehen hier laufen oder machen einfach nur ein Picknick. Ich schieße mein heutiges Foto des Tages und nachdem ich Kraft getankt habe, beschließe ich noch ein Stück weiter zu gehen. Das Zuhause ist zu weit weg, ich gehe trotzdem in die Richtung. Komme an einem weiteren Park vorbei. Die arbeitende Bevölkerung geht in Gruppen im Anzug zur Mittagspause. Im Slalom quetsche ich mich durch die Massen. Und dann ist da ein Second-Hand-Laden. Jeder der mich kennt, weiß, dass ich eine Schwäche dafür habe. Es ist nachhaltig, günstig und ich habe das Gefühl, die Dinge können mir eine Geschichte erzählen. Auch wenn man auf Reisen nicht shoppen gehen kann, da das Gepäck begrenzt ist, traue ich mich hinein. Es dauert nicht lange und mein Arm ist voller Klamotten. Ich bin eben in Brasilien. Hier wissen sie, wie man Frauen kleidet. Nachdem ich die einzige Umkleidekabine für gefühlt eine halbe Stunde besetzt habe, gehe ich mit drei neuen Teilen aus dem Laden heraus. Ein bisschen habe ich es mir aber auch verdient, Versuche ich mir einzureden. Eine kleine Aufmunterung nach den vielen Infektionen. Ich gehe also frisch beschwingt weiter und als ich nur noch 2 km vorm Zuhause bin, beschließe ich, den Rest nun auch noch zu gehen. Die frische Luft tut mir gut. Mit jedem gelaufenen Meter fühle ich mich besser. Am Ende bin ich zwischen 7 und 8 km gelaufen. Aus einem kleinen Spaziergang zum Park ist eine halbe Wanderung geworden. Das habe ich gebraucht. Patricia ist zurück!

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