Kurzer Abstecher

Nachdem die letzten Tage die große Markthalle hier in Curitiba immer geschlossen war, stand heute vorwiegend das auf dem Plan. Nachdem ich also meine 7 Sachen mal wieder zusammengepackt hatte, ging es dort hin. Und heute hatte er tatsächlich geöffnet. Wir wurden erstmal von dem Angebot völlig erschlagen. Nüsse über Nüsse, im nächsten Gang dann Obst und Gemüse, Käse und Wurst und am Ende nochmal alles gemischt. Da wir uns in Brasilien befinden, muss man bei den Cashews natürlich zuschlagen, also habe ich mir gemerkt, wo sie am günstigsten waren und kaufe ein halbes Kilo. Was aber natürlich für deutsche Augen viel interessanter ist, sind die vielen exotischen Früchte. Anna darf ihre erste Cashew-Frucht sehen und überall werden passend zur Überschrift des gestrigen Artikels “Im Land der Pinien” Pinienkerne angeboten. Manchmal geschält, meistens aber ungeschält und ab und zu konnte man einen gesamten Zapfen kaufen. Es mag vielleicht auf dem Foto des Tages nicht so aussehen, aber sie haben die größe einer Honigmelone oder Ananas. Einfach nur beeindruckend. Die Cashews haben in meinem Fall trotzdem gewonnen. Da ich etwas in Zeitnot war, verabschiedete ich mich von Anna, die das wilde Treiben noch ein bisschen in sich aufsog, und war flink auf dem Weg zurück zur Unterkunft.  Ich hatte ein Blablacar zu erwischen, aber erstmal musste ich meinen Rucksack noch bei Ugur abholen. Bereits gestern haben wir von einigen brasilianischen Gepflogenheiten erfahren, die ich heute das erste Mal bemerkte. Wenn man das erste Mal bei einer Person zu Hause ist und dann die Wohnung verlässt und die andere Person dir die Tür öffnet zum heraustreten,dann bedeutet dies, dass du jederzeit wieder willkommen bist. Musst du sie selbst öffnen, entsprechend das Gegenteil. Als sich Ugur also gekonnt zwischen mich und Tür drängte, um sie mir zu öffnen, erinnerte ich mich, musste schmunzeln und war glücklich, dieses Gefühl mit auf den Weg bekommen zu haben. Der Uber brachte mich also zum Blablacar und Südamerikanerin, wie ich bin, mussten die Südamerikaner auf die Deutsche warten. Am Ende ging es Los und ich war für 8 Stunden in einem Auto mit ausschließlich portugiesisch sprechenden Leuten. Wie gut man sich verständigen kann, wenn man Einen Mischmasch aus spanisch und portugiesisch spricht, war wieder mal beeindruckend. Ich bekam von der 2. Gepflogenheit mit und versuchte sie immer einzuhalten. Wenn du etwas isst oder trinkst, musst du den anderen immer etwas anbieten aus Höflichkeit. Höflich ist es dann auch, immer das erste Mal abzulehnen. Fragt der andere ein zweites Mal, heißt es, er will wirklich teilen und jetzt darfst du auch ja sagen. Als sehr direkter Mensch fiel mir das heute etwas schwer und ließ mir auch Spielraum zum Nachdenken. Das ist doch alles ziemlich unehrlich. Aber naja, ich Versuche mich etwas anzupassen, muss es ja am Ende nicht beibehalten. Irgendswann kam ich dann in Campinas an. Ann ist nicht mit von der Partie. Wir haben uns nochmal getrennt, da ich bis zu meinem Flug nur noch Freunde besuchen werde und es dort nicht wirklich was für Anna zu tun gibt, das heißt, sie geht wandern und findet auf anderem Weg nach Sao Paulo, wo wir uns vor meinem Flug wieder treffen werden. Aber heute wurde ich in Campinas mit meiner Ankunft von Ellen und ihrem Freund Alan abgeholt. Nach genau einem Jahr fielen wir uns in die Arme. Die süße Ellen aus der französischen Schweiz durfte ich letztes Jahr ein paar Tage vor Ostern im Hostel in Cordoba (Argentinien) kennenlernen. Seither hielten wir Kontakt und nun bin hier in Campinas, wo sie nun mit ihrem Freund gemeinsam wohnt, um die Aufenthaltsgenehmigung für die Schweiz für ihn zu bekommen. Ein wenig schmelze ich bei dieser Geschichte schon dahin. Sie laden mich noch zum Essen ein, es gibt Lanches, eine Spezialität von hier, eine Art Sandwich, aber da es schon sehr spät ist, gehen wir alle direkt danach ins Bett.

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