Da ich gestern schon einen Blick darauf werfen durfte, musste ich heute auch einen Fuß darauf setzen. Die Rede ist nicht nur von Brasilien, sondern auch von Paraguay. Innerhalb einer Stunde kann man hier in Iguazú von Argentinien, nach Brasilien, bis nach Paraguay reisen und alles ohne auch nur eine Grenzkontrolle. Mit dem Motorrad fahren Martin und ich nach Brasilien, stellen das Motorrad ab und laufen den Rest über die Brücke des Rio Paraná nach Paraguay. Die Brücke ist sehr beschäftigt. Nicht nur durch den Straßenverkehr, nein, auch viele Fußgänger überqueren hier die Grenze. Ich fühle mich fast etwas gestresst, versuche aber trotzdem die Aussicht von oben auf den Fluss und die beiden Länder zu genießen. Warum diese Grenzen so beschäftigt sind, ist ganz einfach zu erklären. Paraguay ist um einiges billiger als Argentinien und Brasilien und deshalb kaufen die Leute hier ein und kehren am gleichen Tag wieder zurück. Grenzkontrollen spart man sich deshalb einfach. Auch ohne Kontrollen stehen die Autos schon in mehreren Schlangen nebeneinander. Das kommerzielle Zentrum der Stadt, Ciudad del Este, befindet sich also genau hinter der Grenze. Vom eher ruhigen Brasilien geht es also ins rege Treiben Paraguays. Die Verkäufer stürzen sich quasi auf mich. Ich bin etwas überfordert mit der Menge an angebotenem Kram und verflüchtige mich erstmal, nachdem ich mich einmal durchgewurstelt habe, an den nahegelegenen See und genieße dort die Ruhe und Natur. Auf dem Weg dorthin schieße ich das heutige Foto des Tages. Um den See führt einmal rundherum ein Gehweg begleitet von einem Radweg. Die Bäume spenden mir in der Mittagshitze guten Schatten. Ein paar Vögel genießen das kühle Nass oder fischen sich Mittagessen. Ein paar Medizinstudenten lernen in ihrer Mittagspause im Park, was mich sehr an meine Zeiten zurück erinnert, als ich in Jena an die Saale zum lernen gegangen bin. Interessanterweise sprechen alle portugiesisch und nicht spanisch mit indischem Akzent. Es müssen also Brasilianer sein, die hier studieren. Als ich es einmal um den See geschafft hätte, hatte ich genug Zeit, um mich auf die Massen vorzubereiten und mich ins Gewusel zu stürzen. Also rein da! Ich hole mir etwas paraguayanische Währung, die passender Weise “Guaraní”, wie die Ureinwohner heißt. Ich fühle mich etwas wie ein Deutscher, der einen Ausflug nach Polen macht, um extrem billige Chinaware zu kaufen. Neben Kleidung gibt es hier vor allem Elektrogeräte, aber natürlich auch ganz viele Thermoskannen. Da wir in Paraguay sind, gibt es nicht nur jene für heißes Wasser, sondern auch die größere Variante für Eiswasser, um den Mate als Tereré zu trinken. Ich schaue hier ein bisschen und dort ein bisschen und dann fangen die Buden schon an zu schließen. Ab 15 Uhr ist hier nach und nach Schicht im Schacht. Ich vertreibe mir noch bis 16 Uhr die Zeit und dann ist mein Kurztrip nach Paraguay auch schon nach 5 Stunden beendet. Ich gehe wieder über die Brücke mit dem Personenstrom, der mit Beutel bepackt ist und jetzt finden Stichproben statt. Ich werde zwischen allen anderen herausgefischt, habe aber nichts anderes als Alfajores zu bieten. Zurück nehme ich den Bus von Brasilien nach Argentinien, treffe mich wieder mit Martin und wir fahren direkt wieder zu Grenze mit dem Motorrad. Hier gibt es einen riesigen Duty-Free-Shop und er hatte mich gebeten, mit ihm einige Flaschen Whisky zu kaufen, damit er im Land teurer weiterverkauft werden kann. Da ich sonst nichts zu tun hatte und bei ihm ja auch kostenlos wohnen kann, konnte ich dazu natürlich nicht nein sagen, zumal es sich auch noch um gute schottische Whiskys handelte. Auch diesmal wurden wir auf dem Rückweg wieder angehalten und vom Zoll kontrolliert. Als wir im Dunkeln Zuhause ankommen, falle ich erschöpft ins Bett. Heute habe ich folgende Reiseroute hinter mich gebracht: Argentinien-Brasilien-Paraguay-Brasilien-Argentinien-Brasilien-Argentinien. Ich denke, das reicht für heute.
