Das Leben ist bunt, auch wenn es mal regnet

Wir haben mal wieder einen Regentag erwischt. Unsere Planung passt aber perfekt dazu. Mit Valeria, in deren Haus wir letzte Nacht gegen Bezahlung geschlafen haben, haben wir schon gestern ausgemacht, dass sie uns heute morgen um 9 Uhr abholt und zu den nahegelegenen Mienen bringt. Während sich der Himmel also ausleerte, kamen wir trocken dort an, anstatt durchnässt nach 4 km anzukommen. Valeria verabschiedete sich wieder, wir kauften unser Ticket und hatten direkt einen Guide neben uns stehen, der uns ins Schlepptau nahm. Nachdem wir die letzten Wochen eher weniger Touristen zu sehen bekommen hatten, war es ungewohnt, hier große Reisetruppen zu sehen, die mit dem Bus ankamen. Andere bekamen also eine Führung mit 20-30 Leuten, wir zu zweit. Ganz ohne Vorwarnung würden wir quasi von den ersten Edelsteinen erschlagen. Unsere Augen konnten nicht so richtig glauben, was die Erdgeschichte hier geformt hatte. Jeden halben Meter gab es im Basaltgestein eine andere Edelsteinformation. Als sich vor 180.000.000 Jahren die Kontinente Afrika und Amerika voneinander trennten, stieg genau hier Lava auf und formte aufgrund von Kohlenstoff Einschlüssen mittels verschieden vorkommenden Mineralien, die Edelsteine, die es heute zu entdecken galt. Die grüne Farbe am Basalt verrieht, hier ist Kupfer oxidiert, also dass sich darunter Edelsteine verstecken müssen. Welcher genau, das weiß man nicht. Das sieht man erst beim freilegen, was mittels Stämmhammer und Explosion geschieht. Erst danach sieht man, ob man einen Amethyst, einen Quarz oder Achat gefunden hat. Manchmal hatte man noch eine Verunreinigung mit einem Calciumcarbonat-Kristall oder einen wilden Mix erwischt. Je höher während der Entstehung der Druck auf die Blase für die Lava war, desto flacher ist die Formation natürlich auch. Je dunkler der Stein, desto wertvoller ist er heute. Die Besuchermine war wirklich beeindruckend. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass es einen Platz gäbe, an dem es ein so hohen Vorkommen an Amathysten gibt. Wir könnten uns gar nicht satt sehen und nicht mit den Fotos aufhören. In der Höhle war immer nur die Wände der Formation freigelegt, die zum Besucher zeigt. Manchmal warf man völlig unerwartet einen Blick hinein und die ganze Blase hatte eine Tiefe von bis zu einem Meter. Mit Taschenlampe versuchten wir das Ende der Blase auszumachen während uns tausende Kristalle den Weg erstrahlten. Auf dem Foto des Tages kann man einen Amethysten umgeben von einem Ring aus Quarz sehen. Den typischen Edelstein von Argentinien, den Rhodochrositen gab es hier leider nicht zu entdecken. Bei der Masse an andere Edelsteinen tat das der Sache aber absolut keinen Abbruch. Als wir durch die Besuchermine durchmarschiert waren, schloss sich der Teil an, wo heute noch abgebaut wird und wir keinen Zutritt mehr hatten. Auch unser Guide erzälte uns, dass er fürher als Minenarbeiter tätig war. Hier in der Wanda-Mine, müssen sie die Leute bis zu ihrem 50. Lebensjahr Steine abbauen und werden dann als Touristenführer eingesetzt, um hoffentlich keine Lungen-Silikose zu bekommen, die typische Berufskrankheit, die durch das Einatmen von Silizium ausgelöst wird. Am Ende erschien wieder völlig unerwartet ein riesiger Haufen angebauter Rohredelsteine, die darauf warteten verarbeitet zu werden. An einer Stelle konnte man noch einen Hänger erahnen, in dem die Steine lagern sollten, aber der war längst doppelt und dreifach übergelaufen. Nach dem Abbau folgte die Verarbeitung. Wir könnten sehen, wie der Stein in Form gebracht wurde und geschliffen und poliert zu Dekoration oder Schmuck weiterverarbeitet wurde. Eine riesige Verkaufsfläche schreckte uns Rucksacktouristen erstmal ab, als wir dann aber die Preise zu Gesicht bekamen, schlugen selbst wir zu und gönnten uns ein kleines Andenken, an diese völlig unwirkliche Welt. Aber klar, wo das Angebot groß ist, ist auch der Preis niedrig. Danach ging es noch ins Museum, wo wir noch ein wenig mehr über die Erdgeschichte, Geologie, Fossilien und Edelsteine lernten und Valeria brachte uns wieder zurück in die Stadt. Da es immer noch wie aus Eimern schüttete, entschieden wir uns heute, einen Bus bis nach Puerto Iguazú zu nehmen. Wir kamen also trocken dort an und vermutlich hatte der liebe Gott diesmal Mitleid mit uns, da es sich ausgerechnet hatte. Ich brachte Anna noch in ihr Hostel, denn sie möchte die nächsten paar Tage etwas Zeit für sich haben und ich ging etwas stadtauswärts , da ich dort eine Zusage von Martin bekommen hatte, um bei ihm zu Couchsurfen. Nach einem kurzen Kennenlernen ging es kurz einkaufen und da ich nun meine letzten Tage in Argentinien sein werde, müsste ich mir natürlich nochmal einen Vorrat an Alfajores zulegen. Auf dem Rückweg wollte ich das erste verspeisen, aber ein paar Maden kamen mir zuvor. Also ging es wieder zurück zum Supermarkt, die Misere wurde vorgeführt und direkt ohne mit der Wimper zu zucken, wurde die gesamte Palette entsorgt und ich durfte mir eine andere Marke aussuchen. Ganz gespannt öffnete ich die Packung und hatte diesmal die vegetarische Variante erwischt. Heute stand dann nur noch genießen, kochen bei Stromausfall und noch mehr genießen auf dem Plan.

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