Tierra colorada – Bunte Erde

Nach ein bisschen Geschichte am gestrigen Tage stand heute Gärtnern auf dem Stundenplan. Per Anhalter wie immer ging es nach Jardin America. Da wir 1 Stunde zu früh ankamen, ging es erstmal Mittag essen. Danach wurden uns die Türen zur Kooperative “Flor de Jardín” geöffnet. Da die Mate-Produktion gerade erst am anlaufen ist, gibt es eigentlich noch keine Touren aber da ich vorher mit ihnen per WhatsApp geschrieben habe, haben sie uns trotzdem herumgeführt und alles erklärt. Die ich versuchen möchte, Yerba Mate auch zu Hause anzupflanzen, habe ich dement wieder viele Fragen gestellt. Leider musste ich am Ende enttäuscht werden, da die Pflanze wohl nur auf diesem speziellen roten Boden genießbar ist, den es hier in Misiones gibt. Wir durften uns erst ein Video anschauen und gingen dann aufs Gelände, während wir sahen, wie der 5. LKW des Tages Yerba Mate in Rohform vorbei brachte. Das Foto des Tages war in der Tasche. An einer Pflanze lernten wir alles vom Samen bis zum Setzling. Nach einem Jahr unter einem eigenen Gewächshäuschen kann die Pflanze nach draußen auf Feld und nach weiteren 3-4 Jahren kann sie das erste Mal für die nächsten 90 Jahre abgeerntet werden. Wir haben Glück, überhaupt einen Truck mit Yerba Mate darauf gesehen zu haben, da die Ernte von April bis November geschieht, also gerade erst angelaufen ist. In den anderen Monaten ist es schlichtweg einfach zu heiß, was zu viel Stress für die Pflanze bedeuten würde. Nachdem die frischen Zweige dann geerntet wurden von verschiedenen Bauern und Privatleuten aus der Region werden sie in LKW hierher oder in andere “Trocknereien” gebracht und sobald 30 LKW-Ladungen eingetroffen sind, wir das Eukalyptus-Kiefer-Feuer angeschürt und die Blätter ungewaschen bei 200°C getrocknet. Da im Moment die Saison erst anläuft kommen wohl manchmal keine 30 Ladungen zusammen, getrocknet werden müssen sie am Ende des Tages trotzdem, sonst würden die Blätter welken. Auf meine Nachfrage durften wir sogar noch in die Lagerhalle gehen und die Maschine sehen, in der der Yerba Mate getrocknet wird. Fotos und Video waren allerdings verboten. Nach der Trocknung steht dann die Zerkleinerung inkl. dünner Äste an, bevor sie in große Säcke gefüllt werden und 1-5 Jahre lang gelagert werden. Der Geschmack eines jeden Yerba Mates kommt also nicht von unterschiedlichen Pflanzen, sondern ist abhängig vom Standort der Pflanze, die Art der Trocknung (mit oder ohne Rauch? Welche Holzarten?), wie stark der Tee zerkleinert wird (umso kleiner, umso bitterer) und wie lange er gelagert wird (umso länger, umso geschmackvoller). Nach all den Informationen gab es dann natürlich auch noch Mate zu Trinken und ganz überraschend wurde uns sogar noch Mate geschenkt. Ich durfte mir noch meine Samen vom Baum pflücken und war spätestens dann überglücklich. Wir verabschiedeten uns also und Namen direkt davor an der Hauptstraße Platz. Während Anna sich um eine Unterkunft kümmerte, hielt ich den Daumen raus. Da es heute Morgen schon recht lange gedauert hatte, bis jemand anhielt und es auch jetzt ziemlich lange dauerte, wurde mein Arm langsam schwer und ich etwas wehleidig und schimpfte jedes Auto an, dass vorbeifuhr ohne anzuhalten oder ich versuchte mit Quatsch die ganze Situation aufzulösen. Anna saß da und schaute sich ab und zu das Schauspiel an und tröstete mich mit den Worten: “Sei froh, andere sitzen jetzt im Büro und bearbeiten Excel-Tabellen!”. Erstaunlich aber war, aber dieser Gedanke half. Und schon hielt ein Auto mit Reisenden an. “Where are you from?” “Germany!” “Ah, das haben wir uns schon gedacht!” und von da an ging es nur noch auf deutsch weiter. Sie räumten kurz ihr Zuhause auf 4 Rädern auf und wir durften hinten einsteigen. Zusammen fuhren wir 3 Stunden Richtung Norden, während wir hinten auf der “Couch” lagen und die Fahrt mal ganz anders genossen. Zum krönenden Abschluss brachten uns die beiden noch in die Nähe unserer spontan gebuchten Unterkunft, wir verabschiedeten uns, tauschen Nummern und jeder ging wieder seiner Wege. Auf der Suche nach der Unterkunft quatschte ich 3 Leute auf der Straße an, bis schließlich jemand wusste, wo die Unterkunft war und uns sogar bis dorthin begleitete. Es war lange nicht mehr so unklar, wo wir heute Abend sein werden, aber es ist mal wieder alles so gekommen, wie es kommen musste. Wir fühlen uns super wohl und können den Abend gemütlich ausklingen lassen.

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