
Sich auf einen Pferderücken zu setzen und 2 Stunden durch die Gegend tragen zu lassen, sollte auch im kranken Zustand funktionieren. Deshalb haben wir gestern noch einen kleinen Ausritt für heute Vormittag organisiert. Als uns Antonio abholen wollte, führten wir gerade einen Kampf mit den Haustüren. Da wir die eigentliche Haustür nicht auf bekamen, bin ich aus einer anderen ausgebrochen, die wir allerdings dann von außen nicht mehr schließen konnten. Weder mit Geschick noch mit Gewalt. Auch Antonio konnte uns nicht weiter helfen, aber wir sind ja gottseidank in einem 1000-1200 Einwohnerdorf, wo keiner irgendwas klaut, geschweige denn einbricht. Also blieben die Pforten heute geöffnet und wir machten uns los. Uns wurde je ein Pferd zugeteilt, es hieß aufsitzen und auf die Pferde, fertig los. Aber so ganz wollte mein Pferd nicht loslaufen. Als ich es dann animieren konnte, hatte ich ein ungutes Gefühl. Irgendwas stimmt da nicht. Ich gab Antonio bescheid, er warf einen kurzen Blick drauf und tatsächlich humpelte mein Pferd, also würde nach 5 Metern umgesattelt und ich bekam ein anderes Pferd. Auch das war etwas lahm, aber immerhin humpelte es nicht. Wir ritten ein wenig über die roten Schotterstraßen durchs Dorf. Jeder, dem wir begegneten, würde nett gegrüßt, kurz gefragt, wie es so geht und steht und man ging wieder seiner Wege. Einmal aus Pellegrini heraus, begann auch direkt die Natur. Da Trockenzeit ist, was hier der Nebensaison entspricht, da wir ja in einem Feuchtgebiet unterwegs sind, ist der Iberá-See viel viel kleiner als in der Regenzeit und damit sind wir heute nur im Trockenen geritten, anstatt mit den Pferden bis zum Bauch im Wasser zu watschen. Von einem vertrockneten Kaktusfeld ging es auf eine Pferde und Kuhweide in einen kleinen Palmenwald, in dem es vor einigen Jahren gebrannt hatte, was man den Palmen auch noch ansah. Einmal bitte lächeln und das Foto des Tages war gemacht. Es ging noch ein kleines Stück weiter über freies Feld bis zu einem winzigen Dschungel. Hier stiegen wir ab, ließen die Pferde draußen und gingen auf Spurensuche. Wir müssten nicht lange Suchen und schön fanden wir die erhoffte Affenfamilie. Weit oben in den Bäumen starrten sie uns an und nahmen dann recht schnell ihre Beschäftigung wieder auf. 2 Weibchen hingen an ihren Schwänzen kopfüber und spielten oder rangelten miteinander während ein drittes Weibchen das Geschehen von oben wie ein Schiedsrichter beobachtete. Als die Show vorbei war, gingen wir wieder zu unseren Pferden, die ohne festgemacht worden zu sein, brav auf uns an Ort und Stelle warteten. Auf gleichem Weg ging es wieder zurück und für mich direkt in die Waagerechte. Das sollte es für heute gewesen sein, was ich mir erlauben wollte. Falsch gedacht. Antonio hatte uns von einem Fußball-Match erzählt, als ich meinte, dass ich gern Fußball spiele, welches heute Abend mehrere Stunden im Dorf stattfinden soll. Also ging es ausgeruht dort wenigstens einmal vorbei. Wir trafen Seli& Santi, die wir auch über die Couchsurfing-App kannten. Ein süßes junges Pärchen aus dem Dorf, die gern Reisen. Wir schmiedeten gemeinsame Pläne in einer Mate-Runde während wir den Fußballspielen zu schauten. Trotz dessen, dass das Dorf so klein ist, gibt es 4 Männermannschaften und 3 Mädchenmannschaften und noch viel mehr Jungenmannschaften. Der Altersdurchschnitt im Dorf ist extrem niedrig. Später gibt es noch ein Choripan vom Grill, also eine Chorizo/Bratwurst im Brötchen. Spätestens jetzt fühlt es sich wie bei einem deutschen Fußballturnier an. Das einzige was nicht so passt, ist die Uhrzeit. Es ist mittlerweile um 10 Uhr. Aber tagsüber war es so heiß, dass man keinen Meter hätte rennen können. Wir haben noch von einem Chamamé-Abend erfahren und wollen noch schauen, was die traditionelle Musik so zu bieten hat, als aber 7.000 Pesos von uns verlangt werden, bedanken wir uns und setzen uns draußen in den direkt angrenzenden Park und lauschen der Musik, während wir in die Sterne schauen. So ist es eh viel schöner.