
Tag 1 im Iberá-Nationalpark und schon beim Aufstehen merke ich, dass ich genau das gebraucht habe. Ich habe sie sehr vermisst, meine Natur. Nachdem wir zusammen mit Mario (unser Couchsurfing-Host), Mittag zum Frühstück hatten, machen wir uns auf den Weg und Anna meint bereits nach den ersten paar Metern: “Danke Patricia, ich habe nicht gewusst, wie sehr ich das gebraucht habe.” Der Punkt ist, dass Anna erst nicht wusste, ob sie hier überhaupt hin möchte, sich dann auf einen Tag eingelassen hat und nun werden wir vermutlich meine vorgeschlagenen 5 Tage hier sein. Jackpot für mich. Wir gehen also los, brauchen nicht lange und sind auf der Brücke die über den Iberá-See führt. Hier sehen wir nach einigen Metern unseren ersten Kaiman im Wasser entspannen und einige bunte Vögel, von denen ich die Namen noch nachschauen muss. Außerdem sehen wir etwas weiter weg, wie auf einer Landzunge einige Capibaras und Kaimane die Sonne genießen. Eigentlich wollten wir da nicht hin, aber man muss die Möglichkeit beim Schopfe packen, also gehen wir wieder zurück und dort hin. Wir gehen über das Gelände des Campingplatzes. Man hält uns kurz an und fragt, was wir machen wollen, ich frage lieb, ob wir die Capibaras und Kaimane beobachten dürfen und bekomme als Antwort: “Natürlich, aber haltet bitte einen Abstand von 5 Metern.” Ich mache große Augen. Ich weiß nicht, ob ich mich überhaupt 5 Meter an einen Kaiman herantraue. Wir setzen uns erstmal an einen Steg, der etwas weiter weg ist und beobachten das Geschehen durch die Ferngläser, die uns Mario ausgeliehen hat. Irgendwann trauen wir uns doch näher heran. Der Bachlauf schafft einen guten Abstand zwischen uns und der Tierwelt. Lediglich ein Capibara ist etwas neugieriger, watet im Bach zu uns, überlegt sich bei uns raus zu kommen und merkt dann doch, dass wir nicht seine Familie sind und geht nach drüben. Genau hier schieße ich auch schon das heutige Foto des Tages, während ein Auge immer versucht nach Kaimanen Ausschau zu halten. Da wir ja eigentlich eine ganz andere Wanderung machen wollen und Mario auf unsere Nachricht warten, wann wir beim Startpunkt sind, um uns zu begleiten, verlassen wir das Schauspiel doch irgendwann schweren Herzens. Jetzt gehen wir noch einmal über die Brücke und sehen hier und da ein paar treibende Kaimane oder eben nur ihre Augen und Nasenlöcher und noch viel mehr bunte Vögel. Als wir es über die Brücke geschafft haben, wollte ich gerade Mario Bescheid geben, dass er jetzt losfahren könnte, als er direkt in unsere Arme läuft und sich freut, uns endlich gefunden zu haben. Er hatte uns bereits seit 1 Stunde gesucht. Naja, wir genießen nun mal unsere Zeit hier. Mit dem Nationalpark-Pickup fuhren wir zum Startpunkt der Wanderung und sahen etwa 20 Axishirsche über die Straßen springen. mit unserem Privat-Guide Mario hatten wir Glück, viel Wissen über die Flora und Fauna des 130.000 Hektar großen Nationalparks übermittelt zu bekommen. Bereits am Eingang lief uns ein Füchsen über den Weg. Außerdem wusste Mario natürlich, wo sich die Tiere für Gewöhnlich aufhielten. So spotten wir bereits in einem kleinen Waldstück ein paar Brüllaffen, nachdem ich sie nicht einmal gehört hatte, um auf sie aufmerksam zu werden. Weiter ging sie Wanderung, heraus aus dem Wald ins Grasland. Neben uns ein Feuchtgebiet, in dem es tausende Vögel zu jeder Zeit an jedem Ort zu sehen gab. Wo Feuchtgebiete sind, sind auch die Calibaras nicht weit und so kam es, dass wir etwa all 200 Meter heute ein Capibara oder eine ganze Familie sahen. Bis auf 1 Meter kann man heran, dann werden sie nervös, stehen auf und drehen einem ihr Hinterteil zu. Die Männchen erkennen wir an einer riesigen Drüse auf der Nase, die die Weibchen nicht haben. Außerdem haben wir heute super Glück, denn es ist bewölkt, ab und zu regnet es mal etwas aber im großen und ganzen bleibt es trocken mit Wolken. Ich bringe Mario bei, dass wir heute klassisches Aprilwetter für Deutschland haben, was ihm sehr gefällt. Erst Regen, dann Sonne, dann Wind, dann ein Regenbogen. Wir lernen nicht nur Dinge über die Tiere, sondern auch die Pflanzen. Am beeindruckenden ist die Palo vibora für mich, da sie in der Medizin als Beruhigungsmittel und zur Desinfektion genutzt werden kann. Nach Pflanzenkunde geht es auch noch Spuren lesen. Wer hat welche Hinterlassenschaften, wer welche Fährte im Schlamm? Wer hat hier am Baum gekratzt? Wir verbringen einen super interessanten Tag mit Mario. Wieder einmal bekommen wir die argentinische Gastfreundschaft auf dem Silbertablett serviert. Wir sehen noch etliche vom Ameisenbären zerstörte Ameisenhaufen und am Ende den größten existierenden Hirsch Südamerikas, den Sumpfhirsch. Nachdem wir uns satt gesehen haben und müde sind, beschließen wir uns auf den Rückweg zu machen. Mario fährt wieder nach Hause, wir laufen. Als es anfängt zu schütten, halten wir den Daumen raus und werden auf der Ladefläche eines Pick-Ups mitgenommen. Da mich der Fahrer falsch verstanden hat, lässt er uns vor und nicht nach der Brücke hinaus. Wir steigen auch so dankbar ab und verabschieden uns. Da hier ein anderer Eingang in den Nationalpark ist, gehen wir mal schnell hier auf Toilette. Wir wissen, dass man hier, anders als im anderen Abschnitt, wo wir heute wandern waren, 30 Dollar Eintritt zahlen muss. Nachdem wir von der Toilette kommen und unseren Weg zum Ausgang suchen, bekommen wir die Stege/Wanderwege zu Gesicht. Anna läuft vor mir, dreht sich um und ich sage ohne mir auch nur ein Wort von ihr anzuhören: Ja! In der Hinsicht sind wir beide gleich. Als Langzeitreisender muss man schauen wo man bleibt und so eine Gelegenheit bietet sich einem nicht immer. In Nullkommanichts sind wir also auf dem Wanderweg im Abschnitt, in dem man eigentlich löhnen muss gratis drin. Diesmal haben wir einen direkten Blick auf den See. Calibaras und Vögel sind wie immer von der Partie und auch wieder ein Sumpfhirsch. Auch ein kleiner Muntjak, eine Miniversion eines Rehs läuft unter unserem Steg entlang. Da wir schon einmal hier sind, entscheiden wir uns für den längsten Weg, obwohl wir vorher ziemlich k.o. waren. Unser Weg führt wieder durch einen Wald. Auch Anna ist ziemlich gut im Sichten von Tieren. Oder aber der Affe war besonders gut darin uns zu sichten, denn er starrt uns direkt an. Als wir 2 Minuten still stehen bleiben, werden wir uninteressant, er geht weiter und ein anderer folgt direkt, etwas weiter weg, hören wir die Baumkronen rascheln also müssten da noch mehrere kommen. Erst ein kleiner und dann 1 ganz großer schwarzer, der irgendwie auf uns zu hält. Wir werden etwas nervös. Wir sind in ihrem Revier. Sieht er uns? Er könnte super einfach von seiner Position aus, auf unsere Gesichter, die nach oben starren, springen. Mucksmäuschenstill stehen wir da und wissen nicht, was wir machen sollen. Und dann dreht er gottseidank um. Ein 2. Männchen folgt, setzt sich hin und verrichtet erstmal sein Geschäft. Ich muss mich extrem zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Als er dann noch vor unseren Augen pinkel, kommen dann doch ein paar Töne aus mir heraus, die ihn aber nicht beeindrucken. Er erledigt alles ganz in Ruhe und folgt dann seiner Familie. Jetzt sind sie aus dem Blickfeld also können wir uns bewegen. Wir schauen, ob wir sie nochmal zu Gesicht bekommen und tatsächlich klappt es. Ich beobachte ein Weibchen. Und sehe wie Anna senkrecht nach oben filmt und dabei strahlt. Brüllaffen gehören zur Familie der Klammerschwanzaffen und das Weibchen zeigt, woher der Name kommt. Frei schwingen am ihrem Schwanz frisst sie hier ein wenig und dort ein bisschen. Dann bewegt sie sich, auch sie lässt es auf ihrem Donnerbalken krachen und muss pupsen. Diesmal kann ich nicht an mich halten und breche aus vor Lachen. Der Affe starrt uns an. “Anna, weg hier!” Bei diesem bösen Blick kann man nur das Weite suchen. Aus dem Wald raus, rasten wir aus, was wir gerade für ein Erlebnis hatten. Affen so natürlich zu beobachten zu dürfen ist ein Privileg und das wissen wir zu schätzen und alles nur, weil uns der Fahrer, der uns beim Hitchhiken mitgenommen hatte, am falschen Ort herausgelassen hatte. Jetzt gehen wir wirklich nur noch zurück und da es extrem anfängt zu schütten, halten wir auch nicht mehr nach Tieren Ausschau. Zuhause angekommen, haben wir alle extrem Hunger und traditionell zu einem Regentag entscheiden wir uns Tortas fritas zu machen. Da wir sie allerdings nicht nur einzeln essen wollen, kommt es zu folgender Arbeitsteilung. Anna kauft Belag ein, muss also nochmal raus in den Regen, der mittlerweile zum Gewitter geworden ist und da ich so gerne koche und backe und lernen möchte, wie man Tortas fritas macht, stellt sich Mario neben mich und sagt mir, was ich zu tun und zu lassen habe, während er die Küche aufräumt und ich meine ersten argentinischen Tortas fritas zubereite.
Hier geht’s zum Rezept: https://lets-world.de/wordpress/2025/03/28/tortas-fritas/
Heutige Vogelsichtungen:
- Giant Wood-Rail
- Neotropic Cormorán
- Whistling Heron
- White-necked Heron
- Rufescent Tiger-Heron
- Great Egret
- Green Ibis
- Black vulture
- Southern Lapwing
- Brown-hooded gull
- Squirrel Cuckoo
- Burrowing Owl
- Amazon Kingfisher male
- Green-barred woodpecker
- GREAT KISKADEE
- Red-crested Cardinal
- Und noch vieles mehr…