
Das Frühstück lag heute in meinen Händen, da Horacio heute arbeiten musste und bereits aus dem Haus war, als wir aus den Betten kullerten. Um Anna davon zu überzeugen, dass Bananen doch schmecken, machte ich heute Bananen-Pancakes für uns. Und tatsächlich schmeckten sie ihr. Wir saßen noch am Frühstückstisch, da kam überraschender Weise Horacio nach Hause. Er wollte uns Mittagessen kochen, ich war gespannt, was es geben würde. Schon der Geruch verriet allmählig etwas bekanntes. Nach einer Stunde lunste ich in den Topf und es sah aus wie Gulasch. Was? Ich erkläre Horacio, dass wir in Deutschland ein Gericht hätten, dass Gulasch heißt und genauso riecht. Er lacht sich ins Fäustchen und lässt mich kosten. Ich sacke zusammen, meine Mundwinkel finden zu meinen Ohren. Ich raste ein wenig aus. Vielleicht auch ein wenig mehr. Es ist Gulasch! Durch die vielen Deutschen Einwanderer hier kennen die Argentinier im Nordosten Gulasch, das war eine super Überraschung. Gulasch wird traditionell an Regentagen gegessen. Ein Hoch auf den heutigen Regen. Zum Ende der Mittagspause nimmt uns Horacio wieder mit in die Stadt, liefert uns im Casa de Iberá ab und fährt wieder auf Arbeit während wir uns über die nächsten Tage informieren, denn wir wollen in den Nationalpark Iberá. Claudia führt uns durch das Nationalparkhaus, berichtet uns von den endemischen Arten, wie die gefährdeten Tiere wieder vermehrt werden und wir dürfen uns ein Video über die Gründung vor 25 Jahren anschauen. Die Gründer von “The North face” und “Patagonia”, die Naturliebhaber und leidenschaftliche Bergsteiger sind und schon in Patagonien viele Nationalparks, wie zum Beispiel den “Perrito Moreno” gegründet haben, waren vor 25 Jahren das erste Mal hier und haben sich in den Ort verliebt. Mehrere Male bekomme ich während des Filmes Gänsehaut. Es ist einfach zu schön, die Leidenschaft zu sehen, mit der Naturfreunde ihre Liebe zu Flora und Fauna zeigen. Eine Vorinformation ist super, denn spätestens jetzt konnte ich Anna davon überzeugen, den schweren Weg auf uns zu nehmen. Die letzten Tage war sie noch skeptisch, aber jetzt kann sie es kaum erwarten. Zum Abschied sollen wir noch warten und bekommen von Claudia 2 Poster, eines mit Capibara und eines mit einem Ara. Wir waren viel länger hier als geplant, aber haben nun alle Informationen zusammen, die wir wollten. Auch über eine besondere Art Wandbilder zu machen, haben wir noch kennen gelernt. Typisch für diese Region ist das “Esgrafiado”. Hierbei entstehen durch Herauskratzen aus verschiedenfarbig übereinander geschichteten Zementschichten die Wandbilder. Eines davon hat es zum Foto des Tages geschafft. Als nächstes geht es ins Museum der Handwerkskünste. Auch hier werden wir wieder kostenlos herumgeführt und schauen uns alles an, was man so aus Weide, Leder, Wolle, Holz oder Silber fertigen kann. Weiter geht es zum Museum für lokale Geschichte, was leider geschlossen hatte. Im Reiseführer hatte Anna außerdem eine Adresse gefunden, in der Chamamé, gespielt und getanzt wurde, also gingen wir anschließend dort hin. Als wir ankamen stellte sich die Lokation allerdings als gewöhnlicher Musikladen heraus. Wir waren also für eine Sekunde enttäuscht, lachten eine Minute darüber und mussten uns dann für die nächste Stunde neue Pläne machen. Ein Museum hatten wir noch nicht besucht, also ging es wieder zurück und wir schauten uns noch das Museum der schönen Künste an. Witzigerweise fing unsere Aufmerksamkeit nicht die Kunst an der Wand, sondern der Klang einiger Stimmen, aus einem Raum des Museums. Extrem klare Frauenstimmen, hatten gerade Gesangsproben. Wir standen als einfach nur da und lauschten. Als die Füße anfingen weh zu tun, beschlossen wir, zu gehen und im Dunkeln den bekannten weg entlang der Küste nach vorn zu gehen. Ein kurzer Hinweis an Horacio und der nächste Treffpunkt war ausgemacht. Dass ich meine Brücke nochmal im Dunkeln zu Gesicht bekam, trafen wir uns genau hier. Er kam von der Arbeit und sammelte uns wieder mit dem Auto ein. Ungeplant und doch Punkt neun Uhr, waren wir zum Anstoß zurück in der Wohnung. Argentinien gegen Brasilien. Es ist ein Qualifizierungsspiel für die WM 2026, gespielt wird in Buenos Aires, dementsprechend gut ist die Stimmung, welche sich nach 12 Minuten noch verbesserte, da es schon 2:0 stand. Das Stadion tobte und wir bekamen Hunger. Horacio bat uns einen Burger an, aber ich wusste, dass wir noch Reste vom Gulasch hatten. Was für eine Frage? Das ist keine Frage. Argentinien kann die Spielqualität halten und gewinnt am Ende mit 4:1. Als ich den Kommentator verstehe und er meint, dass Brasilien das letzte Mal so hoch verloren hat, sei gegen Deutschland in der WM 2014 gewesen, muss ich dezent anfangen zu lachen und klatschen. Erinnerungen werden wach… Argentinien ist somit sicher bei der nächsten WM dabei, was mit einem großen Feuerwerk gefeiert wird.