Von Bergen und Seen umzingelt

Mir ist aufgefallen, dass ich fast jeden Artikel mit “Was für ein Tag!” anfangen könnte. Also: Was für ein Tag! Heute ging es ja wieder los, Biesti will auch mal wieder bewegt werden. Bevor das allerdings geschehen konnte, hatten wir einen Termin mit dem Mechaniker, denn Biesti wollte gestern nicht anspringen und jauelte lauthals mit einem grässlichen Geräusch vor sich hin. Woran es gelegen hat? Die Schrauben, die den Anlasser an Platz und Stelle halten waren gebrochen. Der Anlasser hing also frei schwingend herum und konnte seine Funktion so natürlich nicht mehr erfüllen. Von 8-11 Uhr fummelte der Mechaniker also daran herum, bis ich endlich starten konnte. Die Fahrt war eigentlich Recht unspektakulär, wie immer gab es Hund, die mit meiner Passage nicht einverstanden waren und versuchten ihr Revier zu verteidigen, wie immer ging es erstmal in der Stadt nur schleppend dafür aber lautstark mit hupen voran und als ich dann auf dem Land war und die Serpentinen hochfuhr, kämpfte ich mich mit dem 1. und 2. Gang den Berg hoch. Nachdem ich 20 Soles dafür gezahlt hatte, dass ich in die Comunidad Ausangate darf, strahlten die Augen schon beim Anblick der vielen Berge. Da ich so viel Zeit verloren hatte, war ich mir nicht mehr sicher, ob ich heute noch wandern würde. Als mir dann 2 Leute gesagt hatten, dass die Wanderung nur 3 Stunden dauern würde, machte ich mich halb 3, als ich in Pajchanta ankam direkt los. Es regnete zwar ordentlich aber die Sicht auf die Berge veränderte sich stetig. Also ging ich völlig unvorbereitet los, denn nach meinen letzten Wanderungen, wo der Weg mehr als eindeutig war, dachte ich, es sei diesmal genauso. Dass ich allerdings ein ganzes Wandernetzwerk oben vorfinden würde, habe ich nicht geahnt. Schon nach ein paar Metern des Aufstiegs sah ich riesige Alpakaherden, irgendwo ein Hund, der sie zusammen hielt und eine Frau, die das ganze Treiben beobachtete, während sie nebenbei spinnt und danach direkt vor Ort Mützen, Schals und so weiter herstellte. Die Wanderung der heutigen Tages hieß: Circuito de Siete Lagunas, als Rundweg der Sieben Seen. Es dauerte also nicht lange, dass ich den ersten See Antrag, dann den 2., den 3. usw. Ich habe aufgehört mit zu zählen, aber sieben waren es definitiv mit, heute habe ich mindestens 20 Stück gesehen, in sämtlichen Farben. Dadurch, dass ich so spät gestartet bin, waren auch die Touren alle schon durch und aufgrund des Wetters, was sich in leichten Niesel verwandelt hatte, war eigentlich die ganze Zeit Dämmerungs-Stimmung, die perfekte Zeit, um Tiere zu beobachten. Und Tiere in diesem Fall waren Viscachas von denen ich bestimmt auch mindestens 20 gesehen habe, immer paarweise. Diesmal waren sie nicht so scheu, sondern eher fotogen. Ich könnte also endlich Mal tolle Fotos von ihnen bekommen. Mein Weg führte mich immer weiter noch oben und immer nur in eine Richtung. So langsam dachte ich, entweder bin ich falsch oder die Wanderung dauert nicht nur 3 Stunden. Aber egal, die Szenerie ist der Hammer. Ich bin dauerhaft am Fotos machen, in jeder Richtung steht ein anderer Berg, hinter jedem Hügel wartet ein neuer See. Halb 6 also nach 3 Stunden laufen treffe ich auf 3 Schweizer und frage sie, wie lange sie unterwegs sind und wo sie herkommen. Ich bin auf dem mehrtägigen Ausangate-Trek gelandet. Na klasse. Mit Hilfe ihrer Karte, machen wir eine Route für mich aus, die 4 weitere Stunden dauern soll. Also gehen wir ein Stück gemeinsam zurück und ab einer Weggabelung bin ich wieder allein unterwegs und nehme richtig die Beine in die Hand. In 1,5 Stunden ist es dunkel, was in den Bergen keinen Spaß macht, wenn man keine Weitsicht hat und sich nicht auskennt. Durch meinen kleinen Sprint scheuche ich 2 Vicuñas auf. Zeit zum Fotografieren nehme ich mir trotzdem. Was bin ich froh hier lang zu kommen, ich glaube, das ist die aller schönste Wanderung, die ich je gemacht habe. Ich schieße noch von mindestens 5 Seen Fotos, wobei auch das Foto des Tages dabei ist. 18:45 wird es dunkel. Die Stirnlampe kommt zum Einsatz. Nach nur 10 Minuten treffe ich auf den mir bekannten weg und kann durchatmen. Ein paar Kröten hüpfen mir über den Weg, die ich in 4500m Höhe, genauso wenig wie Möwen und Bläshühner, erwartet habe. Am Ende geht doch alles gut und ich komme um 8 in Pajchanta an, kehre sofort in einer Herberge ein, bekomme frische Forelle aus dem Fluss neben an und heißen Tee, bevor ich im Auto schlafen gehe. Der Niesel hat sich mittlerweile in einzige Schneeflocken verwandelt doch dmeine Wärmflasche heizt mir ordentlich ein.

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