Von Museum zu Museum

Heute stand wie die Überschrift schon verrät, mein Museumstag an. Bevor ich den Salcantay-Trek entlang gewandert bin, hatte ich eine Ticket für 16 verschiedene Sehenswürdigkeiten inklusive archäologische Stätten und Museen erstanden, um mir all die Inka- Stätten der archäologischen Hauptstadt Amerikas anzuschauen. Da das Ticket 10 Tage gültig ist, habe ich heute also damit angefangen, alles abzuarbeiten, was noch so zu entdecken war, da die 10 Tage noch nicht um waren und ich ja eh viel früher als geplant in Cusco bin. Bevor wir allerdings in die Stadt düsen konnten, da Der Ando etwas außerhalb wohnt, fanden wir ein völlig zugeparktes Auto vor. Der Parkwächter gab uns die beiden Schlüssel der Autos, die uns zu parkten. Einen fuhr Fernando hinaus, eines ich. Ich setzte mich also in ein völlig wildfremden Auto, ohne zu wissen, wem es gehörte und war erstaunt, wie die Leute hier einander vertrauen. Es war nämlich kein altes oder schlechtes Auto. Als unser VW also seinen Weg rausgefunden hatte, konnten die anderen  beiden Autos wieder zurück gestellt werden und wir waren auf unserem Weg ins Zentrum. Vorher ging es noch beim Zapatero, dem Schuhmacher, vorbei, da ich meine Schuhe reparieren lassen muss. Fernando musste noch schnell zum Notar, da er einen ungültigen Geld-Check erhalten hat. Jetzt war ich also nicht nur in Chile, sondern auch mal in Peru beim Notar. Dann ging es aber wirklich in die Stadt. Unser erstes Museum, war eines, was gar nicht auf meinen Ticket zu finden war, aber Fernando bestand darauf, dass wir hineingehen, ins Museum für präkolumbianische Kunst. Eigentlich wollte Fernando heute auch seinem Bruder bei irgendwas helfen. Da er sich aber nicht gemeldet hat, haben wir am Ende doch wieder den gesamten Tag verbracht, was auch ganz angenehm und cool war, denn als Einheimischer von Cusco, ist Fernando überall kostenfrei hinein gekommen, nachdem er jeweils in ein super dickes Buch seinen Namen und seine Identifikationsnummer geschrieben hatte. Die letzten Tage hatte ich ja schon super viel über die Inka lernen dürfen, was jedoch bei den archäologischen Stätten gefehlt hatte, war der ganze Kleinkram, den man bei den Ausgrabungen irgendwann mal gefunden hatte, welchen es heute dann zu sehen gab. Nicht nur Silber und Gold von den Inka, sondern auch von anderen Bevölkerungsgruppen Perus gab es hier etliches zu sehen. Chimú, Nasca, Mochica, Humaya, Viru, Cupisnique oder Vicus, alle hatten es handwerklich extrem gut drauf, egal ob 1000 Jahre vor oder nach Christus. Kunst gab es immer, Trinkgefäße auch und sogar Waffen und reichlich Schmuck. Die Inka wurden wegen ihrer großen Ohringe. Von den Spaniern sogar “orejones” – “Großohren” genannt. Das Reich der Inka war eine Goldherrschaft. Gold oder auch Silber standen dabei jedoch nicht für ihren materiellen Status, sondern hatten viel mehr eine religiös-spirituelle Bedeutung. Ich war immer wieder beeindruckt, wie vor allem die Gruppen, die vor Christus gelebt haben, feinste Metallarbeiten und Ton-, Keramik- oder Steingegenstände fertigten. Einen Trinkkrug von den Chimú kann man im heutigen Foto des Tages bestaunen. Als wir durch das wirklich gut geordnete und erklärte Museum durch waren, holten wir uns auf dem Weg in nächste Museum einen Snack ab. Die besten Tamales von Cusco, so hieß es. Als ich denn eine Schlange vor der Frau mit ihren 2 Eimern, die mit Handtüchern zugedeckt waren sah, fand ich schon mal dahin etwas Bestätigung. Nachdem ich probiert hatte, konnte auch ich dann bestätigen, dass sie 1000 mal besser wären, als die, die ich mal in Lima gegessen hatte. Nebenbei fällt mal etwas von der Mais-Polenta-Mischung nach unten, worüber sich die gierigen Tauben, die sich schon in Angriffsstellung um uns herum versammelt hatten, freuten. Weiter ging’s ins Museum für regionale Geschichte Cuscos und ab hier fing es steil bergab. Alle Museen, die sich auf dem Ticket befindet, sind von der Regierung geführt und dadurch wirklich recht schlecht. Ein bisschen gelernt habe ich trotzdem immer noch und der Eintritt war ja frei, also konnte man sich nicht beschweren. Vom Museum für Zeitgenössische Kunst ging es ins Museum für beliebte Kunst, was bei mir persönlich am unbeliebtesten war. Witzig an der ganzen Sache war, dass sich die Museen in Gebäuden der Stadt, also im Wochenbetrieb befindlichen Behörden befanden. Nach dem Museum der Stätte Qorikancha kam dann das wohl verdiente Mittagessen. Fernando hat ziemlich Spaß daran, mir jegliche Spezialitäten zu zeigen und mich so auf eine kulinarische Reise durch Peru zu nehmen. Heute stand also mal wieder etwas sehr außergewöhnliches, für Cusco aber spezielles und traditionelles auf dem Plan. Heute gab es kein Meerschweinchen, Alpaka oder Lama, nein heute gab es Stierhoden. Ja, kein Quatsch. In schmale Scheiben geschnitten, mit Zwiebeln, Tomaten, Kartoffeln und eingelegten Chillis angerichtet. Allein hat es mir absolut nicht geschmeckt, hatte ich aber alles auf der Gabel, wurde eine gute Mischung daraus. Aufessen konnte ich die wie immer viel zu große Portion trotzdem nicht. Eine kleine Nachmittagspause, um dem Hundi hallo zu sagen und unsere müden Beine und qualmenden Köpfe auszuruhen und es ging schon wieder los. Am Abend gab. Es dann doch noch was gutes vom Ticket. Wir gingen in das Centro Qosqo de Arte Nativo, einer Art Theater, in der uns in 1,5 Stunden auf der Bühne verschiedene Tänze mit ihren Gesängen, kunterbunten Trachten und Bedeutungen näher gebracht wurden. Am meisten gefiel mir der Lama-Tanz. Also ein Tanz, der den Gang der Lamas über die Inka-Trails als Güterverkehr verdeutlichen solle. Bei jedem Lied wurde Quechua dazu gesungen, was eher ein ziemlich hoher Quietsch-Kreisch-Gesang war und alles wurde von einer 12-Männer-Band mit mir fast ausschließlich unbekannten Instrumenten begleitet. Am Ende klatschten wir alle wild mit und mussten sogar über die Show lachen. Das hat sich wirklich mal gelohnt. Nach der Show waren wir dann auch schon wieder hungrig und ich fragte Fernando nach einem Ort, wo man auch mal etwas länger sitzen kann und den Abend verquatschen kann. Er schlug seine Lieblingsbar den “Irish Pub” vor. Ich kam nicht so richtig darauf klar, da es mal wieder ein wirklich großer Zufall war, da ich auch Dean aus Nordirland noch einladen wollte und der sich natürlich freuen würde, wenn ich ihm sage, dass wir im Irish Pub auf ihn warten. So kam es dann auch, dass wir uns im höchst gelegenen 100% irisch geführtem Irish Pub der Welt wieder fanden und den Abend gemütlich ausklingen ließen, bevor ich mich mal wieder schweren Herzens von jemandem verabschieden musste. Dean fährt morgen Richtung Lima, also in die andere Richtung weiter, hat mich aber schon auf seine Farm in Nordirland eingeladen. Der nächste Urlaub ist also schon wieder gesichert.

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