
Die Sonne holt mich noch bevor der Wecker klingeln kann aus den Federn, was gar nicht schlecht ist, denn nach den ersten Bewegungen bemerke ich, ich muss mich erstmal dehnen, bevor ich heute irgendwas anderes machen kann. Danach ist es auch schon fast um 6 und Zeit fürs Frühstück. Ein Omelette, Papaya, Banane, einen Pancake, wie schon gestern Abend statt normalerweise Brot, Bebida de Avena, wie ich es aus Kolumbien kenne und natürlich Coca-Tee. Nachdem ich meine 7 Sachen zusammengepackt hatte und die süße Unterkunft inkl. 3-Gänge-Abendessen und Frühstück für 58 Soles (etwa 15€) bezahlt hatte, verabschiedete ich mich noch herzlichst von den Männern und Hunden, da wir ja in unterschiedlichen Richtungen unterwegs waren, aber wir sehen uns ja in ein paar Tagen in Cusco wieder. Bis dahin, ich bin dann mal weg. Auf mich wartete heute das schwierigste Stück Weg. Gestern wurde ich schon immer damit aufgezogen. Aus jeder Quelle wusste ich, heute werde ich 7-8 Stunden unterwegs sein und davon außer einer Stunde alles andere sehr steil bergauf steigen. Aber dass war ein Problem für Zukunfts-Patricia. Jetzt ging es erstmal noch weiter nach unten. Ich hielt wieder Ausschau nach Flora und Fauna, entdeckte einige Vogelspinnen-Nester, aber leider keine Bewohner dazu. Als ich ein Foto von einem Felssturz machen wollte, bemerkte ich erst nach ein paar Sekunden, oh, da sitzen ja 2 Viscachas in aller Seelenruhe. Nachdem ich die beiden 3 Minuten beobachtet hatte und exakt nichts passiert war, machte ich mich weiter. Nun kam ich zur Brücke. Was für eine riesen Hängebrücke mitten im Nichts. Sie hat es in meine Kategorie Bridges of the world geschafft und ist unten verlinkt. Bereits jetzt, begann ich zu schwitzen. Einmal über die Brücke drüber und der 7-stündige Aufstieg begann. Die Sonne knallte, der Schweiß lief mir in die Augen. Ganz langsam und mit Geduld setzte ich einen Fuß vor den anderen um meine Kraft möglichst gut einzuteilen. Schon bald weckte lautes, sehr markantes Gezwitscher meine Aufmerksamkeit von den Steinen auf dem Weg unmittelbar vor mir in die Höhe. Ich blieb stehen und wartete ab. Direkt vor mir landete dann ein Vogel, 1 Meter entfernt. Es sind grüne Papageien! Ich weiß nicht wie ich reagiert habe, aber noch bevor ich das Handy zücken konnte, um ein Foto zu machen, flog er davon. Die nächste Stunde würde ich dauerhaft von ihnen umschwirrt und vollgequatscht. Vermutlich habe ich es auch ihnen zu verdanken, dass sie mir den Weg etwas erleichtert haben. Als ich später andere Wanderer Frage, ob sie die vielen Papageien gesehen habe, verneinen diese immer. Was für ein Glück mal wieder. Noch etwas weiter und ich bin schon bei meiner geplanten Pause angekommen, Santa Rosa Alta. Es trifft sich gut, da ich eh schon Hunger habe und es gerade richtig anfängt zu schütten und ich hier ein Dach mit einer Bank darunter finde. Als ich gerade beginne meine Snacks auszupacken, bekomme ich Gesellschaft. Ganz plump Frage ich direkt auf deutsch:” Bist du aus Deutschland?”. Die Antwort war ja. 2 Minuten später kam noch eine 2. Deutsche dazu und wir unterhielten uns ausgelassen, während wir den Regen abwarteten und unsere Energie wieder auftankten. Irgendwann entschieden wir uns dann doch wieder aufzubrechen, ich schaute auf die Uhr und verdammt, wir haben einfach mal 1,5 Stunden vertrödelt. Also los! Nach 100m hörte dann auch der Starkregen auf und die Sonne gab wieder alles was sie konnte. Die Pause tat gut, ich fühlte mich wie am Morgen und war vermutlich auch deshalb viel schneller unterwegs als erwartet. Schon mal Schande über mein Haupt, das ich schon wieder nur ein Tierfoto als Foto des Tages habe, bei dieser wunderschönen Landschaft aber ich bin halb ausgerastet, als ich meinen 2. Schmetterling mit durchsichtigen Flügeln sah und dann auch noch so einen guten Schnappschuss erlangen konnte. Nicht mehr weit und doch immer noch eine Fußlänge vor die nächste, heute musste ich in nur 6 km Weglänge 1,5 km aufsteigen, und ich sah das heiß ersehnte Schild auf dem Stand “Marampata”. Statt den 7-8 vorhergesagten Stunden habe ich trotz extrem langer Sanckpause nur 6,5 gebraucht. Das ich das geschafft habe, hätte ich mir nicht erträumt. Noch vor 1 Monat war ich nach 1 Kilometer flachen Spazierens völlig ausgepowert. Ich bin so stolz auf meine heutige Leistung. Patricia ist wieder da! Jetzt noch die richtige Unterkunft suchen und das war’s. Das Geld bleibt heute in der Familie, ich übernachte beim Sohn von meiner gestrigen Gastgeberin. Ich bekomme ein Bett zugewiesen und da es immer noch super heiß ist, gehe ich auch direkt eiskalt duschen, denn Warmwasser kostet extra. Die Aussicht ist legendär. Aus der Dusche raus, aus meinem Zimmer raus, immer sieht man in die riesigen begrünten Berge. Ich fange endlich an, Peru wirklich zu mögen. Die Menschen hier in den Bergen sind super nett und achten auf ihre Natur. Das habe ich bisher an Peru vermisst. Den Nachmittag verbringe ich damit, die Aussicht zu genießen und mich im Gras zu dehnen und auszuruhen, bis dann endlich Mal die anderen Wanderer eintreffen. Das Ausruhen sah so aus, dass ich doch tatsächlich eingeschlafen bin und mich die Kleine, mit der ich vorher schon Freundschaft geschlossen habe, zum Abendessen wecken musste. Ab da spürte ich jeden einzelnen Muskel, den ich heute verwendet hatte. Die Waden und der Po waren am meisten verkrampft. Das Abendessen tat super gut und anstatt Coca- gab es heute mal selbst gepflückten Muña-Tee, der auch gegen die Höhe hilft und zudem noch viel leckerer schmeckt. Noch den Sonnenuntergang aus erster Reihe genießen und ich war wieder in der Waagerechten.
Hier könnt ihr die Brücke inspizieren:
https://lets-world.de/wordpress/2025/01/25/valle-de-cachora/