Sonnenschein trotz Regenzeit

Die Motivation heute Aufzustehen ließ irgendwie zu wünschen übrig, als ich hörte, dass es regnete. Also habe ich mit ab um 5, als sie Sonne aufging, noch 3 Stunden im Bett hin und her gewendet. Um acht bin ich dann doch mal aus den Federn gekullert. Komplett unabgesprochen, nur ein paar Minuten später, auch die Familie von Edison. Nachdem der Gang zur Toilette vollzogen und mein platter Reifen aufgepumpt waren, wurde ich unerwarteter Weise zum Frühstück rangepfiffen. Der Geruch, der sich schon den ganzen Morgen auf dem Hof ausbreitete, ließ nichts Gutes erhoffen. Es roch nach frisch geschlachtetem, gekochtem Fleisch. Das zum frühen Morgen, ohje. Also rein in die gute Stube, die eher, Schlaf-, Esszimmer und Küche in einem war, vielleicht 12 m² groß. Meine riesen Schüssel Hühnersuppe wartete schon auf mich. Da ich nicht unhöflich sein wollte, setzte ich mich an den Tisch und fing zaghaft an in der Suppe rumzurühren. Ein Hühnerbein, ein gekochtes Ei, Reis und Kartoffeln. Na ich probiere mal. Wow, lecker. Als die Mutti noch mit einer Tasse Quinoa um die Ecke kam, dachte ich, ich muss die Suppe erstmal schaffen, das war wirklich eine riesige Schüssel. Also lehnte ich höflich ab, da ich dachte, der Quinoa soll auch noch in die Suppe. Als Edison dann aber anfing es zu trinken, war meine Neugier wieder geweckt und ich habe doch nach einer Tasse gefragt. Als ich daran roch, gingen die Mundwinkel nach oben und ohne Scheu konnte ich probieren. Es duftete nach Zimt und Äpfel und war etwas zähflüssig aber super lecker und interessant und da in Peru alle sehr viel Wert darauf legen, dass man genug Kraft hat, ist natürlich noch Quinoa drin. Ruckzuck war die Tasse leer aber meine Suppe habe ich selbst, nachdem die anderen noch Nachschlag hatten, nicht geschafft. Ich war mir sicher, ich brauche bis zum Abend nichts mehr essen, was mir auch Edison versicherte. Seine Mutter erklärte mir noch, wie sie das fremde Getränk zubereitet hatte. Ich werde natürlich mal wieder einen separaten Artikel zu diesem Getränk veröffentlichen und ihn dann auch unten verlinken. Nachdem die Mäuler gestopft waren, kam dann auch die Sonne raus. Die Familie fuhr in ihr Lädchen, um es zu eröffnen und setzten mich noch bei ihrer Llantaria (Gomeria in Argentinien oder zu gut deutsch Reifenbude) des Vertrauens ab, wo man sich anschaute, warum mein Reifen Luft verlor. Das Problem war schnell gefunden, ich bekam ein neues Ventil eingesetzt, der Reifen wurde wieder ordentlich aufgezogen und an der Felge festgeklebt, das Rad wieder angebracht, vorsichtshalber nochmal die anderen Reifendrücke überprüft und am Ende hat der ganze Spaß mir sage und schreibe 15 Soles, also etwa 4 € gekostet. Danach holte ich mir noch etwas Bargeld, da es ja in die Berge geht und die haben es da nicht so mit Kreditkarten, kaufte mir ein neues Paar Latschen, weil meine geliebten Havaianas zu Hause geblieben sind und dann konnte es auch schon losgehen. Alles lief wie am Schnürchen. Das war ich nicht gewohnt. Irgendwas passiert doch da noch, aber heute sollte es nicht so sein. Ich kämpfte mich erstmal super schnell auf 4000 m hoch und genoss es, die Reisepause gehabt zu haben, da Peru jetzt viel grüner ist, als es im November war, aber natürlich regnet es dafür auch ständig. Man kann halt nicht alles haben. Da heute alles nach Plan läuft, geht es auch wieder nach unten, da ich ja nicht höhenkrank werden soll. In der kleinen Schweiz Perus, im Cachora-Tal, funktelten die Augen dann noch mehr und da ich Zeit hatte, habe ich kaum die Höchstgeschwindigkeit von 30km/h erreicht. Begrünte Berge, Blumenwiesen, grüne Felder am Berghang, süße Häuschen, chillende Schweine am Wegesrand und das alles, während mir eine kühle Brise um die Ohren weht, die nach nassem Eukalyptuswald riecht. Hier ticken die Uhren noch anders. Als ich bei 2850 m ankomme und bereits das Dorf sehe, in dem morgen meine 4-Tages-Wanderung starten soll, setze ich nochmal kurz zurück und parke mein Auto mit einer unglaublich schönen Panoramaaussicht, die ich auf dem heutigen Foto des Tages festgehalten habe. Da es erst halb 3 ist, räume ich mein Auto auf, inspiziere alles an Essen, was ich finden kann und bin überrascht, nichts völlig verdorbenes gefunden zu haben. Das Einzige war mich fast aus den neuen Latschen gehauen hat, war der Geruch, als ich meine Thermoskanne öffnete, in der noch Coca-Tee und dessen Blätter drin waren. Ich habe einfach mal beste Jauche hergestellt. Dort wo ich das Ganze ausgekippt habe, sehe ich in 4 Tagen, wenn ich von meiner Wanderung zurück komme, sicherlich eine sprießende Oase. Leider setzt der Regen bald wieder ein, ich stehe in den Wolken und sehe von dann an nur noch weiß. Aber besser als Schwarz zu sehen! Also geht es ins Auto und ich schreibe meinen Artikel, während ab und zu mal die ein oder andere Kuh bei mir am Auto vorbeischaut und lautstark “hallo” sagt. Da steht sonst nicht so ein komischer Blechkasten, das ist unsere Wiese. Keine Angst, morgen bin ich wieder weg.

Hier geht’s zum Rezept:

https://lets-world.de/wordpress/2025/01/22/bebida-de-quinua/

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