Mein Herz gehört der Schweiz. Das weiß jeder, der mich kennt. Also musste ich natürlich noch einmal, wenn ich schon in der Heimat bin, dort vorbeischauen. Mein erster Anlaufpunkt war diesmal Obwalden, wo ich mich mit Martin getroffen habe. Als am nächsten Morgen noch Saskia aus Zürich zu uns stieß, war die alte Truppe aus der Spanisch-Sprachschule in Santiago de Chile vollständig. Bei einer kleinen Waldwanderung vorbei an einigen Seen tauschten wir uns aus, was so im vergangenen Jahr gelaufen ist und endeten schlussendlich in einer Schneeballschlacht, wie ich sie mir schon seit Langem heiß ersehnt habe. Mit viel Ausgelassenheit und Lachen, einem Käsefondue am Abend und einer Runde “Activity” war das Wiedersehen dann auch perfekt.

Weiter ging es nach Luzern, wo ich als öffentliches Verkehrsmittel eines der vielen Schiffe auf dem Vierwaldstättersee nutzte, welches mich in einer dreiviertel Stunde zum Fuße der Rigi, der Königin der Berge brachte. Hier lief ich trotz Verabredung an einer anderen Stelle spontan Alex über den Weg, welche ich seit meinem ersten Tag des Studiums kenne. Wir waren damals gemeinsam in die Schweiz zum Arbeiten gegangen. Unsere Wege trennten sich, sie blieb hier, ich ging auf Weltreise und nun kreuzen sich die Wege hier wieder. Die Gondel brachte uns auf halbe Höhe der Rigi und nach einer dicken Schicht Sonnencreme konnten wir mit unserem Aufstieg zum Rigi Kulm beginnen. Schnell kam ich ins schwitzen, doch jeder Meter lohnte sich, denn die Aussicht war wunderschön. Das Wetter war auf unserer Seite und ich war stolz auf meine Beine, die nach meiner Krankheit jeden Tag wieder fitter werden. Oben angekommen, genossen wir nur kurz die Sicht da uns der Wind bei -10°C trotz Sonnenschein ordentlich um die Ohren bließ. Schon nach einigen Metern des Abstiegs fingen dann die Beine an zu zittern, doch der Weg flachte bald etwas ab, sodass ich noch weitere 3 Stunde durchhielt. Vom Rigi Kulm ging’s auf die Rigi Scheidegg. Trotz Sonntag war kaum etwas los hier oben und so konnten wir die Natur so gut es geht genießen. Eis ordnete sich in den schönsten Formen an, hing als riesige Eiszapfen von der Decke als wir einen Tunnel durchqueren mussten oder schmückte die Hagebutten, die es bis jetzt durchgehalten hatten. Nach 14 km und 1300 Höhenmetern, die wir gewandert waren, konnte ich extrem stolz auf meine Leistung sein, in die Gondel und Standseilbahn steigen, die uns wieder herunter ins Tal brachten.

Im Zug ging es dann noch weiter nach Baden/Wettingen, wo Alex derzeit wohnt und arbeitet. Der Name Baden kommt nicht von ungefähr, sondern rührt von den vielen natürlichen Thermen, die über die gesamte Stadt verteilt sind. So konnten wir nach einer Waldwanderung am nächsten Tag mit Blick auf die Weinberge der Umgebung unsere müde gewordenen Beine wieder aufheizen. Würde ich in Baden wohnen, wüsste ich, wo ich täglich nach der Arbeit zu finden wäre: an der frischen Luft, in einem Pool mit heißem Thermalwasser gefüllt, der sich direkt an der Limmat an der Promenade befindet. Trotz dessen war mein Highlight der Tages etwas anderes. Beim Wandern fanden wir eine riesige Schaukel an einem Baum am Abhang und natürlich war es schwer, mich da wieder herunter zu bekommen. Am Abend gab es dann noch Raclette, womit ich dann alle großen Klassiker der Schweiz auf meinem Speiseplan abhaken konnte.

Meine Schweiz-Rundereise ging dann weiter nach Zweisimmen, meiner 2. Wahlheimat. Erinnerungen wurden wach und trotz eines bedeckten Tages in der Zentralschweiz, begann die Sonne zu strahlen und es lag Schnee, sobald ich mit dem Zug ins Simmental einbog. Am frühen Nachmittag angekommen, schwinge ich mich direkt auf die Füße in die Natur. Bereits auf halber Höhe habe ich einen super Blick auf Spillgerte, Rinderberg und Wildstrubel-Massiv in der Ferne. Die Temperaturen sind kalt, die Sonne scheint und die Natur bietet mir ein super schönes Schauspiel. Der Schnee hat oberflächlich wünscherschöne Kristalle geformt. Der Weitblick wird nun zum Betrachten des Kleinen aber Feinen. In den Bergen neigt man immer dazu, nur in die Ferne zu schauen, doch dabei lohnt es sich oftmals vor die Füße zu gucken, um die kleinen Details, die direkt vor einem liegen, wahrzunehmen.

Leider merkte ich noch während der Wanderung, wie ich beginne krank zu werden. Den nächsten Tag verbrachte ich also im Bett, wurde aber herzlichst von Steff & Esther, meinen ehemaligen Vermietern, bei denen ich untergekommen bin, versorgt. Und das Beste, in Zweisimmen muss man nicht unbedingt das Haus verlassen, um einen tollen Blick auf die Berge zu haben. Trotz Kranksein, hatte ich also auch so einen tollen Aufenthalt in netter Gesellschaft und gutem Essen mit bestem Schweizer Alpkäse.
