
Mit einem Blubbern in meinen Ohren werde ich heute wach. Es ist der Sauerstoff, der über einen Schlauch in meine Nase fließt. Der andere Schlauch der in eine Vene in meinem rechten Arm führt, ist durchgelaufen. Hierüber habe ich eine Elektrolytlösung bekommen und ein Medikament gegen Übelkeit, denn… Natürlich bin mal wieder ich höhenkrank geworden. Nach nur 2 Stunden Schlaf wache ich auf. Mir ist extrem übel und ich erbrechen mich 2 Mal aufs arme Biesti. Mein Gesicht ist eingeschlafen, meine Hände immer noch taub und statt dass es nur die Füße sind, kribbeln die Beine nun bis rauf zur Hüfte. Durch das eingeschlafene Gesicht fällt es mir sehr schwer Worte zu artikulieren, aber es ist klar, wir müssen herunterfahren. In meiner Fantasie sehe ich ein Krankenhaus im nächsten Dorf. Ich schaue dreimal hin, es ist immer noch da. Ich frage Juan Pablo: Krankenhaus?. Er: da war ein Krankenhaus? Ich glaube ja. Also schnell umdrehen. Wir steigen aus und ich sage nur: Sauerstoff. Den Rest regelt er für mich. Meine Sauerstoff-Sättigung ist mit 94 eigentlich gut. Sehr seltsam. Mein Blutdruck bei 100/70 mit 100 Herzfrequenz schon eher fraglich. Und dann merke ich wie mein Blutdruck noch weiter abfällt. Kann ich mich hier in der Notaufnahme hinlegen? Ich muss mich sofort hinlegen sage ich nur und Juan Pablo greift mich und schleift mich ins nächste Bett. Wie ich später gesagt bekomme, sehe ich spätestens jetzt aus, wie eine Leiche. Und jetzt noch das: ich muss brechen, ich brauche einen Eimer. Einen Eimer! Dreimal muss ich würgen und kann es zurückhalten, bevor eine riesige Fontäne aus mir herausbricht. Natürlich möchte ich es mit meine Hand aufhalten, aber das ist Schwachsinn bei dem Druck. Ich entleeren mich das aller erste Mal auf den Boden einer Notaufnahme und das in Peru, in Puquio. Ich bin nicht ganz da, aber Scham habe ich trotzdem noch. Nachdem der Eimer da ist, kommt noch mehr hinterher. Ich bekomme direkt Sauerstoff und die Übelkeit lässt mit jeder Minute mehr nach. Der Arzt entscheidet, dass ich die Nacht dableiben, da mir, sowie wir den Sauerstoff entfernen wieder extrem übel wird und ich erbrechen muss. Also schlafe ich zusammen mit einer Peruanerin in einem öffentlichen Krankenhaus in der Notaufnahme. Am Morgen holt mich Juan Pablo ab, der auf meinen Verweis hin, nicht im Stuhl neben mir, sondern in Biesti vorm Krankenhaus geschlafen hat. Da der Arzt völlige Ruhe heute verordnet hat, darf ich nicht hinters Steuer. 6 Stunden lang werde ich chauffiert, bekomme von der Strecke aber absolut nichts mit, da ich nach 2 Minuten im Beifahrersitz entscheide nach hinten ins Bett zu krabbeln.Ich schlafe sofort wieder ein. Ab und zu dämmere ich mal wieder auf und schaue auf dem Fenster. Wir sind immer noch in den Bergen, neben Guanacos wie gestern, gibt es heute auch Alpakas, Schafe und Ziegen. Wie ein Baby in einer Wiege werde ich von links nach rechts geschaukelt in den Serpentinen bis wir an unserem Ziel ankommen bzw. ich geweckt werde und gehört bekomme, hier ist kein Thermalwasser, nur eine Firma, die Pools verkauft. Ich bin direkt hell wach und übernehme die Führung. Ich Google nocheinmal, lese kurz nach und wir müssen umdrehen, gottseidank nur ein Stück. Wir sind hoch in den Bergen und wollen runter zum Fluss. Eine alte koloniale, nicht befahrbare Brücke versperrt uns den Weg, also parken wir das Auto und gehen ein Stück zu Fuß, heute im Schneckentempo. Wir sind beide k.o. aber gottseidank befinden wir uns jetzt nur auf 2000 hm. Nach einem 15 minütigen Spaziergang an riesigen Agaven vorbei, kommen wir an. Die Baños termales de Santo Tomás sind 6 Mini-Becken, die gerade genug Platz bieten, um exakt 2 Personen liegend zu wärmen. Und das alles in einer traumhaften Kulisse. Wir finden unser Lieblingsbecken, legen uns kuschelnd herein und bestaunen die Natur. Neben uns vom Schwefel und Eisen gefärbte Stalaktiten neben uns der Fluss, der sich seinen Weg durch die Schlucht sucht. Das haben wir uns heute verdient und nichts anderes. Nach 2 Stunden sind und Schwimmhäute gewachsen und wir müssen leider gehen, da der Privateigentümer seine Tore um 5 Uhr schließt. Also geht’s wieder zurück zum Auto und nach 5 Minuten haben wir schon unseren Campspot gefunden. Da wir beide aufgrund der Höhe nicht wirklich viel in den letzten 24 Stunden gegessen haben, koche ich schnell ein warmes Mal, während die Sonne untergeht und die Gewitterwolken näherkommen. Gottseidank geben sie uns noch genug Zeit um alles zu erledigen, bis wir im Biest-Bett verschwinden.