
Endlich kann ich wieder in einen Sternenhimmel schauen, wenn ich wach werde. Ich habe es vermisst. Heute Morgen wurden wir von der Nationalpark-Security geweckt, mit der Frage: Was macht ihr hier? Schlaft ihr nur? Meine Antwort war natürlich ja und dann war er auch zufrieden und schon wieder weg. Einschlafen konnten wir danach trotzdem nicht mehr, obwohl es erst um 5 war, aber schon taghell. Wir entschieden uns also dazu, da wir ja gestern Abend schon mal kostenfrei in den Nationalpark gekommen sind, das auszunutzen und führen zum Playa Roja (Roter Strand), um dort mit Aussicht auf die roten Klippen unser Frühstück zu genießen. Mit von der Partie waren Gallinasos, eine Art Geier, die von einem toten Seelöwen verköstigt wurden. Als alle satt waren, fuhren wir weiter durch die Wüste zum Mirador Catedral. Wow, was für eine Aussicht. Nun sind die Klippen sandfarben. Juan Pablo meint einen Otter gesehen zu haben und ich will ihn aufklären, dass Otter nur im Süßwasser leben. Ich sehe ihn auch aber nur im Wasser also kann es auch ein kleiner Seelöwe sein, also gehen wir mal von einem Seelöwen aus, als wir langsam bei einem Schild ankommen, dass uns belehrt, dass hier die einzigen Meeresotter leben, worüber wir herzlich lachen müssen. Weiter geht’s über die Sanddünen zur Laguna rosada. Erstmal sehen wir nur einen gewöhnlichen See, finden dann aber eine Spur die zu dem dahinter liegenden Tümpel zu führen scheint. Der “Weg” führt uns einmal um den anderen See herum und wir entdecken Unmassen an Flamingos, die kräftig orange-rosa gefärbt sind. Heute habe ich gelernt, dass es die Säge gibt, dass die Flagge von Peru, rot-weiß-rot, einen davonfliegenden Flamingo darstellen soll. Der kleinere See wurde gottseidank umso näher wir kamen schließlich zu einem See und nachdem wir aus dem Auto stiegen und mit jedem Schritt, den wir näher heran traten, kräftiger pink. Der Geruch nach Schwefel unterstreichte unseren Gedanken nur weiter, dass das nicht all zu ungiftig sein kann. Als die Kopfschmerzen einsetzten, beschlossen wir auch direkt wieder umzudrehen. Gelohnt hat es sich trotzdem einen knallpinken See zu sehen. Es geht nun also wieder nach Paracas, wo wir ja gestern Abend schon mal kurz waren. Bereits auf dem Weg zum Dock werden wir von so vielen Tourenanbietern angesprochen, dass wir nach 10 Minuten, den günstigsten Preis haben und nach weitern 10 Minuten auch schon im Boot sitzen. Es ist jetzt um 10 Uhr und wir machen eine Tour zum Naturreservat Islas Ballestas. Da wir die restlichen Plätze vom Boot aufgefüllt haben, haben wir mal wieder das beste Angebot bekommen, wie wir später herausfinden. Wir fahren und kommen zunächst erstmal an ein paar vorgelagerten Bojen an, auf denen mehrere Seelöwen chillen. Nach einer weiteren Stunde sind wir dann auch im Naturreservat. Das erste Tier, was ich erblicke: Humboldt-Pinguine und das nicht wenig. Die kleinen Kerlchen stehen hoch oben auf den felsigen Inseln, die extrem viele Tunnel formen. Meeresspinnen, unzählige Meeresvögel, Seelöwen und und und. Wo so viel Leben herrscht, kann der Tod nicht weit sein. Wir werden Zeugen eines unglaublich seltenen Naturschauspiels. Ein Vogel fällt aus der Klippe aus seinem Nest. Er ist bereits genauso groß, wie seine Eltern aber noch sehr unbeholfen. Ein Seelöwe wittert die Chance. Ist extrem schnell den restlichen Fels nach oben geklettert und beißt zu. Der Vogel wehrt sich aber der Seelöwe schleudert in in seinem Maul herum, wie ein Hund seine Beute. Als der Vogel Ruhe gibt, geht es ins Wasser und dort geht es nochmal genauso weiter. Blut fließt, Wasser spritzt und dann ist Ruhe, für immer, zumindest auf der einen Seite. Es ist unfassbar, wie schnell ein Leben durch einen winzigen Fehler zu Ende sein kann. Wir alle sind froh, einen Einblick in die noch wilde Natur bekommen zu haben. Weniger natürlich aber auch nötig. 2 Häuser. Eine biologische Forschungsstation und Gebäude, dass dazu da ist, die viele Vogelsch… weiter zu verarbeiten und als Dünger zu verkaufen. Das Geschäft lief immer super, bis jemand in Deutschland herausgefunden hat, wie man Urea künstlich herstellt und nun wir der Vogeldung, welcher 30 Mal potenter als Kuhmist ist, nur noch fürs eigene Land verwendet und nicht mehr exportiert. Auf dem Rückweg zum Festland, waren wir dann so voller Eindrücke und müde, dass wir einnickten. Zurück in Paracas, gab es unser Mittagessen an der Strandpromenade und nach einem Spaziergang durch das Städtchen ging es weiter nach Ica, wo Juan Pablos Mutter wohnt und wir die Nacht verbringen werden. Typisch für die Region sind: Tejas (Süßigkeit), Pisco Sour (Cocktail), Sopa Seca (Suppe mit Trockengemüse) und Massamorra morada (Nachtisch), durch das ich mich einmal komplett durchprobieren darf.