
Es wird wirklich immer früher: 4:30 kann ich nicht mehr schlafen. Ich muss mal meinen Rhythmus etwas umstellen. Nach etwas lesen, fahre ich dann trotzdem schon mal in der Dunkelheit los. Das gute, auf dieser Straße hier herrscht kaum Verkehr. In mir kommt ein wenig das Gefühl auf, als würde ich auf Ansitz fahren. Es dämmert langsam und der Blick ins Tal öffnet sich. Willkommen in der Schweiz denke ich mir. Wirklich, wie in meiner 3. Heimat im Simmental sieht es hier aus, eins zu eins. Die Weite des Tales, überall kleine Berghütten mit Kühen, grünen Wiesen und immer mal ein paar Bäume dazwischen. Nur deutlich weniger bevölkert ist es hier. Wie im Simmental fahre ich auf der linken Seite des Flusses auf halber Höhe aus dem Tal heraus und am Ende wartet nicht Thun/Spiez, sondern Gualaceo mit einer genau so schönen alten Holzbrücke mit einspurigem Verkehr über die ich hinweg fahren darf. Pünktlich zu meiner gebuchten Free-Walking-Tour komme ich in Cuenca an. Ich warte genau dort, wo das heutige Foto des Tages entsteht. Und warte, und warte. Ich schreibe den Guide an, aber keiner antwortet. Das ist mir das erste Mal passiert. Naja dann erkundige ich eben auf eigene Faust ein wenig die Stadt. Ich gehe in die unzähligen Kirchen hinein und laufe sogar mal wieder in einen Gottesdienst der großen Kathedrale, die man im Hintergrund sieht. Leider kann ich mir kein Hintergrundwissen auf dem Ärmel schütteln und so bin ich Recht schnell einmal durch die Altstadt gelaufen. Weiter geht’s im Auto. Durch die Berge an kleinen Dörfern vorbei, die ordentlich gefaltete, getrocknete Tabakblätter verkaufen, die als Bündel an Fäden zum Verkauf aufgegangen sind. Kakaobohnen liegen am Straßenrand auf dem Teer zum trocknen bzw. rösten. Und dann wechselt das Bild. Es wird völlig leblos. Ich fahre wieder durch eine Art riesigen Steinbruch und hier brechen die Steine aber sowas von. Die Straße ist ständig vom Steinschlag versperrt. Einer nach dem anderen drängt sich vorbei. Auch irgendwie ein Abenteuer denke ich mir. Heute macht das Fahren wieder richtig Spaß. Umso weiter ich Richtung Grenze komme, umso leerer werden die Straßen und ich kann sausen wie der Wind. Kurve links, Kurve rechts. Manchmal lehne ich mich sogar richtig in die Kurve, was ja eigentlich Quatsch ist mit meinem riesigen Auto, aber es gibt mir ein besseres Gefühl. Und dann bin ich doch schneller an der Grenze als ich dachte. Ein Zollbeamter hält mich an und weißt mich daraufhin hin, dass ich mich abmelden soll mit meinen Papieren. Aber wo? Ach da im Container. Ich bin an einem super kleinen Grenzübergang in Lalamor. Darf weiter über die Grenze und dort in Alamor in Peru meine Einreise vollziehen. Das war mal der schnellste Grenzübertritt. Jetzt geht es nur noch ein kleines Stück weiter, im Slalom um die vielen Ziegen herum, bis ich zwischen den vielen einzelnen Häuschen hier im Sand ein offenes Plätzchen für mich finde. Während mir der Wind den Staub um die Ohren bläst geht auch hinterm Horizont schon die Sonne unter.