Welch Schlam(m)assel

Ganz viel fahren steht heute im Programm. Nachdem ich also schweißgebadet aufwache, weil ich es nicht mehr aushalte, düse ich direkt los. Es war so gar nicht vorgesehen, aber am Ende fahre ich fast die gesamte Strecke (6 Stunden) durch. Die Strecke war wirklich landschaftlich super schön und dadurch, dass ich ständig riesige Flüsse überquert habe, hatte ich eine hohe wahrscheinlichkeit viele Tiere zu sehen. Am Ende musste ich aber mit denen auf den Verkehrsschildern Vorlieb nehmen. So habe ich quasi ganz viele Krokodile, Schlangen, Füchse, Geckos, Ameisenbären, Bambis, welche Art hier auch immer herumspringen mag, eine Schildkröte, Wildkatzen und irgendwas mausähnliches, das ich nicht entziffern konnte, gesehen. Ein paar Fischer verkaufen direkt am Straßenrand einen Fisch, der aufgegangen genauso groß ist, wie sie selbst. Die zweite Hälfte wird Offroad gefahren. Eine super stark ausgewaschene Straße, hier können wirklich nur Geländewägen, Motorräder oder eben Fahrradfahrer, die ihre Bananenstaude nach Hause transportieren langfahren. Ich muss ein paar Mal durch nicht beleuchtete Tunnel mit einem mindestens genauso schlechten Untergrund fahren, gefolgt von einer Brücke, auf der ich mal lieber nicht anhalte. Auf ein paar Metallplatten krieche ich klappernd über die baufällige Brücke und hoffe einfach mal, dass sie nicht gerade unter meinem Gewicht zusammenbricht. Ich bin fast an meinem Ziel, gerade in ein einziges Dorf gekommen, wo ich ein Restaurant gefunden habe, also gönne ich mir, bevor ich die letzten 30 Minuten fahre ein reichhaltiges Mahl. Umgerechnet bezahle ich 3 € für einen Brombeersaft (inkl. Nachschlag) und eine riesige Schüssel Suppe, nach der ich eigentlich schon satt bin. Ich bin noch nicht fertig und bekomme schon meine Hauptspeise serviert. In Südamerika gibt es in fast allen Restaurants das sogenannte “Menu del día” – “Menü des Tages”. Dieses ist meist deutlich günstiger als alles andere und beinhaltet eine Vorspeise, meist eine Vorsuppe, manchmal kann man zwischen verschiedenen Dingen wählen, ein Hauptgericht und ein selbstgemachtes Erfrischungsgetränk, meist eine Limo oder einen Saft. Beim Haupt Menü konnte ich heute zwischen Schwein, Hühnchen, Chicharrón (knusprig frittierte Schweineschwarte) und Würstchen wählen und als Beilage stand Linsen, Bohnen oder irgendwas anderes, was ich nicht verstanden habe zur Wahl. Serviert würde das ganze wie fast immer mit Reis, Salat und angebratener Banane, heute gab es noch ein Stück Yukka dazu. Eigentlich würde es locker für 2 Mahlzeiten reichen, ich lasse mir also meistens ganz viel Zeit und Brauch dann nicht mehr wirklich was anderes am Tag oder ich lasse mir das meiste der Hauptspeise für abends einpacken. Heute habe ich ganz genüsslich alles verspeist und bin dann völlig überfressen über die Huckelpiste bis zum Piscilodo. Ich bin allein und wundere mich, wo all die anderen Leute sind. Edgar der Besitzer plauscht gemütlich mit mir, während ich in den Naturpool hüpfe und danach ein Schlammbad nehme. Es soll super für die Haut sein, also schmiere ich meinen gesamten Körper mit der lehmhaltigen Masse ein. Als ich gerade fertig bin, kommen doch noch andere Leute. Gottseidank. An solchen Orten fühlt es sich seltsam an, allein zu sein. Das erst, was Edgar, der Besitzer, der Familie, die gerade erst ihre Sachen ablegt, erzählt, dass ich Deutsche und Ärztin bin. Ich denke mir nur, dass die das doch eh nicht interessiert und dann sehe ich ihre strahlenden Augen. Die Mutti ist auch Ärztin und die beiden Söhne studieren Medizin. Das Thema für den Rest der Zeit ist somit klar. Außerdem sprechen sie super Englisch und informieren sich über das Studium in Deutschland. Das heutige Foto des Tages zeigt diese liebe kolumbianische Familie im Schlammbad. Während wir uns unterhalten wird es immer voller. Nach 3 Stunden im Wasser geht es heraus und ich werde mit Snacks verköstigt. Wir tauschen Nummern aus und verabschieden uns herzlich. Jetzt fahre ich nur noch ein kleines Stück weiter und finde einen super schönen Platz mit spektakulärer Aussicht auf die rote Wüste mit ihren aufgewachsenen rostroten Felsformationen, riesigen Kakteen und einem wunderschönen Sonnenuntergang. Eigentlich wollte ich heute noch ins nahegelegene Observatorium aber es hat sich so stark zugezogen, dass wir uns Wolken anschauen müssten. Ich hoffe also auf einen klareren Nachthimmel morgen.

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