
Die Nacht war super warm, also habe ich wieder mit offenem Kofferraum geschlafen, auch wenn das Rauschen des Wasserfalls dadurch noch lauter war, aber anscheinend wiegte es mich auch etwas in den Schlaf. Mit genau dem gleichen Rauschen werde ich am Morgen wach. Es hat also keiner heimlich den Wasserhahn zugedreht. Frühstück gibt es heute in atemberaubender Kulisse. Danach geht es auf die Straße nach Santorini colombiano. In Doradal gibt es einen Stadtteil, in dem man sofort aus dem hier und jetzt nach Griechenland katapultiert wird. Weiße Häuser blaue Fenster und Türen, Mosaikböden, Liebe zum Detail. Natürlich ist das Ganze ein Touristenmagnet mit Hotels, Restaurant und Souvenirläden soweit das Auge reicht, da ich aber sehr früh dran bin, kann ich ganz in Ruhe durch die Gassen schlendern und mich in meine familiären Sommerurlaube zurück träumen. Heute bin ich, vermutlich auch deshalb, richtig in Urlaubsstimmung. Ich weiß, das hört sich vielleicht etwas seltsam an, aber meiner Meinung nach ist meine Reise ganz anders als Urlaub. Als es voller wird und die Bordsteine langsam heruntergeklappt werden, mache ich mich auf und davon. Noch ein bisschen weiter mit meiner Urlaubsstimmung und Musik in den Ohren. Ich fahre 2 Stunden an riesigen Farmen vorbei. Cowboys sitzen auf ihren Pferden und treiben die Kuhherde von einer Weide auf die andere. Das Gras ist überall saftig grün. Hier könnte ich auch Kuh sein. Die Milch wird gerade in Milchkannen aus Zinn abgeholt und andere Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände aus dem LKW heraus auf der Straße an den Endverbraucher verkauft. Natürlich muss ich mal wieder nach dem Weg fragen, da Google Maps hier nicht funktioniert. Ich komme auf einem Grundstück an. Die Familie will mich allein nicht zu meiner Wanderung lassen. Was soll ich machen, ich bin auf ihrem Grund und Boden, also gehe ich heute mal in bezahlter menschlicher Begleitung. Wir beginnen ein paar Schritte auf festem Boden bis wir schließlich den Rest der Zeit im Fluss stromaufwärts von einer Seite zur anderen wechseln. Das Wasser ist kühl aber nicht unangenehm kalt. Eher erfrischend bei den Temperaturen. Mir wurde von Tigern und anderen gefährlichen Tieren berichtet, aber bis auf zwitschernde Vögel und springenden Spinnen bekomme ich nichts zu Gesicht, bis…mir eine flinke Eidechse über den Weg flitzt. Als ich ein Foto machen möchte flüchtet sie über das Wasser. Ja das Kerlchen läuft über das Wasser. Meine heutige Tagesmission, die ich mir selbst Stelle wird es sein, eine dieser Eidechsen fotografisch festzuhalten. Wie ihr seht, ist es mir geglückt. Wir gehen immer weiter. An ein paar dürftig bestückten Wasserfällen vorbei, die im Winter gefüllt sein sollen, bis in einen ersten Tunnel. Es ist nicht wirklich ein Tunnel, aber da die Schlucht hier viel schmaler und tiefer wird, fühlt man sich fast wie in einem. Wasser tropft im Dauertakt von oben herunter und bildet fette Stalaktiten. Oben ist es grün, hier untern nur grau. Aber 100 verschieden Graustufen bis… es schwarz wird. Wir sind im zweiten noch schmaleren und höheren “Tunnel” angekommen. Ich höre ein seltsame Geräusche, schaue nach oben und da sehe ich es. Unzählige Fledermäuse. Die geößten, die ich je gesehen habe. Deshalb heißt der Tunnel Fledermaustunnel. Das Wasser geht mir jetzt bis zur Hüfte. Ich kann glücklich sein, denn im Winter kann man sich das Spektakel hier nicht anschauen, da das Wasser einem bis zum Halse stehen würde. Am Ende des Tunnels scheint das Licht, als würde ich direkt in den Himmel kommen. Statt des Himmels wartet allerdings ein natürlicher Pool auf uns, den wir selbstverständlich in Anspruch nehmen. Die umliegende Felsen dienen als Klettersteig um mit etwas Abstand in den Pool springen zu können. Ich bekomme Kopfschmerzen also machen wir uns auf den Rückweg. Ab hier wird nicht mehr viel gesprochen, die Schmerzen sind so schlimm, dass mir schwindelig ist und ich wie in Trance zurück stolpere. Der Weg kommt mir jetzt unendlich vor, endet dann aber doch nach 2 Stunden. Nach einer pinkfarbenen Ibuprofen gibt es noch reichlich Wasser und dann bin ich auch schon wieder im Auto. Mein Guide war super nett, aber der ältere Mann hat in mir nur eine Geldmaschine gesehen, was mich verärgert hat und ich dort weg wollte, sonst wäre ich heute hier geblieben. Wieder vorbei an den Kuhweiden fahre ich auf die Autobahn, die mich morgen Richtung Süden bringen wird. Heute gibt es hier nur noch eine Limo und eine hart verdiente warme Mahlzeit.