Regentag

Wir wachen auf der Kaffee-Plantage auf, krabbeln aus dem Auto und werden mit Heißgetränken begrüßt. Livia mit einem Kaffee, ich mit einem Agua de Panela. Als die ersten anderen Touristen kommen, werden diese gebeten, nochmal kurz Platz zu nehmen bevor die Tour losgeht und wir werden heimlich ins Esszimmer gesunken, um mit der gesamten Familie Don Elías und den 3 super lieben Guides, mit denen wir gestern schon herumgescherzt haben, zu frühstücken. Wir bekommen ein traditionelles Frühstück mit Maisfladen, Ei und Würstchen und das leckerste Getränk, was ich je getrunken habe. Es wird Avena, also Haferflocken genannt und besteht aus Milch, Haferflocken, Zimt, Nelken, Zucker und Salz. Ich habe Gina, die Frau des Hauses, nach dem Rezept gefragt und werde es natürlich mit euch teilen. Gestärkt ging es dann endlich in die Tour. Don Elías, der leider vor 2 Jahren verstorben ist, war der Pionier darin, Kaffee-Touren anzubieten und sein Wissen so zu teilen. Heute ist die kleine organische Farm um ein paar Mitarbeiter reicher, aber immer noch sehr familiär. Wir lernen alles über den Kaffeeanbau. Vom richtigen Kompost, zum Saatlinge setzen, über das Beschneiden, das bestimmen des Alters, das Ernten, die Krankheiten, die eine Kaffeepflanze haben kann und am allerwichtigsten natürlich am Ende die Verarbeitung der geernteten Bohne. Nach dem Schälen, Fermentieren, Waschen, Sortieren (gut von schlecht), Trocknen, werden die guten Bohnen vor allem exportiert und die schlechten bleiben in Kolumbien, da sie günstiger und milder im Geschmack sind. Don Elías behält die gesamte Ernte ein. Nichts wird exportiert. Höchstens erst, wenn ein Tourist den Kaffee kauft und mit nach Hause nimmt. Der Kaffee wird dann in anderen Fällen mit Pergamentschale verschifft, um die Bohne zu schützen und dann in den jeweiligen Ländern und Kaffeeröstereien vom Pergament befreit und geröstet. Je länger geröstet, umso bitterer der Kaffee. Am Ende mahlen wir unsere Bohnen noch und lernen wie man in Kolumbien “den besten Kaffee” herstellt. Der erste Aufguss wird weggekippt, da dieser alle Bitterstoffe enthält. Getrunken wird der 2. Aufguss aus einer vorgewärmten Tasse, das die Temperaturunterschiede, dem Aroma schaden würden. Als es ans probieren geht, wage ich mich an meinen ersten Schluck Kaffee im Leben. Alle sind begeistert, ich habe mich noch nicht durchgerungen. Nach 5 Minuten und etlichen Malen an- und wieder absetzen koste ich endlich. Nein, das ist nichts für mich. Der beste Kaffee der Welt schmeckt für mich wie dreckiger Tee. Es tut mir wirklich leid aber ich bin einfach 100% Teetrinker. Nun weiß ich aber, dass mir Kaffee wirklich nicht schmeckt und bin wieder um eine Erfahrung reicher. Danach müssen wir uns schweren Herzens verabschieden. Wieder einmal muss ich die Worte hören: “Geh nicht!”, was es nicht unbedingt einfacher macht. Die anderen Touristen sind schon lange wieder weg, aber wir sind kurzer Hand ein Teil der Familie geworden. Als wir wegfahren fängt es wieder an, wie aus Eimern zu schütten. Filandia schauen wir deshalb nur aus dem Auto an. In Pereira suchen wir uns wieder ein Parkhaus und gehen etwas unzufrieden mit der Stadt, dem Wetter und der Gesamtsituation etwas umher. Warum sind wir denn weggefahren, wir hätten heute Abend Andres seinen 25. Geburtstag mitfeiern dürfen.Wir müssen etwas ändern. Wenn man von oben eh schon nass wird und sich aber aufwärmen möchte, macht man am besten was? Ganz genau, in eine natürliche Therme gehen. In Santa Rosa de Cabal haben wir genau das gefunden. Ein riesiger Thermalkomplex mit heißem Wasser und daneben das Bild, das sich auf dem Foto des Tages zeigt. Während wir uns aufheizen, geht die Sonne unter und strahlt den Wasserfall mit einem richtig schönen Licht an. Die Dunstwolken steigen immer heftiger von den Wasserbecken aufwärts und nach 5 Stunden im Wasser und am Rand, da die Temperaturen so heiß waren, dass der Kreislauf ab und zu wegsackte, waren uns dann auch Schwimmhäute gewachsen und wir fallen direkt auf dem Parkplatz der Therma mitten im Grünen ins Auto ins Bett.

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