
Was für eine Nacht! Um 1 bin ich aufgewacht, weil mein gesamtes Bett plötzlich anfing zu vibrieren und kurz darauf, fing extrem Laute Musik an zu ertönen. Als ich durch meine Vorhänge lugte, sah ich, wie auf einmal ganz viele Autos ankamen und die jungen Leute ein Party starteten. Nach 10 Minuten wollte ich gerade meinen Schlafplatz wechseln, da ich locker in meinem Auto hätte mitfeiern können, da kam gottseidank schon die Polizei und löste das Ganze auf. Der Rest der Nacht war dann gottseidank ruhig. Heute morgen fuhr ich direkt in die Berge ins Bellavista Cloud Forest Reserve. Super abgelegen, mitten im Wolkenwald. Ich wurde super nett von den Eigentümern und tausenden Zuckerwasser-schlürfenden Kolibris begrüßt. Erst jetzt fällt mir auf, wie viele verschiedene Arten es überhaupt gibt. Auch der Taira schaut direkt mal vorbei. Bei meiner Ankunft habe ich außerdem ein Karte bekommen. Super cool, Richard, der Besitzer (ursprünglich aus England) hat 1991 hier 400ha Wald gekauft und daraus das Beste gemacht, was man nur machen kann. Eine Lodge für Touristen, ein paar Stellplätze für Reisende wie mich und der Rest des Waldes bleibt wild mit einem Netz aus Wanderwegen. Ich habe mir also ein Route überlegt und Stiefel wortwörtlich los, da mir gesagt wurde, dass ich mir für diese Runde definitiv ein paar Gummistiefel vom hauseigenen Repertoire nehmen soll. Der Wald ist super grün und die Wege ordentlich steil. Natürlich habe ich mir mal wieder einen Weg herausgesucht, den sonst kaum einer geht und versinke somit bis zur Hüfte in Jungpflanzen. Am Fluss angekommen gehe ich flussabwärts und treffe wie erwartet auf den ersten Wasserfall. Da mir gesagt wurde, man kann am Wasserfall herabsteigen, suche ich nach einem Weg, aber finde keinen. Ich will wirklich nicht wieder zurück gehen. Also mache ich das, was ich am besten kann: mir einen eigenen Weg suchen und mich durch den Dschungel schlagen. Es geht super steil bergab also suche ich Halt an einigen Pflanzen und kralle mich fest. Wieder mal bin ich in den ersten Minuten sehr skeptisch in irgendwelche Tiere zu greifen, in die man besser nicht greifen sollte. Der Gedanke ist aber schnell verworfen. Nach circa einer Stunde komme ich heile unten an und kann nun weiter flussabwärts laufen. Schon bald treffe ich auf den zweiten kleineren Wasserfall und hier sind die gewünschten Vorrichtungen zum Herunterklettern: Seil zum Festhalten, Mini-Tritte im nassen Fels für die Füße und eine Hängeleiter, bei der die 3 letzten Stufen fehlen. Das letzte Stück hangel ich mich also nach unten und bin auch hier heile unten angekommen. Das war echt nicht so einfach und immer wenn ich allein unterwegs bin, bin ich in meinen Augen ein ziemlicher Schisser und übervorsichtig, da ich nicht möchte, dass irgendwas schief geht. Weiter im Fluss über Stock und Stein und dann bald wieder nach oben auf den Berg, um direkt wieder nach unten zu gehen. In meiner Pause setze ich mich auf eines der riesigen Blätter, da der Boden sehr feucht ist und halte darauf ein kleines Picknick ab. Weiter geht’s auf dem Tarzan-Trail. Begleitet von Schmetterlingen, anderen Insekten und zwitschernden Vögeln, kämpfe ich mich langsam zur Unterkunft zurück. Dort angekommen, gibt es die erste wohlverdiente Dusche nach 1 Woche. Danach bin ich bereit, um mich unter andere Menschen zu wagen. Ich sitze gemeinsam mit Richard und Patricio (aus Argentinien, seit 3 Jahren mit seinem Camper in Südamerika unterwegs) und wir Unterhalten uns übers Reisen. Richard ist immer froh, wenn Leute wie wir in seiner Lodge vorbeischauen, da er mit uns seine Leidenschaft teilen kann. Er vor kurzem hat er sich auch einen Pickup als Camper zurecht machen lassen, um nächstes Jahr damit durch Südamerika zu reisen. Man bemerke, dass er im Moment 72 Jahre alt ist! Man ist nie zu alt zum Reisen. Wir essen gemeinsam Abendessen und verquatschen uns bis um 9 Uhr. Patricio hat eigentlich eine nächtliche Expedition gebucht, die um 8 starten sollte. Kein Problem, es später zu machen. Ich darf glücklicherweise mitgehen und wir halten Ausschau nach Fröschen und Insekten. Ich sehe nichts. Als wir den ersten Frosch finden, weiß ich auch, wieso. Sie sind hier super klein. So groß wie eine Fingerkuppe. Die Weibchen sind etwas größer. Mein absoluter Liebling auf der heutigen Tour: der Pinocchio-Regenfrosch. Nach 2 Stunden falle ich ins Bett.
Das heutige Foto des Tages stammt von Patricio der mit seiner Kamera einen super Schnappschuss, der sonst so flinken Kolibris, bekommen hat. Im Bild zu sehen, ein Violet-tailed Sylph-Kolibri. Wer mehr Fotos von ihm sehen möchte: https://www.patodelaselva.com