Huayhuash Tag 3 – Zu viel Energie

Die Tasse Coca-Tee im Zelt zum aufwachen war heute extrem wichtig, da das gesamte Zelt über Nacht gefroren ist. Als wir uns dann heraus trauten gab es sogar Pfannkuchen mit Dulce de Leche zum Frühstück. Nach dem täglichen Gruppenfoto starten wir in den Tag. Meine Handschuhe tun ihren Job nicht wirklich. Meine Hände sind so kalt, dass sie weh tun. Gut dass es von Anfang an bergauf geht und wir uns somit aufwärmen können. Noch laufen wir im Schatten und der Boden ist gefroren. Sobald die Sonne herumgekommen ist, ziehen wir nach und nach eine Schicht nach der anderen aus. Von nun an gilt wieder Kaiserwetter. Jedoch mit gelegentlich ordentlich viel Wind. Aber man kann sich nicht beschweren bei 4800 hm im dünnen Pulli herumzulaufen. Ich bin heute trotz dessen dass ich immer noch erkältet bin, im Vergleich zu all anderen Wanderern in Höchstform. Ich laufe stets 1 m hinter unserem Guide. Wilder führt die schnelle Truppe an (mich und 2 extrem durchtrainierte Brasilianer, auch Anästhesisten) und Josué bleibt bei den anderen und sammelt quasi alle von hinten ein. Hoacin läuft in der Mitte. Der Unterschied ist heute zu groß. Ich habe Zeit für so viele Fotos und werde trotzdem nicht eingeholt. Mein Körper ist super akklimatisiert. Ich komme heute kaum aus der Puste. Hoacin scherzt mit mir, ob wir auf den Gipfel vom Nevado Trapecio wollen, um den wir die ganze Zeit laufen und als ich zustimme, lacht er nur. Ich bin etwas enttäuscht, als ich mitbekomme, dass es nur Spaß war. Umso höher wir kommen, um so windiger wird es. Wir suchen hinter einem Fels kurz Windschutz und lassen unser Gepäck liegen um weiter 100 m aufzusteigen, um zu einem Aussichtspunkt zu kommen. Hier haben wir eine spektakuläre Sicht auf den Gletscher. Leider darf in nicht absteigen, um näher an ihn heranzukommen. Ich weiß nicht, was heute mit meiner Energie los ist. Ich befürchte, ich bekomme hier einfach zu viel Essen. Zu viel Essen, zu viel Energie. Was soll ich machen, die muss raus. Während die anderen in Zeitlupentempo sich den Berg hochquälen, hüpfe ich von Stein zu Stein an ihnen vorbei. Ich schäme mich fast etwas dafür. Wir steigen wieder ab und kommen an einigen in extrem blauen Seen vorbei. Ich frage, ob wir unsere Pause nicht lieber dort machen wollen, aber mein Vorschlag wird abgelehnt, da der See ca 300 m und 20 hm vom Wanderweg entfernt liegt. Ich frage Josué, ob ich allein herunter gehen darf, ich hole die Truppe gewiss auch wieder ein. Bei dem Argument kann er nicht nein sagen. Ich gehe als nach unten, mache Fotos für die anderen und dann von einem Moment auf den anderen, ruft der See nach mir, ich ziehe schnell meine Klamotten aus, springe schnell in den viel zu kalten Gletschersee, schrei kurz auf, weil es so kalt ist und sehe, wie sich alle oben vom Wanderweg zu mir umdrehen. Sie atmen auf, dass es mir gut geht und setzen ihre Wanderung fort. Ich schwimme schnell wieder ans Ufer, springe nass in meine Kleidung, zurre die Schuhe fest und lege eine kleinen Sprint hin. Innerhalb kürzester Zeit, habe ich die Truppe wieder eingeholt und bin wieder hinter dem ersten Mann. Ab hier geht es nur noch bergab. Ich fahre mein Tempo etwas herunter und leiste der langsameren Truppe Gesellschaft. Wir kommen nach 8 Stunden im Camp an und bekommen direkt unser Mittagessen serviert. Danach sonnen wir uns etwas, ich motiviere die anderen zu ein wenig Yoga beziehungsweise Rückentraining im Gras. Nach unserer Snackmahlzeit, heute gab es Tequeños, bin ich dann doch nochmal auf einem kleineren Berg hier neben dem Camp unterwegs. Mit Latschen war vielleicht nicht die beste Idee aber ich bin das ja gewöhnt von mir. Als ich oben ankomme scheuchen ich ein paar Viscachas auf und kann sie beobachten. Auch die Sonne geht langsam unter, was ich von hier oben perfekt beobachten kann. Josué ruft nach oben, dass ich runter kommen soll, da es bald Abendessen gibt, also mache ich mich auf den Rückweg und komme noch bei einem kleinen Wasserfall vorbei. Nach dem Abendessen folgt das tägliche Briefing und da es viel zu schnell viel zu kalt draußen geworden ist, traut sich keiner aus dem Gemeinschaftszelt und wir verquatschen uns wieder bis es draußen friert. Heute putze ich das erste Mal im Zelt meine Zähne.

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