Ab durch die Hecke

Wandertag! Papa fährt mich zum Parkeingang des Parque da Cidade. Das Tor ist verschlossen, aber ich kann mich vorbeischleichen. Ich treffe ein paar Bauarbeiter, die hier gerade eine neue Straße bauen. Auf der Karte sehe ich ein paar Wege und suche mir einen heraus. Eine Gondel soll es hier auch geben? Ist mir bisher gar nicht aufgefallen. Der Weg beginnt mit einem gut ausgebauten Wanderweg, geht dann ein paar Meter auf der Straße weiter bis die Straße dann plötzlich aufhört. Aber ich finde einen Trampelpfad, der immer dichter bewachsen wird. So langsam komme ich auf den Trichter, dass die ganzen Wanderwege noch gar nicht existieren, da der Park noch gar nicht eröffnet ist. Noch habe ich einen super Blick über die Baia da Ribeira, das Meer, das Dorf und die Hügel, die sich bereits unter mir befinden. Aber gleich wird es mit jedem Meter dunkler, dichter und unübersichtlicher, was nicht heißt, das es mir weniger Spaß macht. Der Wald wird so dicht, dass ich für jeden Schritt, den ich gehe, stehen bleibe, hin und her überlege, wo ich als nächstes hingehe, meine Hände und Füße hinsetzen soll und vorher einmal alles nach Ungeziefer abscane. Ich möchte wirklich ungern von einer Spinne oder einer Schlange gebissen werden. Ich kämpfe mich erst einen Berg hoch, um dann auf der anderen Seite wieder runter zu gehen und hoffentlich einen Weg nach draußen zu finden. Ich nehme extrem viele Spinnenweben mit, aber ich glaube, die waren alle nicht besetzt. Als ich vor der ersten großen Spinne stehe, bekomme ich noch mehr Respekt vorm weiteren Weg. 15 cm Spinne in einem 2 m breiten Netz. Das ist mal eine Ansage. Mein Kopf denkt jetzt jedes Mal, wenn mich irgendwas krabbelt, es sei eine Spinne und um ehrlich zu sein krabbelt es die ganze Zeit, weil ich hier im Urwald durchs Unterholz krieche. Naja nicht wirklich krieche, aber ich habe wirklich Mühe voranzukommen. Prinzipiell hat hier jede Pflanze Stacheln, selbst die Palmen und wenn nicht, dann ist es eine Liane, die sich um mein Bein gewickelt hat. Ich bin aber auch sehr froh, dass heute so viele Lianen im Weg waren, da sie mich nicht nur behindert, sondern auch geholfen haben. Ich hatte eigentlich immer eine Hand an einer Liane, da der Berg so steil war, dass ich meinen Beinen allein nicht vertraut habe. Meine Orientierung habe ich meiner Meinung nach noch nicht verloren. Was mir zu Gute kommt, dass ich in der Ferne einen Hund bellen höre, also folge ich blind dem Geräusch. Ich entdecke einen Baum der irgendwie interessant aussieht, ich gehe den Umweg von 5 Metern und von der anderen Seite wird er noch interessanter. Er ist riesig. Er ist 3 m breit, an der einen Seite aber nur 10 cm und sieht aus, als wäre er einem Märchen entsprungen. Wow, was für ein Prachtstück. Und dann sehe ich auch endlich meine erste Schlange. Auch hier weiß ich wieder nicht, ob sie giftig ist oder nicht. Vorsichtshalber wird der Sicherheitsabstand mal eingehalten. Ich finde einen kleinen Bachlauf und beschließe mich dazu mit ihm bergab zu gehen. Gute Idee eigentlich finde ich. Ich korrigiere, blöde Idee. Es ist so feucht und rutschig hier, dass ich auf dem Hosenboden lande. Naja, ein wenig Unterhaltung muss auch sein. Blöde Idee auch, weil da ein Wasserfall kommt. Irgendwie schaffe ich es, nach langem hin und her überlegen, den richtigen Weg zu finden und komme unten heile an. Nach 4 Stunden im dichten Dschungel ist man dann aber doch froh, wenn man dann einen Trampelpfad findet, der einen aus dem ganzen Chaos herausbringt. Als ich bemerke, dass ich nicht im Süden, wie geplant, an der Küste bin, sondern im Norden, kann ich es nicht fassen. Ich war mir sicher, die Richtung gehalten zu haben, aber so kann man getäuscht werden, wenn man maximal 10 Meter weit schauen kann. Ich ruhe mich kurz am Strand aus, esse kurz was, da ich im Dschungel ja nirgendwo eine Pause machen konnte. Dann muss ich natürlich noch auf die andere Seite der Halbinsel. Diesmal nehme ich aber sicherheitshalber die Straße. Beim Hostel angekommen, geht es direkt unter die Dusche. Das Wasser färbt sich braun und ich bin völlig im Eimer.

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