
Geduld, das lerne ich auf dieser Reise am meisten. Nicht nur ich fand es heute Morgen bei -12°C zu kalt, sondern auch das Biest. Sie wollte einfach nicht anspringen. Wer kann es ihr übel nehmen. Wäre mein Blut gefroren, könnte ich auch nicht mehr laufen. Also warte ich auf wärmeres Wetter. Gottseidank steht das Auto so, dass die Sonnenseite auch die windgeschützte Seite ist. So kann wenigstens ich mich etwas “wärmen”. An der Batterie liegt es nicht, auch die Sicherungen sitzen fest und der Kühlwasser- und Ölstand stimmen. Also weiter warten. Gut, dass ich Empfang habe, hier mitten in der Uyuni Salzwüste, so kann ich mir etwas Rat holen und mich ablenken. Beim Durchforsten meiner Reise-Challenges fällt mir auf, dass ich den Großteil schon gemacht habe, ohne die Karte vorher gelesen zu haben. Deshalb habe ich heute Morgen die Reise-Challenges ein wenig zugespamt. 3 Stunden warte ich mitten im Nirgendwo und die Temperaturen steigen von -12°C auf 11°C als mein Biesti endlich anspringt. Jetzt nur schnell raus aus der Salar und eine Waschanlage suchen. Denkste. Dort, wo ich rauskomme, schauen sie mich an, wie ein Brot. Ich glaube ich war der erste Tourist, den diese Menschen gesehen haben. Ich frage nach einer Waschanlage und nach der Richtung für die Ruta 1. Sie schauen sich gegenseitig an und lachen verlegen. Bin ich froh, dass ich vorher die Karte heruntergeladen habe. Google Maps führt mich über eine “Straße”, die asphaltiert sein soll, aber den Asphalt suche ich hier vergebens. Ich bin stolz auf mein Biest und werde spätestens in diesem Moment zum Sheikh. Den losen Sand mit riesigen Löchern und Steinen im Weg betitelt Google als große Straße. Ich werd’ nicht fertig. Das Biest leistet gute Arbeit. Jetzt erschließt sich mir auch, weshalb in Bolivien so viele Geländewägen herumfahren. Sehnsüchtig schaue ich auf die Karte, wann die nächste Straße kommt. Das einzig Gute an diesem Weg ist, dass man eine super Aussicht auf die Salar auf der einen Seite und den farbenfrohen Vulkan auf der anderen Seite hat. Hier schieße ich auch mein heutiges Foto des Tages. Noch ein paar Kilometer und ich hab’s geschafft. Denkste. Mir wird eine Straße angezeigt aber ich sehe lediglich alte Fahrspuren, die geradewegs in die nächste Salzwüste führen. Das Salz ist hier etwas weicher, als in der Salar de Uyuni, was mich etwas beunruhigt. Ich habe zu viele Gruselgeschichten gehört. Ich bleibe also immer brav auf dem Wirrwarr von anderen Fahrspuren, um nirgends einzubrechen. Nach 2 Stunden bin ich endlich auf asphaltierter Straße und nehme meinem Quoten-Hitchhiker mit. Er ist leider nicht all zu gesprächig, aber wir haben das gleiche Ziel, Oruro. 3 Stunden Fahrt stehen vor uns. Die Straße ist das reinste Grauen. Weiche ich einem Schlagloch aus, fahre ich ins nächste. Und verdammt sind die tief. Ich habe Angst, dass mir die Reifen reihenweise kaputt gehen, aber sie halten brav durch bis wir nach 1,5 Stunden in Huari, der ersten Stadt, ankommen. Ich fahre an die Tankstelle und da höre ich das schleifende Geräusch. Auch der Tankwart kommt zu mir und meint, ich habe einen Platten. Verdammt denke ich, aber gegenüber ist direkt eine Gomeria. Tanken kann ich nicht, da sie nur Bargeld nehmen. Die Gomeria hat geschlossen, also versuchen mein Hitchhiker Eliot (ich schätze ihn auf 75 Jahre) und ich unser Glück selbst. 2 Schrauben sind zu fest. Ich schlage Eliot vor, dass er mich verlassen kann und er drückt mir Bargeld in die Hand und ist auch schon weg. Ich versuche Autos und LKWs anzuhalten, aber irgendwie haben die Bolivianer gefühlt Angst vor mir oder sind bei weitem nicht so gastfreundlich wie die Argentinier. Nach gefühlt 100 Fahrzeugen hält endlich jemand an. Ich frage ihn, nach einem Schlüssel, aber seiner ist auch nicht besser als meiner. Er versucht die Gomeria anzurufen, aber der Mann, der ans Telefon geht, ist entweder sturzbesoffen oder ordentlich verkatert und meint, er öffnet heute nicht mehr, soweit wir es verstanden haben. Wir lassen mein Auto also mitten auf der Straße stehen und machen uns auf die Suche nach einer anderen Gomeria. Ich bin sehr dankbar, Robert nun bei mir zu haben, der den Mann in der anderen Gomeria 10 Minuten lang überzeugt, bis er mit uns mitkommt. Das Rad wird gewechselt und das andere repariert. Wir finden einen riesigen Nagel im kaputten Reifen. Da fahre ich 2 Tage Gelände und die Reifen halten durch und komme in die erste Stadt und fahre mir meinen 2. Platten auf dieser Reise. Ich bin schon sehr froh über die europäische Sauberkeit, da passiert das nicht so schnell. Das Geld was mir Eliot für die Fahrt gegeben hat, reicht exakt um die Gomeria zu bezahlen. Naja, um ehrlich zu sein, hat es nicht gereicht, aber dem “Gomerist” hat es gereicht. Ich fahre nicht mehr all zu weit, da ich morgen direkt erstmal in eine Bank muss, um tanken zu können, also mache ich noch vor der nächsten Stadt halt. Direkt neben einem alten Lehmhäuschen auf einem Feld mit Grasbüscheln, die wie UV so schön meinte, aussehen wie Kobolde.
Heutige Wildtiersichtungen: tausende Lamas