Pachamama

Umso weiter nördlich wir kommen, umso wärmer wird es und so kam es, dass ich die erste Nacht im Motorhome geschwitzt habe, auch wenn es draußen immer noch ordentlich kalt ist. Der erste Gang war heute der, in die Finca Albarossa, wo wir Kaffe, Tee und Kuchen bekommen haben. Während ich mich um die Reperatur der Zweitbatterie gekümmert habe, hielt UV ein Plausch mit dem Koch und dem Hausmädchen, machte uns Frühstück und füllte unsere Wasserkanister auf. Nachdem alles geregelt war, verließen wir die Winzerei mit guten Eindrücken. Wir fahren bis nach Cafayate und wollten ursprünglich zu einem Wasserfall gehen, als uns ein Zeichen zu Höhlen vom Weg ablenkt und wir diesem folgen. Wir gelangen in ein kleines Dorf, die Comunidad Diaguita. Wir werden von einer Frau angehalten, welche uns sagt, dass die Höhlen nur mit den Einheimischen hier besichtigt werden dürfen und wir den Preis festlegen können. Also parken wir das Auto und starten in eine kleine Zeitreise. Gabi, lässt uns an der Kultur und Geschichte ihres Volkes teilhaben. Sie betont, dass ihre Gesellschaft keine indigene Bevölkerungsgruppe ist, sondern naturverbundene Ureinwohner. Sie sprachen einst eine Sprache, die heute allerdings nicht mehr gesprochen wird. Mit großer Begeisterung erzählt sie uns, dass “Cafayate” in dieser Sprache “Schlucht des Wasser” heißt, denn im Januar und Februar stürzt hier das Wasser in Massen herab. In den anderen Monaten ist es trocken. Wir steigen einen Weg bergauf und kommen zu einer großen Steinplatte. Hier wurde vor circa 3000 Jahren Korn gemahlen. Als sich in den Kuhlen Wasser sammelte, sahen sie sich zum ersten Mal selbst in einer Art Spiegel und außerdem den Himmel. Sie entwarfen mit Hilfe von dieser einst als Mahlwerkzeug dienenden Steinplatte, den Mondkalender, die Zeit und markierten außerdem die Richtung des Sonnenauf- und -untergangs und entdeckten so die Himmelsrichtungen. Wir steigen weiter auf und lernen, wie naturverbunden diese Kultur ist. Sie lernt uns, wie man sich vor der Sonne schützt und welche Pflanze gegen Sonnenbrand hilft. All dass haben wir unserer Mutter Erde “Pachamama” zu verdanken. Die vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer spielen eine große Rolle in ihrem Leben. Ohne diese vier Elemente gäbe es kein Leben und so wird das Wasser genauso wie das Feuer verehrt. Alles dreht sich um diese Elemente. Wir steigen weiter herauf und finden einige Wandmalereien hierzu. Der Nandu repräsentiert die Erde, der Frosch das Wasser, der Kondor die Luft und die Schlange das Feuer. Bevor wir die Höhle betreten versuchen wir uns zu besinnen, wir betreten hier heiligen Boden, wir betreten die Gebärmutter der Mutter Erde. Hier fanden alle Geburten statt. Die Plazenta wurde hier als Opfergabe hinterlassen und der Mann hatte die Aufgabe die Nabelschnur zu durchtrennen. Wir sollen die Energie auf uns wirken lassen. Wir schalten kein Licht an. Wir steigen in der Höhle auf und es wird plötzlich ganz warm. Wir können die Energie wortwörtlich fühlen. Als Gabriela zu Pachamama spricht, schließe ich die Augen für 5 Minuten und lausche ihren Worten. Ein Gänsehautmoment. UV fängt neben mir an zu weinen. Sie hat uns vorher gesagt, dass dieser Ort extrem viel Energie hat, aber dass wir uns tatsächlich wie neu geboren fühlen, hätte keiner von uns gedacht. Alles fühlt sich jetzt unwichtig an. Wieso steigen wir ins Auto und fahren weiter. Ich möchte noch etwas verharren und die Natur, die Naturverbundenheit dieses Volkes und diese Energie spüren. All unsere Probleme sind so klein. Wir sollen uns auf die 5 Grundbausteine des Lebens besinnen: Gesundheit, Arbeit, Reichtum, Liebe und Geduld. In dieser Reihenfolge ist Gesundheit, das was man am einfachsten erhalten kann und Geduld, das, woran man am meisten arbeiten muss. Aber hat man diesen Zustand erstmal erreicht, sind alle noch so großen Probleme, ganz klein. Mit Aussicht in den Himmel entscheiden wir uns, heute genau hier zu bleiben. Auf festem Grund und Boden (Erde), wo sonst die Wassermassen herabstürzen, umtost von Wind (Luft), wo uns die Sonne (Feuer) noch wärmt. Umgeben von Mutter Erde sind wir alle gleich und fühlen uns wohl.

Heutige Wildtiersichtungen: 1 Falke, 4 Pferde, 9 Kondore

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