Über den Wolken

Über den Wolken oder besser zwischen den Wolken fand ich mich heute wieder. Eigentlich wollte ich zusammen mit Yuval wandern gehen, aber schlussendlich war ich doch allein unterwegs, weil sie doch etwas anderes vorhatte. Das Wetter war perfekt, nicht zu warm und kein Regen. Klitschnass geschwitzt war ich trotzdem, als ich den Gipfel des Cerro Manquehue erreichte, was aber vor allem daran lag, dass der Weg quasi ohne große Schnörkeleien direkt schnurstracks zum Gipfel führte, also sehr steil war und in der letzten Hälfte wieder mehr kraxeln als wandern war. Aber genau das mag ich ja. Der Weg führte vorbei an Kakteen, die doppelt so groß waren wie ich und schließlich gab es nur noch einen schmalen “Trampelpfad” zwischen riesigen Agaven. Auf dem Weg zum Gipfel habe ich mir etwas Sorgen gemacht, wie ich hier wieder heile herunterkommen soll, da ich meine Stöcke heute nicht dabei hatte und jedes Mal, wenn ich mich umgedreht habe, um zu realisieren, wie steil der Weg wirklich ist, hat es ein wenig Schwindel in mir hervorgerufen. Oben angekommen, stand wieder meine obligatorische Snackpause an. Die Sicht veränderte sich mit jeder Sekunde. Als ich ankam, hatte man einen super Ausblick über ganz Smog-Santiago, als hätte man einen Graufilter vor die Augen geschoben. Eine Minute später, hatte es sich fast vollständig zugezogen. Was man allerdings immer sehen konnte, waren die Gipfel der Anden. Über allem trohnten sie die ganze Zeit. Mal hier, mal dort und dann klarte die Sicht wieder etwas auf und so weiter und so fort. Als ich gerade wieder absteigen wollte, flog direkt über mich ein Kondor hinweg, ich erschreckte mich erstmal halb zu Tode, weil sie ja wirklich riesig sind und dann war es einfach nur episch. Einem Kondor bei der Jagd zuzusehen hat schon etwas majestätisches. Und endlich konnte ich das heiß ersehnte Foto schießen. Ein Andenkondor in seinem natürlich Habitat mit den Anden im Hintergrund. Das machte meinen Tag perfekt. Als ich beim Abstieg von Stein zu Stein hüpfte und einen nach dem anderen überholte, merkte ich wieder, dass ich doch mehr auf meine Fähigkeiten vertrauen sollte. Nur noch die Serpentinen zusammen mit den Taxis, die die anderen Wanderer abholen, herunterlaufen und der Bus bringt mich zurück in die Stadt. Vielleicht werde ich im nächsten Leben ja auch ein Vogel, wenn ich mich jetzt schon so wohl fühle in so luftigen Höhen.

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