
Ein neuer Motor wurde gekauft, also muss ich jetzt noch alles eintragen lassen. Auf meinem Weg am frühen Morgen durch Santiago fühle ich mich richtig gut. Ich fange mit einer Jacke und einem dicken Pulli bei 11° C an und höre im T-Shirt bei strahlendem Sonnenschein auf. Ich habe das Gefühl, die Stadt würde mir gehören. Mit Musik in den Ohren laufe ich strammen Schrittes durch eines der reichsten Viertel Santiago’s. Gottseidank habe ich nach etwa 4 Monaten mal wieder eine Jeanshose an, denn hier laufen alle im Anzug durch die Gegend. Beim “Registro Civil” angekommen, muss ich mich erstmal durchfragen, bis ich weiß, wo ich mich anstellen darf. Mein Name wird endlich in den Fahrzeugschein eingetragen, aber für die Eintragung des Motors brauche ich scheinbar eine “Clave única”. Ich habe diese schon öfter im Internet versucht zu bekommen, aber da ich keinen chilenischen Ausweis habe, bekomme ich auch hier diese Nummer nicht. Ich werde also erstmal wie ein Brot angeschaut, als ich offenbare, dass ich keinen chilenischen Ausweis habe. Was nun zu machen ist, davon haben die ersten 3 Personen keine Ahnung. Interessant, dass ich einfacher das Auto kaufen konnte, als es reparieren zu lassen und nun ordnungsgemäß eintragen zu lassen. Das ist notwendig, weil ich ja über die Grenzen möchte und da wird sowas gern mal kontrolliert. Dass man nicht irgendetwas vertuscht im- oder exportiert. Nun ja, als ich dann mit dem Verantwortlichen dafür rede, offenbart dieser mir wiederum etwas, was ich null verstehe. Mein Spanisch begrenzt sich auf Smalltalk und Autoteile, von Bürokratie habe ich hier keine Ahnung. Als ich etwa das 5. Mal sage, dass ich es nicht verstehe, schreibt er es mir genervt auf und drückt mir einen Zettel in die Hand und ignoriert mich von nun an. Auf dem Zettel steht “Certificado de inspección visual”. Das kann man ja gottseidank sogar als Deutscher verstehen. Ich habe nur keine Ahnung, wo ich das herbekomme. Der Mann hat auch offensichtlich keine Lust mehr mir irgendwas zu erklären, er hat sich einfach umgedreht, dass ich ihn nicht weiter nerve. Ein “Certificado de inspección visual” also. Das kann ja in fremden Ländern alles sein. Ich schlage also erstmal in Ruhe nach und frage 3 Freunde, was das ist und wo ich es herbekomme. Was der gute Mann zusätzlich zu meiner Rechnung des Motors braucht, ist quasi ein TÜV. Also warte ich doch noch, bis der Motor fertig ausgetauscht wurden ist. Macht ja aber auch Sinn. Auf dem Rückweg nehme ich einen anderen Weg, bestaune die verschiedenartige Architektur der Hochhäuser und hole mir einen Sonnenbrand während das Feuerwehrauto an mir vorüberfährt. Den Rest des Tages verbringe ich damit, andere Ersatzteile für mein Auto zu finden, was sich wiederum als ziemlich anspruchsvoll und zeitraubend herausstellt, aber ich habe ja sonst nichts zu tun. Was ich aber jetzt von mir behaupten kann, ist: Sowie man allein zum Bürgerservice einer Stadt geht, hat man das Gefühl ein Teil der Stadt oder des Landes zu sein und genau dieses Gefühl hatte ich heute in mir, ziemlich interessant.