Verstecken spielen

Direkt nach dem Aufstehen ging es heute zum Zollgelände auf chilenischer Seite, dem Puerto Terrestre. Hier wurden wir beziehungsweise ich schon erwartet, um irgendwelche wilden Dokumente abzusegnen und so mein Auto vom Zoll zu befreien. Als es hieß, dass ich 112 Pesos bezahlen muss und es nur in Bargeld ging, ich aber nicht mehr als 70 dabei hatte, kam wieder dieses unglaublich unangenehme Brennen in meinem Körper hervor, dass ich während des gesamten Prozesses, den ich mit meinem Auto durchlaufen musste, entwickelt habe. Denn das Gelände war außerhalb der Stadt und wir kamen gerade von dort. Hätte ich also gewusst, dass ich mehr brauche, könnte ich mir ein Taxi und Zeit sparen. Am Ende hat mir aber David Geld geliehen, was ich allerdings zu guter Letzt gar nicht brauchte, da ich doch nur 13 Pesos zahlen musste. Als wir dann noch unser weiteres Vorgehen klärten und der Mechaniker in Santiago für mich angerufen wurde, lässt auch irgendwann das unwohle Gefühl wieder nach. David nimmt uns, nachdem wir wieder mal mit ein paar Truckern in der Kantine was gefrühstückt haben, spontan mit nach Santiago, obwohl wir eigentlich erst morgen früh dorthin wollten. Seine Firma macht ihm Druck, also wird heute nicht mehr gewandert. Kurz vor Santiago wird die erste Ladung abgeliefert. Da wie nicht befugt sind, das Gelände zu betreten, sollen wir entweder draußen warten, was in einem Gewerbegebiet ziemlich langweilig ist, wenn man nicht weiß, wie lange man überhaupt warten muss oder sollen uns im Führerhaus verstecken. Na was haben wir wohl gemacht? Ganz genau! Wir haben uns also zu unserem Gepäck ins Bett gekuschelt, den Vorhang zu gezogen und uns versteckt. Das Foto des Tages ist, falls ihr es euch nicht schon längst gedacht habt, hier entstanden. Es wurde ziemlich schnell sehr warm und stickig, aber für das kleine Abenteuer und die Erinnerung an die Kindheit, sich im Führerhaus zu verstecken, wenn der Papa kurz draußen ist, ist es das definitiv Wert. Der Rücken und die eingeschlafenen Beine sind am Ende trotzdem froh, dass man sich wieder auseinanderfalten kann und vor allem die Frischluft tut gut. Da es mittlerweile schon halb 5 ist, entscheiden wir uns, uns von David zu trennen und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu unseren Unterkünften zu fahren. Wir brauchen eine Stunde dafür, um einmal mit Bus und Metro die Stadt zu durchqueren. Ich darf heute wieder bei der Familie schlafen, wo ich im Advent letzten Jahres schon war. Sie freuen sich riesig mich wieder zu sehen. Beim gemeinsamen Abendessen auf dem Balkon berichten wir uns, was in den letzten 5 Monaten alles passiert ist und ich bemerke erst jetzt den gewaltigen Unterschied in den Dialekten. Was in Argentinien und Uruguay ein “ch” war, ist hier ein “z”; was ein “sch” war, ist ein “j”. Ich mag es, diese Kleinigkeiten beim Reisen zu entdecken und freue mich immer wieder, wenn ich irgendwelche neuen Entdeckungen mache, egal ob kulturelle Unterschiede oder eben nur winzig kleine Unterschiede in der Sprache.

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