
Als ich heute Morgen aufgestanden bin und Sachen gepackt und Frühstück zubereitet habe, hat Eve noch tief und fest geschlummert. Irgendwann kullerte sie dann auch aus dem Bett. Gottseidank durften wir das meiste Gepäck in unserer Unterkunft lassen, sonst hätten wir heute ordentlich zu schleppen gehabt. Zum Abschied gab es noch etwas Selbstgehäkeltes als Anhänger für unsere Rucksäcke. Für mich gab es eine Sonnenblume. Wir kamen dann also irgendwann mit etwas Verspätung los und da ich wusste, dass wir noch gut eine Stunde bis zu unserem Ziel hatten, war ich etwas unruhig. Also Daumen raus und los geht’s. Per Anhalter war diesmal wirklich von Nöten, da der einzige Bus zu “Los Gigantes” um 8:30 fuhr und wir schlicht und ergreifend 2 Stunden zu spät dafür waren, keine geführte Tour und somit auch keinen Transport dorthin und auch kein (funktionierendes) Auto besitzen. Zu zweit dauert es schon etwas länger bis uns das erste Auto mitnimmt, aber vielleicht lag es auch einfach daran, dass wir mitten in die Sierra wollten, wo nicht unbedingt die Hauptverkehrsader Argentiniens lang läuft. Stück für Stück tasten wir uns somit voran und haben am Ende 4 Anhalter und nur 1 Stunde für die 30 km unbefestigte Straße gebraucht, da gottseidank spätestens jedes 2. Auto angehalten hat, das uns passierte. Irgendwo im Nirgendwo hat man auch einfach Mitleid mit 2 blonden Mädels, die in der prallen Sonne auf die nächste Mitfahrgelegenheit warten. Wir kamen dann um die Mittagszeit an und haben uns natürlich schon sehr große Sorgen darüber gemacht, wie wir zurück kommen, da wir ja auch eine ordentliche Wanderung machen wollten. Aber dazu später. Nachdem wir unsere fast 5€ gelöhnt hatten, durften wir endlich los. Vom ersten Meter an hatten wir eine unglaublich schönen “Wanderweg” über die Felsen stets bergauf und noch viel schönere Aussichten über die gesamte Sierra Cordobas. Ein kleiner Sprint zwischendurch, um ein Foto von uns auf der anderen Seite des Berges zu machen, Sprint zurück, um das Handy wieder einsammeln und weiter ging’s. Wir kamen schneller an unserem Ziel an, als wir dachten und wir hatten das Glück, dass wir eine Truppe aus Buenos Aires dort trafen, die mit einem Guide unterwegs waren. Einerseits deshalb, weil er uns auf 2 Höhlen aufmerksam machte die wir sonst nie gesehen hätten und andererseits, weil sie uns schlussendlich mit zurück nach Tanti, wo wir unsere Sachen einsacken konnten und dann sogar bis zum Busbahnhof in Villa Carlos Paz brachten. Und der Guide war froh, mal wieder sein Deutsch zu prüfen. Die erste Höhle entstand dadurch, weil ein riesiger Fels auf anderen Felsen zu liegen kam. Hier konnten wir unsere Wasserreserven auffüllen und hier entstand auch das heutige Foto des Tages. Auf der anderen Seite mussten wir wieder herauskraxeln um zur anderen Höhle zu gelangen. Nach Klettern über einen verkeilten Stein wurde die Höhle noch schmaler als sie bereits am Anfang war. Nicht nur schmaler sondern auch extrem hoch und schräg. Uns wurde wirklich schwindelig dadurch. Unser Gehirn konnte es nicht verarbeiten und so torkelten wir von Wand zu Wand, die gottseidank stets in Reichweite waren, da die Höhle keinen Meter breit war. Wieder draußen in der Wirklichkeit, sprachen wir mit unserer Truppe kurz ab, wann sie zurück wollen und hatten natürlich genug Zeit, weil? Natürlich, weil sie ihre Mate-Siesta abhielten. Wir bekamen also eine schnelle Mate-Runde, ich wurde dabei gefilmt, weil sie es so unglaublich fanden, dass eine Deutsche Mate trinkt und dann beschlossen wir noch auf den Gipfel zu gehen. Da es keinen markierten Weg dorthin gab, hieß es von nun an Autopilot und Eve folgte mir auf Schritt und Tritt. Oh, hast du das Meerschweinchen gesehen? Als es etwas brenzlicher wurde, mussten wir uns mal kurz absprechen. Wollen wir wirklich bis hoch? Wir setzten unsere Rucksäcke ab, ich probierte es kurz aus und schon war ich nach einer kleinen Bouldereinlage oben auf dem 40 cm X 60 cm breiten Gipfel. Eve folgte kurz darauf. Aber wir setzten uns beide direkt hin, da es ziemlich im Bauch kribbelte, bei der Sicht nach unten. Zu allen Seiten ging es ziemlich steil bergab, aber das Echo hier oben, der Wind, das Anfeuern der anderen von unten und die Kondore über uns, ließen uns schweben. Die Aussicht war atemberaubend. Da nicht ein Wölkchen am Himmel war, konnten wir über die gesamte felsige Mondlandschaft nach Villa Carlos Paz bis nach Cordoba schauen. Nach 10 Minuten war es aber genug hier oben, die Beine wurden langsam weich und wir mussten ja auch wieder herunter klettern. Beim ersten Schritt wieder auf halbwegs sicherem Boden rutsche Eve aus, aber alle Knochen blieben gottseidank ganz, auch wenn die Wunde nicht ganz so toll aussah. Zusammen mit den anderen, die auf uns gewartet haben und einem Hund, der leider zu anderen Wanderern gehörte, stiegen wir ab und quetschten uns zu sechst ins Auto zurück nach Carlos Paz. Ich bin wieder einmal erstaunt darüber was die Natur zu bieten hat und wie groß die Gastfreundschaft der Argentinier ist. Man kann fast sagen: “Ich hatte einen gigantischen Tag in Los Gigantes!”.