Feuerland

Ich bin heute ziemlich müde, aber ich habe noch eine Wanderung auf dem Plan, die ich unbedingt machen möchte. Das Wetter ist perfekt mit strahlend blauem Himmel, der beste Tag bisher in Ushuaia. Blöderweise komme ich 5 Minuten zu spät an der Bushaltestelle an, da ich auf dem Weg jemanden getroffen hatte, den ich kannte. Der nächste Bus fährt in einer Stunde, also warte ich und erledige in der Zwischenzeit bürokratischen Kram. Wir fahren mit 10 Minuten Verspätung los und kommen 12:10 im Nationalpark “Tierra del fuego” – “Feuerland” an. Als ich den Parkeintritt entrichte, werde ich gefragt, wo ich hin möchte: “Auf den Cerro Guanaco!” antworte ich und bekomme zur Antwort: “Der ist ab 12 Uhr geschlossen!” Ich Versuche hin und her zu diskutieren. Es lässt sich nichts machen. Es bleibt mir verborgen, wieso man erfahrene Wanderer nicht auf einen Berg lässt. Warum man überhaupt zahlen muss, um in der Natur zu sein. Ich weiß, dass ich circa 5 Stunden brauche, auch wenn sie mir etwas von 8 Stunden erzählen wollen. Falls es dunkel wird habe ich meine Stirnlampe immer dabei. Die Tränen rennen mir über die Wangen, denn der Bus und Parkeintritt waren nicht günstig. Jetzt muss ich eine Wanderung machen, die ich gar nicht machen wollte und kann nicht auf den Berg. Ich liebe die Berge. Also geht es auf den “Senda Costera”. Immer entlang der Küste, auf und ab. Als ich ein ruhiges Fleckchen finde, lege ich mich erstmal an den Strand, muss mich sammeln und erstmal wieder klar im Kopf werden. Wieso nimmt mich das so mit? Es ist viel passiert in den letzten Tagen. Die Ruhe tut mir gut. Ich finde wieder zu mir selbst und schlafe mit guten Gedanken in meinem Kopf ein. Als ich aufwache stehen 2 Falkland-Karakaras neben mir. 20 cm neben meinem Kopf, ich traue mich nicht, mich zu bewegen. Sie fangen an zu kreischen und hopsen und fliegen weg. Das war also das Zeichen zum Aufbruch. Ich raffe mich auf und spaziere weiter entlang der Küste. Ich versuche es zu genießen und vielleicht ist eine mittelschwere Wanderung heute besser, nachdem die letzten 2 Tage schon schwere Wanderungen dran waren. Die Aussichten sind definitiv wunderschön, ich sichte 2 Magellan-Spechte, mit jedem Schritt geht es mir besser, aber am Ende fehlt mir doch die Zufriedenheit, die sich bei mir immer einstellt, wenn ich mich bei einer schweren Wanderung auspower. Ich lege mich in die Sonne zu den anderen Wanderern ins Gras und wir warten gemeinsam auf den Bus zurück nach Ushuaia.

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