Antarktis Tag 5: Vom Feinsten

6:30, wir werden über den Lautsprecher von Stephi unserer Expeditionsleiterin geweckt. ״Good morning, Good morning, Ocean Endeavour. It is a BEAUTIFUL morning here at the Antarctic Peninsula and the sun is just about to rise. So for those of you who wants to experience your first sunrise in the southern continent, now would be a good time to get ready and get out on the deck.״ Wir sind umgeben von Eisbergen. Unglaublich. Direkt nach dem Frühstück geht es raus zur ersten Expedition des Tages in Neko Harbour. Es ist einfach nur episch, heute sieht es wirklich wie die Bilderbuch-Antarktis aus. Es schneit riesige Schneeflocken. Wir haben zuerst eine Zodiac-Tour mit Sydney, die uns alles zu den Eisbergen erklärt, z.B. woher verschiedene Muster in den Eisbergen stammen. Danach klart es langsam auf und wir haben unseren Landgang, wir setzen heute unseren ersten Fuß auf antarktisches Festland, beobachten einige Gentoo-Pinguine, eine Mutter hält ihr Junges noch warm und steigen auf einen Aussichtspunkt, wo ich das heutige Foto des Tages schieße. Es weht absolut kein Lüftchen. Wir können uns so glücklich schätzen, denn wir sind dem schlechten Wetter einen Tag voraus. Da wo wir gestern waren, ist heute schlechtes Wetter gewesen und da wo wir heute waren, ist morgen schlechtes Wetter. Schlechtes Wetter in der Antarktis bedeutet: hohe Windgeschwindigkeiten, sodass wir nicht nach draußen können. Wir sind schlittern den Berg wieder halb herunter und direkt nach der Expedition gibt es einen heißen Ingwer-Zitronen-Honig-Punsch. Als alle zum Mittag gehen, gehe ich in die Bridge, mir gefällt die Atmosphäre. Der Captain steht vor und gibt irendwelche zahlen durch, wo die Crew hinsegeln soll. Da wir von so vielen Eisbergen umgeben sind, kommt alle 5 Sekunden eine neue Zahl, das ist wirklich hohe Kunst hier. Ich frage mich nur wieder, wie groß ein Eisberg sein kann, dass er uns nicht kaputt macht. Denn als wir heute ein Stück Eis ca 50cmx30cmx30cm aus 1 Meter Höhe auf eine Metallplatte haben fallen lassen, ist es nicht kaputt gegangen. Das Eis ist einfach zu gut komprimiert. Und bis zu 800.000 Jahre alt. Wir vergleichen verschieden Eisblöcke und ich habe gelernt, dass die blauen, wenig Lufteinschlüsse in sich haben und die weißen, viele Lufteinschlüsse. Das heißt, wenn der Gletscher bricht und Sauerstoff freigesetzt wird, atmen wir Luft von vor bis zu 800.000 Jahren. Nachdem ich ein paar Wale gesehen habe, gehe auch ich essen und danach geht es auch schon auf die 2. Expedition. Wir sehen 1 Leopard-Seal und 3 Wedell-Seals. Ein bisschen weiter, fällt unser Motor aus. Nach ein paar Minuten kommt ein neues Zodiac vorbei und wir dürfen auf der See umsteigen und landen kurz darauf auf Danco Island. Er geht auf die Spitze, auf der eine 360°Aussicht “100% Antarktis at it’s best” wartet. Durch unseren Wechsel sind wir das letzte Boot und so kann ich recht fix hinaufwandern und bin zusammen mit einem Guide ganz allein oben. Ich genieße eine Stunde die Aussicht oben und habe meine beiden Jacken, Mütze und Handschuhe ausgezogen, denn es ist unnormal warm hier, die Sonne brezelt und ich bin vom Aufstieg gut aufgeheizt. Ein schneller Abstieg und ab ins Zodiac zurück auf das Schiff, ganz schnell duschen und schon geht es zur Besprechung des morgigen Tages. Eine Freundin vom Schiff hat heute gemeint, dass sie gerade in der Dusche stand als die Durchsage kam, dass es in einer Viertelstunde weiter geht. Es ist alles einfach so aufregend und wunderschön, dass man nichts verpassen will und ziemlich k.o. ist. Aber sie hat dann herausgehauen: “Gebt uns doch mal Zeit zum Ausruhen.” Es ist ja keine Verpflichtung irgendwas mitzumachen, aber es ist einfach alles so unglaublich und surreal, dass man alles miterleben will und noch während der Freizeit Ausschau nach Walen oben auf dem Deck hält und Sonnenauf- und -untergsng sehen will. Zwischendurch muss man sich noch im Whirlpool oder der Sauna aufwärmen oder wie heute nach der 2. Exkursion eine kalte Dusche nehmen. Nach der Besprechung ging es für alle nochmal gemeinsam nach draußen. Wir hatten in einer unglaublichen Kulisse beim Sonnenuntergang bei extrem ruhiger See und dann doch wieder ziemlich kühlen Temperaturen ein BBQ. Umgeben von Bergen, Gletschern und Eisbergen lassen wir den Tag noch viel besser ausklingen als er begonnen hat.

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