Scheinreich

Ich brauche Bargeld für die Bezahlung der Reperatur meines Autos. Dieses bekomme ich nicht an einem Geldautomaten wie in jedem anderen Land. Nein, in Argentinien funktioniert das anders. Unser gesamter Vormittag beschäftigte sich heute damit, an Bargeld zu kommen. Eine witzige Geschichte. Wir nehmen erstmal wieder den Bus um 1 Stunde zu fahren, wieder für ca 6ct. Guadalupe muss erstmal zu einem Checkup zum Arzt. Ich begleite sie, was auch eine neue Erfahrung ist. Witzigerweise muss man hier wie überall, erstmal eine Nummer ziehen. Danach wird man aufgerufen, muss zur Rezeption, wird registriert in dem man seine Identifikationsnummer ansagt. Genau, seine Versicherungskarte muss man hier nicht vorzeigen. Mit der Nummer haben sie alle Daten. Man setzt sich wieder hin und wartet abermals bis die Nummer wieder auf dem Bildschirm erscheint und man zum Arzt hinein kann. Interessantes System in meinen deutschen Augen. Danach darf gefrühstückt werden. Wir gönnen uns ein Alfajor bei der Kette Havanna, sehr lecker! Zwei Kekse mit Milchkaramell gefüllt und Schokolade überzogen. Danach geht die Suche nach Bargeld los. Wir suchen nach einem Western Union. Einer ist nur 3 Blocks entfernt. Ja, die Entfernungen werden hier nicht in Minuten oder Metern angegeben, sondern in Blocks, denn 1 Block ist ziemlich genau 100mx100m und eine Gehminute lang. Wir kommen also nach 3 Minuten, beim ersten an. Man sagt uns, dass auch, wenn draußen Western Union dransteht, es keiner ist. Also zum nächsten, der gottseidank direkt um die Ecke ist. Gleiches Problem. Naja, so ist das in Argentinien. Guadalupe meint, nicht immer das, was draußen dran steht, wird drinnen angeboten. Dann eben wieder auf Google Maps schauen, wo der nächste ist. 4 Blocks nach Norden, also los. Dieser ist geöffnet und sogar das, was er zu sein scheint, ein Western Union. Kurz zur Erklärung, für alle, die nicht wissen, was das ist. Man kann sich von seinem Bankkonto Geld an Western Union schicken, bekommt dann einen Code, mit dem man gemeinsam mit seinem Pass das Geld in Bar abheben kann, denn vom Bankautomaten bekommt man hier maximal 15€. Ich zeige also meinen Code und die Dame erklärt uns, dass sie nicht so viel Geld habe und abheben in Teilstücken sei nicht möglich. Sie gibt uns die Adresse der Hauptfiliale des Viertels und schickt uns dort hin. Also wieder 7 Blocks nach Süden und 3 Blocks nach Westen. Da wäre nur ein kleines Problem: Mein Code sagt aus, dass ich 1000€ gesendet habe, was ca 1.300.000 Pesos sind. Hier gibt es nur 1000-Pesos-Scheine als maximalen Betrag. Wir haben keinen Rucksack dabei, aber wir werden einen riesen Batzen Geld bekommen. Wir fragen in einem Laden nach, ob wir eine Tüte bekommen könnten, aber natürlich haben sie keine ;). Gut, dass die Stadt nicht all zu ordentlich ist und so stolpere ich quasi über einen nagelneuen Schuhkarton. Ich denke mir perfekte Tarnung und perfekte Größe. Wir kommen im Western Union an, ich zeige meine Nummer und meinen Pass und bekomme das Geld. Und tatsächlich passt es perfekt in den Karton. Ich komme aus dem Lachen nicht mehr raus und komme mir vor wie ein Bankräuber. Ich bin um viel Scheine reicher und doch nur scheinreich.

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