Tag der Begegnungen

Mein Weg führte mich zunächst Richtung Theater. Eigentlich wollte ich wieder an einer Free-Walking-Tour teilnehmen, jedoch stellte es sich heraus, dass sie Sonntag nicht stattfindet. Immerhin war ich nicht die Einzige. Naja dann eben heute auf eigene Faust. Also ging ich weiter bis zum Friedhof Cementario de la Recoleta. Da er mittlerweile ein richtiges Touristenhighlight ist, muss man ein wenig Eintritt zahlen. Hier machte ich meine erste Begegnung: Man konnte diesmal nur mit Karte zahlen und jemand, der nur Bargeld hatte, fragte mich, ob ich für ihn bezahlen könne. Klar, gar kein Problem. Er gab mir das Bargeld, ich bezahlte für uns beide und fragte ihn, wo er herkomme. Seine Antwort: Germany. Ich musste lachen, die Welt ist doch ein Dorf. Wir unterhielten uns kurz, er bedankte sich und wir gingen unserer Wege. Zweite Begegnung auch im Friedhof: Da ich die ganze Zeit mit meinen Latschen herumlaufe und das nicht gerade wenig an einem Tag, habe ich eine ziemlich böse offene Stelle am Fuß. Hier im Friedhof kann ich gottseidank barfuß laufen, was ich draußen auf den dreckigen Straßen nicht erdenken möchte. Eine Frau sieht meinen Fuß an und gibt mir sofort ein Pflaster. Ob ich noch irgendwas bräuchte? Kann sie noch irgendwie helfen? Nein alles in Ordnung, vielen Lieben Dank. Und so laufe ich jetzt mit Kinderpflaster durch die Welt. Dritte Begegnung, immer noch auf dem Friedhof: Ich sehe einen Mann, er zeichnet die Statue eines Grabes nach. Ich werfe einen kurzen Blick auf sein Bild und kann es mir nicht verkneifen, ihm zu sagen, dass es wirklich unglaublich schön ist. Wir kommen ins Gespräch und unterhalten uns kurz über seine Arbeit und meine Reise. Da ich ihn nicht länger stören will, schlender ich weiter über den Friedhof – anmutig, ruhig, riesige Mausoleen, wunderschöne Grabkammern, hier und da etwas unheimlich wenn man sich vorstellt, man wäre hier nachts allein, prunkvoll, niemals schlicht. Leider habe ich absolut keine Ahnung von den ganzen Namen, die hier so auf den Grabkammern stehen. Einige Präsidenten finden hier ihre letzte Ruhe. Irgendwann ist dann auch wieder mit der Ruhe Schluss und ich stürze mich in die Touristenmassen vor dem Friedhof. Ich kaufe mir etwas zu Essen, lege mich in den Park und nicke kurz weg. Ich schrecke auf weil irgendwas Feuchtes an meiner Hand ist. Ich wurde von einem Hund geweckt, der Besitzer entschuldigt sich, wir quatschen kurz und er geht weiter. Ich kann auch nicht mehr ruhen und gehe zur Abkühlung in eine Galerie. Als ich wieder rausgehen möchte, hat es sich tatsächlich abgekühlt und schüttet wie aus Eimern. Die Stadt ist nun plötzlich wie leer gefegt, kein Platz für freundliche Begegnungen mehr. Nur die Obdachlosen sind noch zu sehen, wie sie ihre sieben Sachen halbwegs wasserdicht verstauen und den Regen als Dusche genießen. Ich habe zwar die Dusche nicht ganz so nötig, aber irgendwann muss ich auch mal aus dem Laden raus. Nach 20 Minuten bin ich komplett durchnässt. Heute nur noch mit der Metro zu Guada fahren und dort eine heiße Dusche genießen und in trockene Kleidung hüpfen.

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